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Skulpturenwelt im Museumsgarten
Ein Schornstein und ein Mond fürs Städel
Der Garten des Städel wird neu bespielt, am 30. April wird er wieder eingeweiht. Kunst für alle soll dort zu sehen sein, unter anderem ein Schornstein von Jan Svenungsson. Es ist nicht der erste des Künstlers.
Jan Svenungsson bezeichnet sich als Hilfsarbeiter. "Mauern ist viel schwieriger als die meisten Menschen denken", sagt er und blickt auf die beiden Arbeiter, die die letzten Backsteine für den Schornstein aufeinandersetzen. Ein Schornstein also, einer, der auf dem Boden und damit zugleich auf dem Dach des unterirdischen Neubaus des Städelmuseums steht. Der Neubau wurde vor über einem Jahr eröffnet, jetzt im April soll auch der Garten des Hauses quasi neu gestartet werden. Einige schon bekannte, einige neue Skulpturen wurden dort gepflanzt, wurden neu arrangiert. Der Hirte von Markus Lüpertz ist zu sehen, ein Schäfer, der sein Schaf rücklings trägt stammt aus dem Jahr 1986. Der in Frankfurt lebende und an der Städelschule lehrende Tobias Rehberger hat eine Bank beigesteuert, über der ein am Baum befestigter Ball hängt, Capris Mond, der tatsächlich nur leuchtet, wenn auch in Capri derselbige aufgeht. Nur wenige Schritte entfernt steht eine weitere, allerdings weitaus schüchternere Bank, wer sich setzt hört einen Monolog einer Frau, The Bench ist ein Werk von Janet Cardiff und George Bures Miller. Es sind dies zwei Skulpturen, die auch deutlich machen, dass der Garten genutzt und erlebt werden soll von der Frankfurter Bevölkerung und zwar nicht nur zum picknicken auf der Wiese des Erweiterungsbaus, ein Schauspiel, das die Städeldirektion vom Fenster aus bei gutem Wetter (also vor sehr langer Zeit) desöfteren mit Wohlwollen registrierte. "Dieser Garten soll mehr als bisher aber auch widerspiegeln, dass er zu einem Museum gehört", sagt Städel-Direktor Max Hollein beim Rundgang.
Frage an Jan Svenungsson: Ist der Schornstein funktionsfähig? "Natürlich ist er funktionsfähig. Mehr noch: Er ist ein Kunstwerk und wir befinden uns im Garten eines Kunsthauses, er funktioniert also." Der Künstler hatte ursprünglich Schornsteine, Industriedenkmäler also, fotografiert, irgendwann machte er einem Museumsdirektor den Vorschlag, einen vor den Ausstellungsfenstern nachzubauen. Der fand das toll, Herr Svenungsson setzte sich mit Maurerei auseinander, und es sollte nicht sein letzter Schornstein sein. Mittlerweile stehen sie überall auf der Welt, jeder neue einen Meter höher als der letzte. Der im Städel ist nun eine Replikation des zweiten Abzugs, der mittlerweile schon wieder abgerissen wurde. Er soll aber, im Gegensatz zur frühen Arbeit, nicht temporär sein, sondern stehenbleiben. In seiner Heimat Schweden hat Jan Svenungsson es ohnehin schon zu hoher Ehre gebracht. "Neulich stand ich in Tel Aviv an der Passkontrolle und war enttäuscht, keinen Stempel in meinem Reisepass wiederzufinden. Dafür sah ich, dass auf jeder Seite des Ausweises eine schwedische Stadt zu sehen ist, unter anderem Norrköping - mitten auf der Illustration: mein Schornstein!" In Norrköping wächst das Bauwerk übrigens mitten aus einem Gewässer.
Der Städelgarten nun soll am 30. April offiziell eingeweiht werden. Die feierliche Eröffnung der „Skulptur im Städel Garten“ bildet gleichzeitig den Auftakt für die neu ins Leben gerufenen Reihe „Im Städel Garten“, in deren Rahmen ab sofort performative und installative Arbeiten verschiedener Künstler gezeigt werden. Sie beginnt mit der Performance Watering Hole (2013; Dauer: ca. 45 Minuten) der in Frankfurt lebenden Künstlerin Adrian Williams, einer aufwendigen Aufführung, die Musik, Text und Klangobjekte mit einer auf einen weiten Raum bezogenen Choreografie für zahlreiche Musiker und Sänger verbindet. Ermöglicht wird die Reihe „Im Städel Garten“ durch den jüngst gegründeten Förderkreis „Städel Gartengesellschaft“, in dem sich Bürger finanziell engagieren, um Aktionen, Installationen sowie Performances der Gegenwartskunst im Städel Garten möglich und für alle zugänglich zu machen. Die neuen Skulpturen wurden durch das Städelkomitee ermöglicht.
>> Watering Hole
Performance anlässlich der Eröffnung der Skulpturen im Städelgarten von Adrian Williams, 30. April, 20.30 Uhr, Eintritt frei
Weitere Termine: Mittwoch, 1. Mai, 16.00 Uhr, Donnerstag, 2. Mai, 20.00 Uhr, sowie Samstag, 4. Mai, 20.00 Uhr und 21.30 Uhr im Rahmen der „Nacht der Museen“.
Frage an Jan Svenungsson: Ist der Schornstein funktionsfähig? "Natürlich ist er funktionsfähig. Mehr noch: Er ist ein Kunstwerk und wir befinden uns im Garten eines Kunsthauses, er funktioniert also." Der Künstler hatte ursprünglich Schornsteine, Industriedenkmäler also, fotografiert, irgendwann machte er einem Museumsdirektor den Vorschlag, einen vor den Ausstellungsfenstern nachzubauen. Der fand das toll, Herr Svenungsson setzte sich mit Maurerei auseinander, und es sollte nicht sein letzter Schornstein sein. Mittlerweile stehen sie überall auf der Welt, jeder neue einen Meter höher als der letzte. Der im Städel ist nun eine Replikation des zweiten Abzugs, der mittlerweile schon wieder abgerissen wurde. Er soll aber, im Gegensatz zur frühen Arbeit, nicht temporär sein, sondern stehenbleiben. In seiner Heimat Schweden hat Jan Svenungsson es ohnehin schon zu hoher Ehre gebracht. "Neulich stand ich in Tel Aviv an der Passkontrolle und war enttäuscht, keinen Stempel in meinem Reisepass wiederzufinden. Dafür sah ich, dass auf jeder Seite des Ausweises eine schwedische Stadt zu sehen ist, unter anderem Norrköping - mitten auf der Illustration: mein Schornstein!" In Norrköping wächst das Bauwerk übrigens mitten aus einem Gewässer.
Der Städelgarten nun soll am 30. April offiziell eingeweiht werden. Die feierliche Eröffnung der „Skulptur im Städel Garten“ bildet gleichzeitig den Auftakt für die neu ins Leben gerufenen Reihe „Im Städel Garten“, in deren Rahmen ab sofort performative und installative Arbeiten verschiedener Künstler gezeigt werden. Sie beginnt mit der Performance Watering Hole (2013; Dauer: ca. 45 Minuten) der in Frankfurt lebenden Künstlerin Adrian Williams, einer aufwendigen Aufführung, die Musik, Text und Klangobjekte mit einer auf einen weiten Raum bezogenen Choreografie für zahlreiche Musiker und Sänger verbindet. Ermöglicht wird die Reihe „Im Städel Garten“ durch den jüngst gegründeten Förderkreis „Städel Gartengesellschaft“, in dem sich Bürger finanziell engagieren, um Aktionen, Installationen sowie Performances der Gegenwartskunst im Städel Garten möglich und für alle zugänglich zu machen. Die neuen Skulpturen wurden durch das Städelkomitee ermöglicht.
>> Watering Hole
Performance anlässlich der Eröffnung der Skulpturen im Städelgarten von Adrian Williams, 30. April, 20.30 Uhr, Eintritt frei
Weitere Termine: Mittwoch, 1. Mai, 16.00 Uhr, Donnerstag, 2. Mai, 20.00 Uhr, sowie Samstag, 4. Mai, 20.00 Uhr und 21.30 Uhr im Rahmen der „Nacht der Museen“.
Fotogalerie: Skulpturen im Städelgarten
12. April 2013, 06.59 Uhr
nil
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