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Sibylla Flügge mit Tony-Sender-Preis geehrt

Frankfurt setzt Zeichen für die Abschaffung der Paragrafen 218 und 219

Die Juristin Sibylla Flügge ist für ihr langjähriges Engagement im Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen ausgezeichnet worden. Nach der Verleihung wurde demonstriert – aus aktuellem Anlass.
Sibylla Flügge nimmt an diesem Abend den Raum ein. Nicht nur mit ihrer Intelligenz, sondern auch mit ihrem Witz. Die Lacher des Publikums sind auf ihrer Seite, wenn sie Gesetze zum Beischlaf aus den 60ern zitiert, in denen die Frau noch die Pflicht hat, mit einem gewissen Engagement bei der Sache zu sein, auch wenn sie gar keine Lust verspürt. So lustig und grotesk so etwas heutzutage auch klingen mag, schwingt dennoch auch ein Hauch Trauer und Angst im Publikum mit. Warnt doch Sibylla Flügge, dass mit dem Erstarken von rechten, populistischen Parteien die hart erarbeiteten Frauenrechte in Gefahr sind. Sie spielt hierbei auf die extrem niedrige Frauenquote im Bundestag nach dieser Wahl an und erklärt bestimmt: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, die politische Eitelkeit ist nicht weiblich!“

Von Unterdrückung und Rebellion
Sie erzählt an diesem Abend von der schwierigen Zeit als sie beschloss, Juristin zu werden, ein damals noch extrem Männerdominiertes Metier. Juristinnen mussten feministische Positionen in juristische Sprache übersetzten. Ab und an schmettert Flügge selbstgedichtete feministische Lieder mit Zeilen wie „Frauen zerreißt eure Ketten“ aus dieser Zeit ins Mikro. An diesen Stellen merkt das Publikum einmal mehr, hier handelt sich um eine leidenschaftliche Verfechterin der Frauenrechte. Oder wie Stadträtin Rosemarie Heilig sie an diesem Abend bezeichnet: „Sie wird mit dem Tony Sender Preis für ihre langjährige, praxisnahe und beharrliche Arbeit als Feministin, Juristin, Pionierin und Kämpferin für Gleichberechtigung gewürdigt. Und damit steht sie der Namensgeberin des Preises in nichts nach. Tony Sender nannte sich selbst eine Rebellin. Sie rebellierte gegen Unfreiheit und unterdrückende Moralvorstellungen. Ihr Leben war das einer mutigen, unabhängigen Frau. Frauenpolitik war ein Teil ihres Engagements, die Selbstbestimmung der Frau eine notwendige Voraussetzung ihres Engagements. Wie bei Ihnen, liebe Sybilla. Ich freue mich sehr, dass wir heute Abend diesen frauenpolitischen Preis an eine Frankfurter Rebellin der Jetzt-Zeit überreichen dürfen.“

Der Kampf um Gleichberechtigung ist noch lange nicht vorbei
In ihrer Laudatio hob Flügges langjährige Wegbegleiterin und ebenfalls Professorin Ute Sacksofsky die Errungenschaften der Preisträgerin für die feministische Rechtstheorie als auch für die Frankfurter Frauenpolitik hervor. „Als Professorin waren sie Pionierin im Fachgebiet ‚Recht der Frau‘ und gründeten die einflussreiche feministische Rechtszeitschrift Streit mit. Sie waren in der zweiten Frauenbewegung von Anfang an aktiv und setzten sich als Referentin des Frauenreferats für die Verbesserung der Frauengesundheitspolitik ein“, lobte die Vizepräsidentin des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen und Pro-Dekanin des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Goethe-Universität. „Als Frauenbeauftragte kämpften sie für eine familiengerechte Hochschule. Auch die Liste ihres ehrenamtlichen Engagements ist lang, aber ob beruflich oder privat, immer standen die Rechte von Frauen im Mittelpunkt ihres Tuns. Gerade jungen Frauen sind sie Ermutigung und Vorbild zugleich.“

Allein könne man nicht viel erreichen, betonte Flügge an diesem Abend: Wichtig sei es, gemeinsam und in Solidarität für eine Sache einzutreten, dann könne viel verändert werden. Insbesondere wenn Frauen den Eindruck haben, als Frauen ungerecht behandelt, gedemütigt oder verletzt zu werden, sei es wichtig, dies nicht als private Erfahrung abzuspeichern, sondern sich mit anderen Frauen zu vernetzen und dagegen anzugehen.
Zum Abschluss greift Flügge noch den aktuellen Fall der Ärztin aus Kassel auf, die wegen vermeintlicher Werbung für Abtreibung ein Verfahren gegen sich laufen hat. „Das hat mich wütend gemacht und ich war wirklich froh, dass heute um 17 Uhr prompt eine Demo gegen den Paragraf 218 stattgefunden hat. Wir haben schon dagegen demonstriert und ich glaube fest daran, dass die neue Frauenbewegung den Paragraf zur Seite fegen wird. Die Ziele, die sich mit dem Tony-Sender-Preis verbinden, sind zwar von gestern aber noch lange nicht überholt“.






Zum Tony-Sender-Preis:
Alle zwei Jahre verleiht die Stadt Frankfurt den Tony-Sender-Preis zur Förderung und Anerkennung hervorragender und innovativer Leistungen, die der Verwirklichung des verfassungsrechtlichen Gebots der Gleichberechtigung von Mann und Frau dienen und der Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen entgegenwirken.In diesem Jahr stand die Preisverleihung im Zeichen des neuen Schwerpunktthemas des Frauenreferats „Frauen.Macht.Politik.“. In den nächsten zwei Jahren werden Veranstaltungen und Aktionen feministische Errungenschaften und Frauenrechte in den Mittelpunkt rücken. Ziel ist es, Frauen und Männer zu motivieren, sich aktiv und frauenpolitisch bewusst an Stadtpolitik und Wahlen zu beteiligen, Rechtspopulismus zu begegnen und die Rechte von Frauen zu stärken. Höhepunkt im Jahr 2018 ist übrigens das 100-jährige Wahlrecht für Frauen. Zum Jubiläum zeigt das Historische Museum ab August 2018 die Ausstellung: „Damenwahl! 1918/19 Frauen in die Politik“. Das Frauenreferat präsentiert im Rahmen der Feierlichkeiten mit Kooperations-partnern ein vielfältiges Begleitprogramm.
 
Fotogalerie:
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27. November 2017, 11.56 Uhr
Katharina Bruns
 
 
 
 
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