Partner
Schirn Kunsthalle Frankfurt
John Akomfrah – A Space of Empathy
Ab dem 9. November zeigt die Schirn Kunsthalle in Frankfurt eine Ausstellung mit Videoinstallationen des britischen Künstlers John Akomfrah. Es ist die erste umfassende ihrer Art in Deutschland.
Vom Donnerstag, den 9. November, bis zum 28. Januar 2024 zeigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt die Ausstellung „John Akomfrah. A Space of Empathy“. Akomfrah – 1957 geboren und derzeit sesshaft in London – ist in Deutschland bisher wenig bekannt, seine Ausstellung ist die erste umfassende ihrer Art hierzulande. Sie beinhaltet drei bedeutende, raumumspannende Multi-Screen-Installationen aus den vergangenen Jahren: „The Unfinished Conversation“ (2012), „Vertigo Sea“ (2015) und „Becoming Wind“ (2023).
Im Mittelpunkt von Akomfrahs Werken stehen koloniale Vergangenheiten, globale Migration und die Klimakrise. In Form von simultanen Erzählstrukturen und unter Einsatz spezifischer Sound-Effekte bricht Akomfrah mit der Vorstellung von Linearität und der Illusion einer absoluten Wahrheit und verwebt eigene filmische Aufnahmen mit Archivmaterial. „In poetischen und starken Bildern beschreiben seine Installationen die Dringlichkeit seiner Themen, und dies ohne zu moralisieren“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Julia Grosse.
John Akomfrah in seinem Studio in London, 2016 © Smoking Dogs Films; Courtesy Smoking Dogs Films and Lisson Gallery. Foto: Jack Hems
Akomfrah thematisiert Kolonialismus, Migration und den Klimawandel
„The Unfinished Conversation“ ist eine Hommage Akomfrahs an seinen 2014 verstorbenen Bekannten Stuart Hall, den britischen Kulturtheoretiker und Soziologen. Für Hall waren Identität und ethnische Zugehörigkeit keine feststehenden Begriffe, sondern Bestandteile eines „immer unvollendeten Gesprächs“ – daher der Name der Videoinstallation. Sie wirft einen kritischen Blick auf die Gesellschaft Großbritanniens circa 1950/60, macht literarische Referenzen, etwa zu William Blake, Charles Dickens oder Virginia Woolf, und ist mit Jazzmusik sowie den Geräuschen sich drehender Schallplatten untermalt.
„Vertigo Sea“ widmet sich der Beziehung zwischen Mensch und Meer. Akomfrah kombiniert eigene Aufnahmen der Färöer-Inseln, auf Skye und in Norwegen mit atemberaubendem Bildmaterial aus Naturdokumentationen der BBC und Fragmenten der Bücher Moby Dick und Whale Nation: Die Walfangindustrie, der transatlantische Menschenhandel sowie gegenwärtige Tragödien von Geflüchteten bilden als Schrecken das Gegenstück zur Schönheit.
Schönheit und Schrecken stehen sich in Akomfrahs Werken gegenüber
„Becoming Wind“ ist eine allegorische Darstellung des Garten Eden und erzählt die Geschichte seines Verschwindens, von der üppigen Vielfalt einiger Tier- und Pflanzenarten in der Vergangenheit bis zum menschenzentrierten labilen Ökosystem des Anthropozäns. Gleichzeitig begleitet das Video trans* Akteur*innen und Aktivist*innen in ihrem Alltag, die das tiefe Bedürfnis verspüren, die eigene Identität frei zu entfalten.
„Es gäbe keinen besseren Moment, um Akomfrahs essenzielle Fragen an das Miteinander zwischen Mensch und Umwelt nach Deutschland und an die Schirn zu holen – um sie hier zu diskutieren“, findet Direktor Sebastian Baden.
Info
„John Akomfrah. A Space of Empathy“
9. November 2023 bis 28. Januar 2024
Schirn Kunsthalle Frankfurt (am Römerberg)
Zugang zum Leseraum mit Literatur aus Akomfrahs eigener Bibliothek gibt es sogar ohne Ausstellungsticket
Im Mittelpunkt von Akomfrahs Werken stehen koloniale Vergangenheiten, globale Migration und die Klimakrise. In Form von simultanen Erzählstrukturen und unter Einsatz spezifischer Sound-Effekte bricht Akomfrah mit der Vorstellung von Linearität und der Illusion einer absoluten Wahrheit und verwebt eigene filmische Aufnahmen mit Archivmaterial. „In poetischen und starken Bildern beschreiben seine Installationen die Dringlichkeit seiner Themen, und dies ohne zu moralisieren“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Julia Grosse.
John Akomfrah in seinem Studio in London, 2016 © Smoking Dogs Films; Courtesy Smoking Dogs Films and Lisson Gallery. Foto: Jack Hems
„The Unfinished Conversation“ ist eine Hommage Akomfrahs an seinen 2014 verstorbenen Bekannten Stuart Hall, den britischen Kulturtheoretiker und Soziologen. Für Hall waren Identität und ethnische Zugehörigkeit keine feststehenden Begriffe, sondern Bestandteile eines „immer unvollendeten Gesprächs“ – daher der Name der Videoinstallation. Sie wirft einen kritischen Blick auf die Gesellschaft Großbritanniens circa 1950/60, macht literarische Referenzen, etwa zu William Blake, Charles Dickens oder Virginia Woolf, und ist mit Jazzmusik sowie den Geräuschen sich drehender Schallplatten untermalt.
„Vertigo Sea“ widmet sich der Beziehung zwischen Mensch und Meer. Akomfrah kombiniert eigene Aufnahmen der Färöer-Inseln, auf Skye und in Norwegen mit atemberaubendem Bildmaterial aus Naturdokumentationen der BBC und Fragmenten der Bücher Moby Dick und Whale Nation: Die Walfangindustrie, der transatlantische Menschenhandel sowie gegenwärtige Tragödien von Geflüchteten bilden als Schrecken das Gegenstück zur Schönheit.
„Becoming Wind“ ist eine allegorische Darstellung des Garten Eden und erzählt die Geschichte seines Verschwindens, von der üppigen Vielfalt einiger Tier- und Pflanzenarten in der Vergangenheit bis zum menschenzentrierten labilen Ökosystem des Anthropozäns. Gleichzeitig begleitet das Video trans* Akteur*innen und Aktivist*innen in ihrem Alltag, die das tiefe Bedürfnis verspüren, die eigene Identität frei zu entfalten.
„Es gäbe keinen besseren Moment, um Akomfrahs essenzielle Fragen an das Miteinander zwischen Mensch und Umwelt nach Deutschland und an die Schirn zu holen – um sie hier zu diskutieren“, findet Direktor Sebastian Baden.
„John Akomfrah. A Space of Empathy“
9. November 2023 bis 28. Januar 2024
Schirn Kunsthalle Frankfurt (am Römerberg)
Zugang zum Leseraum mit Literatur aus Akomfrahs eigener Bibliothek gibt es sogar ohne Ausstellungsticket
8. November 2023, 12.38 Uhr
Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sina
Claßen >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Ausstellung
Goldene Zeiten – aber nicht für alle
Das Städel Museum Frankfurt widmet Rembrandt erneut eine große Ausstellung. Diesmal stehen die Gruppenbildnisse im Fokus, aber es wird auch kritisch auf das „Goldene Zeitalter“ geblickt.
Text: Jasmin Schülke / Foto: © Bernd Kammerer
KulturMeistgelesen
- Kunstausstellung in EschbornGesammelte Fotografien der Deutschen Börse
- Applaus-Awards 2024Auszeichnungen für Clubs im Rhein-Main-Gebiet
- Literatur in FrankfurtNeue Lesebühne im Café Mutz
- No Other LandEin Skandalfilm, der keiner sein will
- Filmfestival in WiesbadenExground Filmfest legt Fokus auf Flucht und Migration
27. November 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen