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Sparzwänge
Die Kultur auf dem Prüfstand
Die Stadt muss sparen. Auch im kulturellen Bereich. Aber bitte nicht nur da, verlangt der Kulturdezernent. Die Konsolidierung müsse in allen städtischen Bereichen stattfinden.
Die Haushaltsplanungen der Stadt ziehen sich dieses Jahr durch die vorgezogenen Oberbürgermeisterwahlen besonders lange hin. Zudem läuft die Debatte über das städtische Finanzdefizit schon seit einiger Zeit auf Hochtouren. Bis 2020 sollen Ausgaben und Einnahmen ausgeglichen und die Neuverschuldung gestoppt werden. Jahr für Jahr, Stück für Stück. Für das Jahr 2012 rechnet die Stadt derzeit mit einem Defizit von 270 Millionen Euro. Also muss der Rotstift angesetzt werden. Und wenn es um Einsparungen geht, zeigt fast immer irgendeiner irgendwann auf die defizitäre Kultur.
Generell hat Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) auch nichts dagegen, dass in allen städtischen Bereichen geprüft wird, wo gespart werden kann. „Konsolidierungsmaßnahmen: ja! Aber es muss eine ausgeglichene Konsolidierung in allen städtischen Bereichen stattfinden“, befindet der Dezernent. Dass ständig und schon fast exklusiv über kulturelle Einsparungen geredet werde, schmeckt ihm nicht. Zuletzt standen die städtischen Bühnen am Pranger, weil die Personalkosten in den kommenden beiden Jahren um insgesamt 6,3 Prozent steigen. In Euro: 3,7 Millionen. Dabei steht die prozentuale Gehaltserhöhung nicht nur den städtischen Bühnen bevor, sondern ist ein Ergebnis der Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst.
Die Geschäftsführung um Oper und Schauspielhaus, Bernd Fülle, Bernd Loebe und Oliver Reese, ging dennoch in die Offensive und warnte davor, den Spielbetrieb zu gefährden. Ob das ein taktisch kluger Schachzug war, kann zumindest bezweifelt werden. Semmelroth geht lieber in Defensivstellung. „Ich bin der Kulturdezernent. Ich bin immer in Defensivstellung“, sagt der Christdemokrat.
Er sei bereit zu sparen. Erst kürzlich winkte er ob der Möglichkeit ab, im neuen Turm-Carrée eine kulturelle Einrichtung unterzubringen. Nachdem klar war, dass das Volkstheater dort nicht einziehen wird und stattdessen seine Türen schließt, sah der Kulturdezernent keinen Bedarf, dort auf Teufel komm raus Kultur anzusiedeln. Es geht ihm um Qualität, nicht um Quantität. Nur sei es nicht so leicht, diese zu erhalten. In finanziell schwierigen Zeiten umso mehr. Ein Argument für die Kultur sieht Semmelroth darin, dass die Bildung von den Sparzwängen verschont bleiben soll. „Aber wie wollen sie die Bildung von der Kultur lösen?“, fragt er rhetorisch. Das sei nur schwer vorstellbar. „Die Alte Oper ist kulturelle Bildung.“
Zwei Millionen Besucher locken Frankfurts Museen derzeit jährlich an. Hält der Trend an, werden 2012 mehr als 160.000 Gäste die städtischen Bühnen besuchen. So viele wie nie zuvor. Nun bangt der Dezernent um diese Qualität und rechnet damit, dass ab der kommenden Spielzeit ein Teil der Kosten auf die Besucher abgewälzt wird. Die Ticketpreise würden zur Spielzeit 2013/14 bestimmt steigen, so wie auch die Eintrittspreise für den Zoo steigen würden. Semmelroth kann sich eine uneinheitliche Preissteigerung gut vorstellen. Wer ohnehin für einen Logenplatz bezahlt, der sei bestimmt bereit, noch etwas mehr draufzuzahlen, als jemand, der eine Karte für einen günstigeren Innenplatzraum erwirbt. Für den Zoo müssen Besucher bald zehn Euro pro Karte zahlen. Ein noch immer vertretbarer Preis, findet der Kulturdezernent. Im bundesdeutschen Durchschnitt koste ein Besuch 14 Euro.
Eine Version dieses Textes ist im aktuellen Journal Frankfurt (Nummer 13/2012) erschienen.
Generell hat Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) auch nichts dagegen, dass in allen städtischen Bereichen geprüft wird, wo gespart werden kann. „Konsolidierungsmaßnahmen: ja! Aber es muss eine ausgeglichene Konsolidierung in allen städtischen Bereichen stattfinden“, befindet der Dezernent. Dass ständig und schon fast exklusiv über kulturelle Einsparungen geredet werde, schmeckt ihm nicht. Zuletzt standen die städtischen Bühnen am Pranger, weil die Personalkosten in den kommenden beiden Jahren um insgesamt 6,3 Prozent steigen. In Euro: 3,7 Millionen. Dabei steht die prozentuale Gehaltserhöhung nicht nur den städtischen Bühnen bevor, sondern ist ein Ergebnis der Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst.
Die Geschäftsführung um Oper und Schauspielhaus, Bernd Fülle, Bernd Loebe und Oliver Reese, ging dennoch in die Offensive und warnte davor, den Spielbetrieb zu gefährden. Ob das ein taktisch kluger Schachzug war, kann zumindest bezweifelt werden. Semmelroth geht lieber in Defensivstellung. „Ich bin der Kulturdezernent. Ich bin immer in Defensivstellung“, sagt der Christdemokrat.
Er sei bereit zu sparen. Erst kürzlich winkte er ob der Möglichkeit ab, im neuen Turm-Carrée eine kulturelle Einrichtung unterzubringen. Nachdem klar war, dass das Volkstheater dort nicht einziehen wird und stattdessen seine Türen schließt, sah der Kulturdezernent keinen Bedarf, dort auf Teufel komm raus Kultur anzusiedeln. Es geht ihm um Qualität, nicht um Quantität. Nur sei es nicht so leicht, diese zu erhalten. In finanziell schwierigen Zeiten umso mehr. Ein Argument für die Kultur sieht Semmelroth darin, dass die Bildung von den Sparzwängen verschont bleiben soll. „Aber wie wollen sie die Bildung von der Kultur lösen?“, fragt er rhetorisch. Das sei nur schwer vorstellbar. „Die Alte Oper ist kulturelle Bildung.“
Zwei Millionen Besucher locken Frankfurts Museen derzeit jährlich an. Hält der Trend an, werden 2012 mehr als 160.000 Gäste die städtischen Bühnen besuchen. So viele wie nie zuvor. Nun bangt der Dezernent um diese Qualität und rechnet damit, dass ab der kommenden Spielzeit ein Teil der Kosten auf die Besucher abgewälzt wird. Die Ticketpreise würden zur Spielzeit 2013/14 bestimmt steigen, so wie auch die Eintrittspreise für den Zoo steigen würden. Semmelroth kann sich eine uneinheitliche Preissteigerung gut vorstellen. Wer ohnehin für einen Logenplatz bezahlt, der sei bestimmt bereit, noch etwas mehr draufzuzahlen, als jemand, der eine Karte für einen günstigeren Innenplatzraum erwirbt. Für den Zoo müssen Besucher bald zehn Euro pro Karte zahlen. Ein noch immer vertretbarer Preis, findet der Kulturdezernent. Im bundesdeutschen Durchschnitt koste ein Besuch 14 Euro.
Eine Version dieses Textes ist im aktuellen Journal Frankfurt (Nummer 13/2012) erschienen.
6. Juni 2012, 11.43 Uhr
Gerald Schäfer
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