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Sophie Passmann im Mousonturm
Alte weiße Männer
Für ihr Literaturdebüt traf sich Sophie Passmann mit 16 alten weißen Männern, nicht um ihren überrepräsentierten Meinungen mehr Raum zu geben, sondern als Schlichtungsversuch. Von Kritikern gab es Prügel. Am Donnerstag las sie im Mousonturm.
Ein Feuilleton-Liebling ist Sophie Passmanns jüngst erschienenes Buch „Alte weiße Männer – ein Schlichtungsversuch“ nicht gerade. Die taz urteilt, es sei harmlos wie ein Sektfrühstück, nichts sei dabei herausgekommen. Das Handelsblatt bedauert, dass sie die prominentesten Akteure des reaktionären Patriarchats nicht mit dem Feindbild konfrontiert habe. Ähnlich kritisiert die ZEIT, sie habe sich nicht weit genug aus ihrer Filterblase hinausgewagt.
Die kritischen Stimmen kommentiert Passmann in ihrer Lesung des Hessischen Literaturforums im Mousonturm am Donnerstagabend mit Ironie: „Leicht angegeilte Feuilleton-Redakteure mögen mich eben“, sagt sie schelmisch grinsend. Bewusst verzichtet Passmann auf eine Fragerunde. Das schaffe ein beklemmendes Seminarraum-Uni-Gefühl und berge die Gefahr, dass sich ein alter weißer Mann einschleiche, der beginne sich zu zerlegen, sobald man ihm ein wenig Raum schaffe. Das Pubilkum feixt.
Passmann gibt ein Notizbuch ins Publikum, in das es Fragen notieren kann. Den dazu gereichten Kugelschreiber habe sie am taz-Stand der Leipziger Buchmesse gestohlen, um sich nach der vernichtenden Kritik „etwas zurückzuholen“. Zur Auswahl der Interview-Partner sagt Passmann, dass sie vor allem mit jenen weißen alten Männern habe sprechen wollen, die sich in einer Art Grauzone befänden, was das Feindbild betreffe. Ein paar Anfragen seien auch abgelehnt worden, weil man dahinter einen Neomagazin-Royale-Prank vermutet habe: „Einige dachten wohl, dass wir uns zum Gespräch treffen, dann springt Ralf Kabelka aus einer Torte und es ist alles nur ein Gag“, sagt Passmann.
Sie beginnt ihre Lesung mit dem Kapitel, in dem sie sich an der Spree mit Robert Habeck unterhält. Er sei zweifellos „einer von den Guten“, stellt Passmann fest. Bereits der nächste Gesprächspartner fällt aber aus der Grauzone des Feindbildes raus. Rainer Langhans, der seinen Harem als „super feministisches Projekt“ bezeichne, spricht von Opferfeminismus und der Identitätskrise der Frau. Er geht so weit, dass er Uschi Obermayr als Täterfeministin bezeichnet: „ […]die hat nämlich gesagt: Ich kann mir jeden nehmen, den ich will. Und die werden alles für mich tun und das kriege ich auf jeden Fall hin. Das ist für mich positiver Feminismus, ein Täterfeminismus“. Kollektives, schallendes Lachen durchdringt den Raum.
Passmann nimmt einen kräftigen Schluck Riesling und fährt fort mit dem nächsten Gesprächspartner, ihrem Vater, zu dem sie offenbar ein liebevoll kritisches Verhältnis zu haben scheint. Er habe einer katholischen Studentenverbindung angehört und finde etwa, dass Frauen, die in der Öffentlichkeit rauchen, „schlampig“ wirkten. Der durch und durch konservative Papa Passmann folge ihr nicht mehr auf Twitter, er habe sein Profil mittlerweile gelöscht, erzählt Sophie Passmann. Nachdem ihr Chef, Jan Böhmermann, ihm auf Twitter ironisch gefolgt sei, habe Papa Passmann das als Kontaktaufnahme verstanden und ihm private Nachrichten geschickt. Passmann habe ihren Vater darauf angesprochen, der prompt seinen Account gelöscht habe.
Die Autorin schließt ihre Lesung mit Ulf Poschardt. Der Chefredakteur der WELT, FDP-Wähler und leidenschaftlicher Porsche-Fahrer gilt besonders in links-intellektuellen Kreisen als verpöhnt. In dem vorgetragenen Gespräch wird deutlich, dass Poschardt eine Frau wie einen Fikus betrachtet, den man sich zur Verschönerung des Raums aufstellt.
Sophie Passmann ist es gelungen, ihr Buch und die Lesung im Mousonturm ähnlich amüsant wie ein Sektfrühstück zu gestalten und gleichzeitig klar zu machen, dass „Alte weiße Männer“ nicht als Versuch verstanden werden soll, „den Geschlechterkampf wegzulächeln und Sexismus mit einem Glas Wein in der Sonne zu beenden“.
Die kritischen Stimmen kommentiert Passmann in ihrer Lesung des Hessischen Literaturforums im Mousonturm am Donnerstagabend mit Ironie: „Leicht angegeilte Feuilleton-Redakteure mögen mich eben“, sagt sie schelmisch grinsend. Bewusst verzichtet Passmann auf eine Fragerunde. Das schaffe ein beklemmendes Seminarraum-Uni-Gefühl und berge die Gefahr, dass sich ein alter weißer Mann einschleiche, der beginne sich zu zerlegen, sobald man ihm ein wenig Raum schaffe. Das Pubilkum feixt.
Passmann gibt ein Notizbuch ins Publikum, in das es Fragen notieren kann. Den dazu gereichten Kugelschreiber habe sie am taz-Stand der Leipziger Buchmesse gestohlen, um sich nach der vernichtenden Kritik „etwas zurückzuholen“. Zur Auswahl der Interview-Partner sagt Passmann, dass sie vor allem mit jenen weißen alten Männern habe sprechen wollen, die sich in einer Art Grauzone befänden, was das Feindbild betreffe. Ein paar Anfragen seien auch abgelehnt worden, weil man dahinter einen Neomagazin-Royale-Prank vermutet habe: „Einige dachten wohl, dass wir uns zum Gespräch treffen, dann springt Ralf Kabelka aus einer Torte und es ist alles nur ein Gag“, sagt Passmann.
Sie beginnt ihre Lesung mit dem Kapitel, in dem sie sich an der Spree mit Robert Habeck unterhält. Er sei zweifellos „einer von den Guten“, stellt Passmann fest. Bereits der nächste Gesprächspartner fällt aber aus der Grauzone des Feindbildes raus. Rainer Langhans, der seinen Harem als „super feministisches Projekt“ bezeichne, spricht von Opferfeminismus und der Identitätskrise der Frau. Er geht so weit, dass er Uschi Obermayr als Täterfeministin bezeichnet: „ […]die hat nämlich gesagt: Ich kann mir jeden nehmen, den ich will. Und die werden alles für mich tun und das kriege ich auf jeden Fall hin. Das ist für mich positiver Feminismus, ein Täterfeminismus“. Kollektives, schallendes Lachen durchdringt den Raum.
Passmann nimmt einen kräftigen Schluck Riesling und fährt fort mit dem nächsten Gesprächspartner, ihrem Vater, zu dem sie offenbar ein liebevoll kritisches Verhältnis zu haben scheint. Er habe einer katholischen Studentenverbindung angehört und finde etwa, dass Frauen, die in der Öffentlichkeit rauchen, „schlampig“ wirkten. Der durch und durch konservative Papa Passmann folge ihr nicht mehr auf Twitter, er habe sein Profil mittlerweile gelöscht, erzählt Sophie Passmann. Nachdem ihr Chef, Jan Böhmermann, ihm auf Twitter ironisch gefolgt sei, habe Papa Passmann das als Kontaktaufnahme verstanden und ihm private Nachrichten geschickt. Passmann habe ihren Vater darauf angesprochen, der prompt seinen Account gelöscht habe.
Die Autorin schließt ihre Lesung mit Ulf Poschardt. Der Chefredakteur der WELT, FDP-Wähler und leidenschaftlicher Porsche-Fahrer gilt besonders in links-intellektuellen Kreisen als verpöhnt. In dem vorgetragenen Gespräch wird deutlich, dass Poschardt eine Frau wie einen Fikus betrachtet, den man sich zur Verschönerung des Raums aufstellt.
Sophie Passmann ist es gelungen, ihr Buch und die Lesung im Mousonturm ähnlich amüsant wie ein Sektfrühstück zu gestalten und gleichzeitig klar zu machen, dass „Alte weiße Männer“ nicht als Versuch verstanden werden soll, „den Geschlechterkampf wegzulächeln und Sexismus mit einem Glas Wein in der Sonne zu beenden“.
4. April 2019, 12.16 Uhr
Katrin Börsch
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