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Schirn Kunsthalle
Fantastische Frauen und wo sie zu finden sind
Mit der Schau „Fantastische Frauen“ zeigt die Schirn Kunsthalle den weiblichen Beitrag zum Surrealismus und macht deutlich, dass viele Künstlerinnen mehr waren als nur die Partnerin oder das Modell eines männlichen Genies.
Das noch junge Jahr 2020 lässt viele an die berühmten 1920er-Jahren denken, die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs und der kulturellen Blüte. Schon in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres, als die ersten Silvesterpartys für sich warben, las und hörte man nur noch von den „Goldenen Zwanzigern“. An die wird mit dem Surrealismus nun auch in der Schirn Kunsthalle erinnert. Der Begriff Surrealismus ist meist eng verknüpft mit den Namen Salvador Dalí, Joan Miró, René Magritte und Max Ernst – wie so oft sucht man die Künstlerinnen vergebens. Denn Frauen gehörten im Surrealismus dem Imaginären an, sie waren das zentrale Thema surrealistischer Männerfantasien. Künstlerinnen waren meist nur ein Anhängsel eines männlichen Genies: Sie gelangten als Partnerin oder Modell in den Kreis um den Gründer der Surrealisten-Gruppe, André Breton. Tatsächlich schufen sie jedoch auch bald ihre eigenen Werke.
Dieser Gruppe Frauen, die direkt mit der Anfang der 1920er-Jahre in Paris gegründeten surrealistischen Bewegung verbunden war, widmet die Schirn Kunsthalle „Fantastische Frauen – Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo“ (bis 24. Mai). Bereits in den vergangenen Monaten stellte die Kunsthalle vermehrt Werke von Künstlerinnen in den Fokus, zuletzt die der US-Amerikanerin Lee Krasner und der Norwegerin Hannah Ryggen, die jeweils mit umfangreichen Einzelausstellungen repräsentiert wurden. Für die aktuelle Schau, die nicht weniger als beide Galerien umfasst, müssen die Besucherinnen und Besucher nun besonders viel Zeit mitbringen: 260 Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Filme von 34 Künstlerinnen aus elf Ländern sind zu sehen. Gezeigt werden soll damit wohl auch, dass der Surrealismus eben nicht so frauenfeindlich war, wie oft angenommen wird. Sondern, so Kuratorin Ingrid Pfeiffer, so viele Protagonistinnen hatte wie keine andere Bewegung.
Leonor Fini, Erdgottheit, die den Schlaf eines Jünglings bewacht, 1946, Öl auf Leinwand, 27,9 x 41,3 cm, © Weinstein Gallery, San Francisco and Francis Naumann Gallery, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Die Weiblichkeit findet nicht nur hinter, sondern auch auf der Leinwand statt: Der Körper der Frau ist ein wiederkehrendes Motiv in surrealistischen Werken, doch im Gegensatz zu ihren Kollegen gehen die Künstlerinnen spielerischer mit diesem Motiv um. So deutet die Künstlerin Toyen, so das geschlechtsneutrale Pseudonym von Marie Čermínová, in ihrem Werk „Magnetische Frau“ einen Frauenkörper nur an. Wie bei vielen surrealistischen Künstlern, fehlt auch ihrem weiblichen Torso der Kopf, jedoch geht es in ihren fragmentarischen Formen um die Verschmelzung mit der Natur. Den Künstlerinnen ging es allerdings nicht nur darum, Motive anders aufzugreifen, sondern auch um das Verhältnis der Geschlechter zueinander, um die Auffassung von Weiblichkeit sowie das Aufbegehren dagegen. So zeigen beispielsweise die Frauen in den Werken der italienischen Künstlerin Leonor Fini den Männern den Weg oder dominieren deren nur knapp verhüllte Körper.
Die Schirn Kunsthalle rückt zahlreiche weniger bekanntere Künstlerinnen in den Fokus, zeigt aber auch die beiden Grandes Dames des Surrealismus: Meret Oppenheim und Frida Kahlo. Die in Deutschland geborene Oppenheim gelangte als eine der ersten surrealistischen Künstlerinnen zu Ruhm; ihre 1936 vom New Yorker Museum of Modern Art in dessen Sammlung aufgenommene „Pelztasse“ gilt bis heute als das surrealistische Objekt schlechthin. Der Ruhm Meret Oppenheims reicht jedoch nicht an den der zweifelsfrei weltberühmten und nicht nur von Feminist*innen gefeierten Frida Kahlo heran. Das Gesicht mit den zusammengewachsenen Augenbrauen ist mittlerweile in fast jedem „trendigen“ Café zu sehen und ziert Poster, Blumentöpfe, Kissenbezügen und sogar Duschvorhänge: Die mexikanische Malerin ist Kult. Insofern ist es zumindest aus Marketingperspektive nachvollziehbar, dass die Schirn eine Ausstellung, in der es eigentlich um die weniger bekannten Künstlerinnen des Surrealismus gehen soll, mit einer der bekanntesten Frauen der Welt bewirbt.
Dieser Gruppe Frauen, die direkt mit der Anfang der 1920er-Jahre in Paris gegründeten surrealistischen Bewegung verbunden war, widmet die Schirn Kunsthalle „Fantastische Frauen – Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo“ (bis 24. Mai). Bereits in den vergangenen Monaten stellte die Kunsthalle vermehrt Werke von Künstlerinnen in den Fokus, zuletzt die der US-Amerikanerin Lee Krasner und der Norwegerin Hannah Ryggen, die jeweils mit umfangreichen Einzelausstellungen repräsentiert wurden. Für die aktuelle Schau, die nicht weniger als beide Galerien umfasst, müssen die Besucherinnen und Besucher nun besonders viel Zeit mitbringen: 260 Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Filme von 34 Künstlerinnen aus elf Ländern sind zu sehen. Gezeigt werden soll damit wohl auch, dass der Surrealismus eben nicht so frauenfeindlich war, wie oft angenommen wird. Sondern, so Kuratorin Ingrid Pfeiffer, so viele Protagonistinnen hatte wie keine andere Bewegung.
Leonor Fini, Erdgottheit, die den Schlaf eines Jünglings bewacht, 1946, Öl auf Leinwand, 27,9 x 41,3 cm, © Weinstein Gallery, San Francisco and Francis Naumann Gallery, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Die Weiblichkeit findet nicht nur hinter, sondern auch auf der Leinwand statt: Der Körper der Frau ist ein wiederkehrendes Motiv in surrealistischen Werken, doch im Gegensatz zu ihren Kollegen gehen die Künstlerinnen spielerischer mit diesem Motiv um. So deutet die Künstlerin Toyen, so das geschlechtsneutrale Pseudonym von Marie Čermínová, in ihrem Werk „Magnetische Frau“ einen Frauenkörper nur an. Wie bei vielen surrealistischen Künstlern, fehlt auch ihrem weiblichen Torso der Kopf, jedoch geht es in ihren fragmentarischen Formen um die Verschmelzung mit der Natur. Den Künstlerinnen ging es allerdings nicht nur darum, Motive anders aufzugreifen, sondern auch um das Verhältnis der Geschlechter zueinander, um die Auffassung von Weiblichkeit sowie das Aufbegehren dagegen. So zeigen beispielsweise die Frauen in den Werken der italienischen Künstlerin Leonor Fini den Männern den Weg oder dominieren deren nur knapp verhüllte Körper.
Die Schirn Kunsthalle rückt zahlreiche weniger bekanntere Künstlerinnen in den Fokus, zeigt aber auch die beiden Grandes Dames des Surrealismus: Meret Oppenheim und Frida Kahlo. Die in Deutschland geborene Oppenheim gelangte als eine der ersten surrealistischen Künstlerinnen zu Ruhm; ihre 1936 vom New Yorker Museum of Modern Art in dessen Sammlung aufgenommene „Pelztasse“ gilt bis heute als das surrealistische Objekt schlechthin. Der Ruhm Meret Oppenheims reicht jedoch nicht an den der zweifelsfrei weltberühmten und nicht nur von Feminist*innen gefeierten Frida Kahlo heran. Das Gesicht mit den zusammengewachsenen Augenbrauen ist mittlerweile in fast jedem „trendigen“ Café zu sehen und ziert Poster, Blumentöpfe, Kissenbezügen und sogar Duschvorhänge: Die mexikanische Malerin ist Kult. Insofern ist es zumindest aus Marketingperspektive nachvollziehbar, dass die Schirn eine Ausstellung, in der es eigentlich um die weniger bekannten Künstlerinnen des Surrealismus gehen soll, mit einer der bekanntesten Frauen der Welt bewirbt.
13. Februar 2020, 10.16 Uhr
Elena Zompi
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