Partner
Stoffel 2016
Friedliche Koexistenz
Vier Wochen Stoffel im Günthersburgpark. Ab 15. Juli gibt es wie jedes Jahr ein vielseitiges Programm. Viel Musik, Lesungen und Kindertheater. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Filippo Tiberia BIld) und Petra Gismann vom Stalburg Theater.
JOURNAL FRANKFURT: Es war ja schon relativ früh zu Beginn des Stoffel 2015 klar, dass es Anwohnerbeschwerden gab. Aussitzen ging da nicht, also besser in die Offensive gehen, den Dialog suchen ...
Filippo Tiberia: Die Vorlaufzeit des Festivals war 2015 wie immer. Das beginnt spätestens im Februar und wird dann intensiviert. Während unserer Planung wussten wir vom drohenden „Ruhetag" nicht wirklich etwas. Das kam dann ziemlich kurzfristig und überraschend. Dann wurde verhandelt, wie wir einen „Ruhetag“ auf die Schnelle einfügen konnten und sind als Konsens auf diesen „ruhigen Montag" gekommen. Wir mussten dann leider den vier betroffenen Bands absagen, die da eigentlich fix eingeplant waren. Da es in den Vorjahren regelmäßig Beschwerden aus der Nachbarschaft gab, war uns bekannt und nichts Neues. Deswegen laden wir diese ja auch immer zum Festival ein, um in friedlicher Koexistenz miteinander vier schöne, unbeschwerte Wochen verbringen zu können.
Petra Gismann: Circa 200 Anwohner erhalten seit Jahren jedes Jahr vor Stoffel-Beginn ein Schreiben mit zwei Getränkegutscheinen, der Bitte um Verständnis und der Telefonhotline falls es ihnen mal zu bunt wird. Letztes Jahr bin ich direkt hingefahren und habe die Leute besucht die sich beschwert hatten, was sehr nett war.
Tiberia: Wir wollen niemanden etwas Böses, wissen aber sehr wohl, dass eine solche Veranstaltung für einige Anwohner eine gewisse Belastung darstellt. Auf der anderen Seite machen wir sehr, sehr vielen Menschen eine große Freude damit und die stellen eine Mehrheit dar.
Was genau waren die Beschwerden... Ging es da nur um die Lautstärke? Ok: je nachdem wie der Wind steht, trägt es auch mal Töne hinein ins nahe Nordend auf der einen, und nach Bornheim auf die andere Seite. Aber bei erlaubten 60 Dezibel (ist ja manchmal von der Musik schon hinter dem Mixerturm wenig bis nichts mehr zu hören...
Tiberia: Die Lautstärke allein ist nicht das Problem. Es spielen so viele Faktoren wie Wetter, Luftdruck, Windrichtung, Luftfeuchte etc. eine Rolle, wie der Schallpegel subjektiv von Außenstehenden wahrgenommen wird. Wir werden vom Ordnungsamt zu Beginn des Stoffels eingemessen und amtlich versiegelt. Daran halten wir uns auch. Ab einem gewissen Pegel von Publikumsgeräuschen könne wir z.B. bei Wortbeiträgen aufgrund der Limitierung nicht mehr über den „Grundlärm" drüber pegeln und man versteht tatsächlich kaum etwas. Dennoch haben wir aus Rücksicht auf die Anwohner die Delay-Line(Anm. der Redaktion: zusätzliche Lautsprecher, die weiter nach hinten abstrahlen) hinter dem FoH-Turm (Mixerturm) weggelassen. Das wird auch 2016 so sein.
Die Anwohner beklagen aber nicht nur den Lärm, sondern auch mangelnde Parkmöglichkeiten oder den Müll im Park. Wir fordern zwar das Publikum auf, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stoffel zu kommen, aber wir können das nicht vorschreiben. Und würden die Zuschauer nicht so viele Getränke und Essen selbst mitbringen, sondern unser Bewirtungs-Angebot wahrnehmen, wäre das Müllproblem ein geringeres.
Gismann: Würden die Zuschauer die sich selbst Getränke und Essen mitbringen, wogegen wir erst einmal nix haben, ihre leeren Flaschen und ihren Müll auch wieder mit nach Hause nehmen wäre das Müllproblem schon weniger gravierend.
Tiberia: Aber auch das liegt nicht in unsere Macht, da wir nicht - wie bei anderen großen Festivals üblich - eingezäunt sind und Eintritt verlangen. Wir appellieren an die Solidarität zum Stoffel! Andererseits loben uns die Anwohner übrigens auch, dass der Abschnitt des Parks, in dem Stoffel stattfindet, den ganzen restlichen Sommer nicht so sauber aussieht wie während unserer Veranstaltung.
Gismann: Im letzten Jahr hat das Gartenamt zusätzliche Müllkörbe aufgestellt, was hilfreich war.
Ihr hattet mit Blick auf 2016 sehr bald eine Unterschriftenaktion initiiert. Wann war das und wie hat sie die entwickelt?
Gismann: Die Petition wurde am 24.6.15 gestartet und hatte bis zum Ende des Jahres mehr als 14.000 Unterschriften. Anfang 2016 ist sie an die Stadt übergeben worden. In persönlichen Briefen wurde uns vom Oberbürgermeister Peter Feldmann, dem Kulturdezernenten Felix Semmelroth und vom Ordnungsdezernenten Marcus Frank Unterstützung zugesagt.
Ich erinnere mich an einen Besuch von OB Peter Feldmann, der ein klares Bekenntnis zum Stoffel von der Bühne herunter formulierte. Erinnert ihr euch noch an seine Argumente für das Fest und wie wichtig war das für euch? Eher „nur“ moralisch stützend oder mehr? Bindend sind ja seine Entschlüsse an der Stelle im Magistrat nicht.
Gismann: Wie gesagt: Uns wurde Unterstützung zugesagt. Und uns wurde von mehreren Seiten Fraktionsübergreifend die Wichtigkeit von Stoffel für den Frankfurter Kultur-Sommer attestiert. Das war uns wichtig und hat uns gefreut. Wenn jetzt noch die Notwendigkeit gesehen wird, dass sich sowas nicht komplett von ganz alleine finanzieren lässt, wäre das noch schöner. Für Stoffel bekommen wir seit 2013 jährlich 15.000 Euro, dieses Jahr haben wir zur Vorbereitung bisher 14.000 Euro bekommen. Etwas mehr wäre schon eine Entlastung und eine zusätzliche Absicherung für den Fall, dass Stoffel mal richtig ins Wasser fällt wäre hilfreich. Ansonsten hoffen wir natürlich weiterhin darauf, dass unser Publikum zu schätzen weiß, was ihm da geboten wird, unsere roten Eimer weiter füttert und kräftig konsumiert.
Was die Programmplanung für 2016 betrifft: hattet ihr die schon vorangetrieben vor der endgültigen Entscheidung weil für euch klar war, der Stoffel muss stattfinden, oder seid ihr erst danach in die Vollen gegangen?
Gismann: Wir sind nie davon ausgegangen, dass Stoffel nicht stattfindet. Die Gespräche waren dieses Jahr frühzeitig und klärend. Wir hatten Anfang des Jahres, wie vereinbart, einen Termin beim Ordnungsamt bei dem sich rausstellte, dass wir in 2015 so toll waren, dass die Beschwerdelage etwas zurückgegangen ist. Daher konnten wir den „Ruhigen Montag“ auch in 2016 fortführen.
Tiberia: Diese finanziellen Zwänge und das unzulängliche Budget ist ja nichts Neues für uns. Wir sind diesbezüglich sturmerprobt und gehen grundsätzlich positiv an die Arbeit. Wir haben unabhängig von allen Sorgen und Nöten wie jedes Jahr geplant und organisiert. Das kannst Du auch nicht aufschieben und dann alles hektisch in letzter Sekunde zusammenschustern. Also haben wir wie immer alles so vorbereitet, auf dass auch ein Stoffel 2016 gelingen möge. Der einzige Unterschied zu den letzten Jahren war, dass bereits im Vorfeld von uns abermals ein „ruhiger Montag“ eingeplant wurde und zusätzlich als Angebot an die Anwohner ein „teilruhiger Dienstag“. An diesem Tag wird es erst ein Wortprogramm geben, gefolgt von jeweils Music-Acts der eher ruhigen Sorte. Qualitativ leidet das Stoffel-Programm unter beiden Maßnahmen in keinster Weise!
Wie unterschiedet sich das diesjährige Programm vom letztjährigen, wo setzt man auf bewährte Namen (wenn auch z.T. in Abwandlungen bei bei Three Fall), wer sind die neuen, die es zu entdecken gilt (z.B. June Cocó). Wie wirkt sich der ruhige Montag aus?
Tiberia: Schön, dass Du ausgerechnet Three Fall als „bewährt" bezeichnest. Die waren gerade einmal zwei Mal dabei (wobei der erste Termin fürchterlich verregnet war!) und haben sich derart wohl gefühlt, dass sie sehr gerne wieder dabei sein möchten. Ihre künstlerische Qualität steht außer Frage, daher sind sie natürlich sehr gerne willkommen. Sie sind ja auch großartig beim Publikum angekommen.
„Bewährt" wären da eher die Develished Double Dylans, Papa Legba's Blues Lounge. Rainer Weisbecker etc., die wirklich oft beim Stoffel gespielt haben und die wir auch immer sehr gerne dabeihatten, weil es tolle Musiker und liebe Menschen sind. Aber irgendwann muss auch mal Platz für Änderungen sein! Deshalb waren diese die letzten beiden Jahre nicht dabei. Nach unserem 10-jährigen Jubiläumsstoffel 2013 haben wir das Musikprogramm aufgrund des Bewerbungsstaus, der sich in den Jahren gebildet hatte, komplett runderneuert und musikalisch auch ganz neue Wege eingeschlagen. Zum Beispiel eben Three Fall, die vor fünf, sechs Jahren beim Stoffel vermutlich undenkbar gewesen wären. Mittlerweile weiß unser Publikum, dass es bei uns immer wieder spannende, neue Künstler zu entdecken gibt, von denen sie bislang nichts gehört haben. Seit 2014 waren jedes Jahr zwischen 30-34 neue Künstler beim Stoffel. Das entspricht also der Hälfte des Programms. Das restliche Line-Up wurde von jungen Bekannten gebildet, die auch nur maximal zwei Mal beim Stoffel aufgetreten sind. Und das wird auch 2016 so sein! Die Frischzellenkur hält also an. Diese Jahr wird neben der genannten June Cocó (Foto) vor allem Clara Valente, Tim McMillan, Hand in Hand, Carlos Jerez, I:ZI, Emersound, Joern and the Michaels, St. Beaufort, Pitanga em Pé de Amora, Max Clouth Clan, Wann Dann, Pulsar Trio und Erik Penny eine Entdeckung wert sein. Nicht zu vergessen unsere „Überraschungs-Gäste" am 17.07 um 20:00 Uhr! Interessant wird auch Mika Setzer, Casey & Tomek, Peter Reimer, Lauschig, Natszo, byebye, Juliana da Silva, The Sunmoth und Mikroherz. Selbstverständlich auch unsere neuen WortkünstlerInnen wie Lisa Catena, Lisa Eckhart, Rum & Ähre und Alfred Mittermeier.
Das Programm ist wieder sehr bunt und vielseitig zusammengesetzt, das künstlerische und musikalische Niveau ist hoch. Für Jede und Jeden sollte sich etwas finden lassen. Oder man begibt sich auf eine Entdeckungsreise, genießt die tolle Atmosphäre des Festivals und ist einfach mittendrin bei einem der schönsten Sommervergnügen in Frankfurt.
Neben den jährlich wiederkehrenden Problemen mit dem Stoffel, die ihr immer, organisatorisch wie finanziell, irgendwie immer mit Bravour gemeistert habt, gibt es nun ja grundlegende Probleme mit dem Stammhaus. Gerade ging ein „Brandbrief" (Zitat: Wir sind so gut, dass wir vielleicht bald zumachen müssen) an die Stadt. Was genau erhofft ihr euch an Unterstützung und wie wirkt sich die Aktion jetzt aktuell auf den Stoffel 2016 aus. Werdet ihr ihn als Plattform benutzen, um die Problematik auch da öffentlich zu machen, in die Diskussion zu bringen?
Gismann: Wir hätten gerne eine etwas gerechtere Verteilung der Mittel. Die eingesetzte Jury, hat dem Stalburg Theater die gleiche Summe wie in den Vorjahren für die kommenden zwei Jahre zugesprochen in ihrer Empfehlung. Da das schon in den vergangenen Jahren viel zu wenig war,hatten wir,um gestiegene Lohnkosten, Mieten und und und ausgleichen zu können, eine viel höhere Summe für die kommenden Jahre beantragt. Da diesem Wunsch so gar nicht entsprochen wurde, mussten wir jetzt klar machen, dass es ohne Erhöhung einfach nicht mehr weiter geht. Im Augenblick werden Häuser und Gruppen durcheinander gewürfelt und damit Birnen mit Äpfeln verglichen. Wirtschaftliche Aspekte werden in keinster Weise berücksichtigt. Wäre das so, wäre das Stalburg Theater ganz weit vorne. Die von der Koalition verkündeten zusätzlichen Mittel müssen ja noch verteilt werden und das Stalburg Theater möchte davon etwas abhaben. Und sicher werden wir auch den Stoffel nutzen um die Diskussion weiter am laufen zu halten.
Filippo Tiberia: Die Vorlaufzeit des Festivals war 2015 wie immer. Das beginnt spätestens im Februar und wird dann intensiviert. Während unserer Planung wussten wir vom drohenden „Ruhetag" nicht wirklich etwas. Das kam dann ziemlich kurzfristig und überraschend. Dann wurde verhandelt, wie wir einen „Ruhetag“ auf die Schnelle einfügen konnten und sind als Konsens auf diesen „ruhigen Montag" gekommen. Wir mussten dann leider den vier betroffenen Bands absagen, die da eigentlich fix eingeplant waren. Da es in den Vorjahren regelmäßig Beschwerden aus der Nachbarschaft gab, war uns bekannt und nichts Neues. Deswegen laden wir diese ja auch immer zum Festival ein, um in friedlicher Koexistenz miteinander vier schöne, unbeschwerte Wochen verbringen zu können.
Petra Gismann: Circa 200 Anwohner erhalten seit Jahren jedes Jahr vor Stoffel-Beginn ein Schreiben mit zwei Getränkegutscheinen, der Bitte um Verständnis und der Telefonhotline falls es ihnen mal zu bunt wird. Letztes Jahr bin ich direkt hingefahren und habe die Leute besucht die sich beschwert hatten, was sehr nett war.
Tiberia: Wir wollen niemanden etwas Böses, wissen aber sehr wohl, dass eine solche Veranstaltung für einige Anwohner eine gewisse Belastung darstellt. Auf der anderen Seite machen wir sehr, sehr vielen Menschen eine große Freude damit und die stellen eine Mehrheit dar.
Was genau waren die Beschwerden... Ging es da nur um die Lautstärke? Ok: je nachdem wie der Wind steht, trägt es auch mal Töne hinein ins nahe Nordend auf der einen, und nach Bornheim auf die andere Seite. Aber bei erlaubten 60 Dezibel (ist ja manchmal von der Musik schon hinter dem Mixerturm wenig bis nichts mehr zu hören...
Tiberia: Die Lautstärke allein ist nicht das Problem. Es spielen so viele Faktoren wie Wetter, Luftdruck, Windrichtung, Luftfeuchte etc. eine Rolle, wie der Schallpegel subjektiv von Außenstehenden wahrgenommen wird. Wir werden vom Ordnungsamt zu Beginn des Stoffels eingemessen und amtlich versiegelt. Daran halten wir uns auch. Ab einem gewissen Pegel von Publikumsgeräuschen könne wir z.B. bei Wortbeiträgen aufgrund der Limitierung nicht mehr über den „Grundlärm" drüber pegeln und man versteht tatsächlich kaum etwas. Dennoch haben wir aus Rücksicht auf die Anwohner die Delay-Line(Anm. der Redaktion: zusätzliche Lautsprecher, die weiter nach hinten abstrahlen) hinter dem FoH-Turm (Mixerturm) weggelassen. Das wird auch 2016 so sein.
Die Anwohner beklagen aber nicht nur den Lärm, sondern auch mangelnde Parkmöglichkeiten oder den Müll im Park. Wir fordern zwar das Publikum auf, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stoffel zu kommen, aber wir können das nicht vorschreiben. Und würden die Zuschauer nicht so viele Getränke und Essen selbst mitbringen, sondern unser Bewirtungs-Angebot wahrnehmen, wäre das Müllproblem ein geringeres.
Gismann: Würden die Zuschauer die sich selbst Getränke und Essen mitbringen, wogegen wir erst einmal nix haben, ihre leeren Flaschen und ihren Müll auch wieder mit nach Hause nehmen wäre das Müllproblem schon weniger gravierend.
Tiberia: Aber auch das liegt nicht in unsere Macht, da wir nicht - wie bei anderen großen Festivals üblich - eingezäunt sind und Eintritt verlangen. Wir appellieren an die Solidarität zum Stoffel! Andererseits loben uns die Anwohner übrigens auch, dass der Abschnitt des Parks, in dem Stoffel stattfindet, den ganzen restlichen Sommer nicht so sauber aussieht wie während unserer Veranstaltung.
Gismann: Im letzten Jahr hat das Gartenamt zusätzliche Müllkörbe aufgestellt, was hilfreich war.
Ihr hattet mit Blick auf 2016 sehr bald eine Unterschriftenaktion initiiert. Wann war das und wie hat sie die entwickelt?
Gismann: Die Petition wurde am 24.6.15 gestartet und hatte bis zum Ende des Jahres mehr als 14.000 Unterschriften. Anfang 2016 ist sie an die Stadt übergeben worden. In persönlichen Briefen wurde uns vom Oberbürgermeister Peter Feldmann, dem Kulturdezernenten Felix Semmelroth und vom Ordnungsdezernenten Marcus Frank Unterstützung zugesagt.
Ich erinnere mich an einen Besuch von OB Peter Feldmann, der ein klares Bekenntnis zum Stoffel von der Bühne herunter formulierte. Erinnert ihr euch noch an seine Argumente für das Fest und wie wichtig war das für euch? Eher „nur“ moralisch stützend oder mehr? Bindend sind ja seine Entschlüsse an der Stelle im Magistrat nicht.
Gismann: Wie gesagt: Uns wurde Unterstützung zugesagt. Und uns wurde von mehreren Seiten Fraktionsübergreifend die Wichtigkeit von Stoffel für den Frankfurter Kultur-Sommer attestiert. Das war uns wichtig und hat uns gefreut. Wenn jetzt noch die Notwendigkeit gesehen wird, dass sich sowas nicht komplett von ganz alleine finanzieren lässt, wäre das noch schöner. Für Stoffel bekommen wir seit 2013 jährlich 15.000 Euro, dieses Jahr haben wir zur Vorbereitung bisher 14.000 Euro bekommen. Etwas mehr wäre schon eine Entlastung und eine zusätzliche Absicherung für den Fall, dass Stoffel mal richtig ins Wasser fällt wäre hilfreich. Ansonsten hoffen wir natürlich weiterhin darauf, dass unser Publikum zu schätzen weiß, was ihm da geboten wird, unsere roten Eimer weiter füttert und kräftig konsumiert.
Was die Programmplanung für 2016 betrifft: hattet ihr die schon vorangetrieben vor der endgültigen Entscheidung weil für euch klar war, der Stoffel muss stattfinden, oder seid ihr erst danach in die Vollen gegangen?
Gismann: Wir sind nie davon ausgegangen, dass Stoffel nicht stattfindet. Die Gespräche waren dieses Jahr frühzeitig und klärend. Wir hatten Anfang des Jahres, wie vereinbart, einen Termin beim Ordnungsamt bei dem sich rausstellte, dass wir in 2015 so toll waren, dass die Beschwerdelage etwas zurückgegangen ist. Daher konnten wir den „Ruhigen Montag“ auch in 2016 fortführen.
Tiberia: Diese finanziellen Zwänge und das unzulängliche Budget ist ja nichts Neues für uns. Wir sind diesbezüglich sturmerprobt und gehen grundsätzlich positiv an die Arbeit. Wir haben unabhängig von allen Sorgen und Nöten wie jedes Jahr geplant und organisiert. Das kannst Du auch nicht aufschieben und dann alles hektisch in letzter Sekunde zusammenschustern. Also haben wir wie immer alles so vorbereitet, auf dass auch ein Stoffel 2016 gelingen möge. Der einzige Unterschied zu den letzten Jahren war, dass bereits im Vorfeld von uns abermals ein „ruhiger Montag“ eingeplant wurde und zusätzlich als Angebot an die Anwohner ein „teilruhiger Dienstag“. An diesem Tag wird es erst ein Wortprogramm geben, gefolgt von jeweils Music-Acts der eher ruhigen Sorte. Qualitativ leidet das Stoffel-Programm unter beiden Maßnahmen in keinster Weise!
Wie unterschiedet sich das diesjährige Programm vom letztjährigen, wo setzt man auf bewährte Namen (wenn auch z.T. in Abwandlungen bei bei Three Fall), wer sind die neuen, die es zu entdecken gilt (z.B. June Cocó). Wie wirkt sich der ruhige Montag aus?
Tiberia: Schön, dass Du ausgerechnet Three Fall als „bewährt" bezeichnest. Die waren gerade einmal zwei Mal dabei (wobei der erste Termin fürchterlich verregnet war!) und haben sich derart wohl gefühlt, dass sie sehr gerne wieder dabei sein möchten. Ihre künstlerische Qualität steht außer Frage, daher sind sie natürlich sehr gerne willkommen. Sie sind ja auch großartig beim Publikum angekommen.
„Bewährt" wären da eher die Develished Double Dylans, Papa Legba's Blues Lounge. Rainer Weisbecker etc., die wirklich oft beim Stoffel gespielt haben und die wir auch immer sehr gerne dabeihatten, weil es tolle Musiker und liebe Menschen sind. Aber irgendwann muss auch mal Platz für Änderungen sein! Deshalb waren diese die letzten beiden Jahre nicht dabei. Nach unserem 10-jährigen Jubiläumsstoffel 2013 haben wir das Musikprogramm aufgrund des Bewerbungsstaus, der sich in den Jahren gebildet hatte, komplett runderneuert und musikalisch auch ganz neue Wege eingeschlagen. Zum Beispiel eben Three Fall, die vor fünf, sechs Jahren beim Stoffel vermutlich undenkbar gewesen wären. Mittlerweile weiß unser Publikum, dass es bei uns immer wieder spannende, neue Künstler zu entdecken gibt, von denen sie bislang nichts gehört haben. Seit 2014 waren jedes Jahr zwischen 30-34 neue Künstler beim Stoffel. Das entspricht also der Hälfte des Programms. Das restliche Line-Up wurde von jungen Bekannten gebildet, die auch nur maximal zwei Mal beim Stoffel aufgetreten sind. Und das wird auch 2016 so sein! Die Frischzellenkur hält also an. Diese Jahr wird neben der genannten June Cocó (Foto) vor allem Clara Valente, Tim McMillan, Hand in Hand, Carlos Jerez, I:ZI, Emersound, Joern and the Michaels, St. Beaufort, Pitanga em Pé de Amora, Max Clouth Clan, Wann Dann, Pulsar Trio und Erik Penny eine Entdeckung wert sein. Nicht zu vergessen unsere „Überraschungs-Gäste" am 17.07 um 20:00 Uhr! Interessant wird auch Mika Setzer, Casey & Tomek, Peter Reimer, Lauschig, Natszo, byebye, Juliana da Silva, The Sunmoth und Mikroherz. Selbstverständlich auch unsere neuen WortkünstlerInnen wie Lisa Catena, Lisa Eckhart, Rum & Ähre und Alfred Mittermeier.
Das Programm ist wieder sehr bunt und vielseitig zusammengesetzt, das künstlerische und musikalische Niveau ist hoch. Für Jede und Jeden sollte sich etwas finden lassen. Oder man begibt sich auf eine Entdeckungsreise, genießt die tolle Atmosphäre des Festivals und ist einfach mittendrin bei einem der schönsten Sommervergnügen in Frankfurt.
Neben den jährlich wiederkehrenden Problemen mit dem Stoffel, die ihr immer, organisatorisch wie finanziell, irgendwie immer mit Bravour gemeistert habt, gibt es nun ja grundlegende Probleme mit dem Stammhaus. Gerade ging ein „Brandbrief" (Zitat: Wir sind so gut, dass wir vielleicht bald zumachen müssen) an die Stadt. Was genau erhofft ihr euch an Unterstützung und wie wirkt sich die Aktion jetzt aktuell auf den Stoffel 2016 aus. Werdet ihr ihn als Plattform benutzen, um die Problematik auch da öffentlich zu machen, in die Diskussion zu bringen?
Gismann: Wir hätten gerne eine etwas gerechtere Verteilung der Mittel. Die eingesetzte Jury, hat dem Stalburg Theater die gleiche Summe wie in den Vorjahren für die kommenden zwei Jahre zugesprochen in ihrer Empfehlung. Da das schon in den vergangenen Jahren viel zu wenig war,hatten wir,um gestiegene Lohnkosten, Mieten und und und ausgleichen zu können, eine viel höhere Summe für die kommenden Jahre beantragt. Da diesem Wunsch so gar nicht entsprochen wurde, mussten wir jetzt klar machen, dass es ohne Erhöhung einfach nicht mehr weiter geht. Im Augenblick werden Häuser und Gruppen durcheinander gewürfelt und damit Birnen mit Äpfeln verglichen. Wirtschaftliche Aspekte werden in keinster Weise berücksichtigt. Wäre das so, wäre das Stalburg Theater ganz weit vorne. Die von der Koalition verkündeten zusätzlichen Mittel müssen ja noch verteilt werden und das Stalburg Theater möchte davon etwas abhaben. Und sicher werden wir auch den Stoffel nutzen um die Diskussion weiter am laufen zu halten.
13. Juli 2016, 16.17 Uhr
Detlef Kinsler
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Sieben Vorführungen in Frankfurt
Italo-Französische Filmwoche
Auch in diesem November heißt es wieder: Frankreich gegen Italien. Die französische Filmwoche und Verso Sud buhlen erneut parallel um die Zuschauergunst als letzte Frankfurter Filmreihen in diesem Jahr.
Text: Gregor Ries / Foto: Der Porträtfilm „Ciao, Marcello - Mastroianni L'Antidivo” von Regisseur Fabrizio Corallo © DFF
KulturMeistgelesen
- Kunstausstellung in EschbornGesammelte Fotografien der Deutschen Börse
- Lilian Thuram in FrankfurtFranzösische Fußballlegende spricht über Rassismus
- Literatur in FrankfurtNeue Lesebühne im Café Mutz
- Filmfestival in WiesbadenExground Filmfest legt Fokus auf Flucht und Migration
- No Other LandEin Skandalfilm, der keiner sein will
23. November 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen