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Städelabsolventen im MMK 3

"Überreste eines Gefängnisausbruchs"

Die Zeichen stehen auf Aufbruch: Im MMK 3 stellen Absolventen der Städelschule zum achten Mal ihre Arbeiten aus. Doch mit dem Ende des Studiums geht noch lange nicht das Ende der Entfaltung einher.
Was bedeutet es Absolvent zu sein? Diese Frage stellten sich nun 26 Abgänger der Städelschule. Die wohl erste Feststellung war, dass sie sich schlecht unter einem Begriff zusammenfassen lassen. So gaben die frisch gebackenen Ex-Städelschüler ihrer Abschlussausstellung kurzer Hand den Titel "Croissant". Weniger wegen ihrer kulinarischen Fertigkeiten, als vielmehr aus Jux und Tollerei. Ein Begriff, der zufällig fiel, wurde immer wieder im Laufe der Vorbereitungen für die Ausstellung aufgegriffen und entwickelte sich zum Running Gag. Doch bedeutet das Adjektiv "croissant(e)" im Französischen auch wachsend, zunehmend, steigend - ein Zustand, der einer neu heranwachsenden Künstlergeneration nicht fremd ist.

Doch nicht nur die Künstler befinden sich noch im Wachstum, auch manche der Arbeiten sind noch unfertig. Zum Beispiel die Installation von Aislinn McNamara. Ihrer Installation "Thema des Tages, Mittwoch, July 13" fügte sie sowohl am Dienstag, als auch am Mittwoch noch Zeitungsartikel hinzu. Die Arbeit setzt sich mit der Verwendung von Sprache und Semantik auseinander. Aber auch der kleine, blaue Sprinter im Durchgang von Stuart Middleton ist nur ein Teil seiner Arbeit. "Puppet 02" stammt aus seinem Animationfilm, der nächstes Jahr fertig werden soll. Den Film dreht der Absolvent in Stop-Motion. Den darin auftauchenden Autos schreibt er spezielle Eigenschaften zu - wie beim Animationsfilm "Cars". Der Sprinter von Mercedes würde dabei die Eurozone verkörpern. Es sei ein Roadmovie. "Im Roadmovie geht es nie um die Straße, es geht um das Zuhause", so Middleton.

Ob die jungen Künstler in der Städelschule ihr Zuhause gefunden haben oder sie es lediglich als eine Station auf ihrem Weg sehen bleibt offen. Für Anders Dickson zumindest nimmt die Schule eine ganz besondere Rolle ein. Seine Arbeit "From Dusk to Dawn" zeigt "Überreste eines Gefängnisausbruchs". Seine Arbeit ist eine biografische Erzählung und spitzt sich auf die Frage zu, was es bedeutet Absolvent zu sein. Dickson arbeitete in seiner Studienzeit an der Städelschule als Hausmeister. So zeigt er unter anderem auch seine Insigne dieser Zeit: den Universalschlüssel. Als Überreste seines Ausbruchs zeigt er einen Flaschenzug, einen Brief den er an sich selbst geschrieben hat - dabei ließ er sich von Briefen von Häftlingen an Priester und Rabbis anregen - und entfesselte Ketten.

Doch die Vielfalt der Themen, mit denen sich die ehemaligen Schüler auseinandergesetzt haben ist groß. Ellen Yeon Kims Skulptur und Performance beschäftigen sich mit der Problematik auferlegter sozialer Rollen und dem potenziellen Scheitern ihrer Erfüllung. James Gregory Atkinson widmet sich der Ästhetik von Subkulturen und deren Missinterpretation. Ihre Themen haben sie in den Medien Malerei, Video, Installation, Performance sowie Skulptur umgesetzt. Die Abgänger stammen aus den Klassen von Peter Fischli, Douglas Gordon, Judith Hopf, Michael Krebber, Tobias Rehberger, Willem de Rooij, Amy Sillman und Josef Strau.

>>> Die Ausstellung "Croissant. Absolventen der Städelschule 2016" ist vom 14. Juli bis 14. August 2016 im MMK 3, in der Domstraße 3 zu sehen. Eröffnung ist am 13. Juli, 19.30 Uhr. Zur Eröffnung sind zwei Performances zu sehen: 20.30 Uhr, Vortragssaal MMK 1, Ellen Yeon Kim, 21 Uhr, MMK 3, Franziska Wildt. Web: mmk-frankfurt.de
 
Fotogalerie: Croissant
 
13. Juli 2016, 11.45 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
 
 
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