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Der ganze Feininger
Die Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigt in einer umfassenden Retrospektive das Oevre des Lyonel Feininger. Zu sehen sind auch unbekannte Facetten des großen Künstlers.
Er gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Klassischen Moderne in Deutschland, nun ist das Werk von Lyonel Feininger in einer großangelegten Ausstellung in Frankfurt zu sehen. Mit 160 Werken – darunter sehr viel Unbekanntes, wie Spielzeug, Karikaturen und Fotografien – ist es die größte Schau der vergangenen Jahrzehnte, die die Schirn Kunsthalle zeigt, und Frankfurt ist dafür der ideale Schauplatz: Die Stadt in ihrer heutigen Gestalt hätte Lyonel Feininger sicher gefallen. Hohe Häuser und die Urbanität an sich haben einen großen Reiz für ihn gehabt. Vermutlich wäre er mit seiner Kamera bei Nacht durch die Straßen gelaufen, fasziniert von den beleuchteten Fenstern.
Bekannt ist der deutsch-amerikanische Künstler, der auch Lehrer am Bauhaus war, vor allem für seine Gemälde, die mit ihrer kristallinen Struktur faszinieren. Im Zentrum der Ausstellung steht Feiningers Gelmeroda-Serie, für Kuratorin Ingrid Pfeiffer ein „Once-in-a-lifetime“-Moment, dass die Werkgruppe zusammen gezeigt werden kann. Für die Ausstellung konnten bedeutende Leihgaben vor allem aus den USA gewonnen werden. Unbestritten ist, dass keine andere Serie in Feiningers Werk so sehr seine Herangehensweise verdeutlicht. 1906 entdeckte der Künstler die kleine Dorfkirche in einem Vorort von Weimar und fühlte sich von ihr angezogen, er empfand eine Magie für das Bauwerk.
Schirn Frankfurt: Feininger gilt als einer der bedeutendsten Holzschnittmeister des 20. Jahrhunderts
Inspiriert von der Architektur der Gotik, allen voran der gotischen Kathedrale, veränderte Feininger die kleine Kirche: Sie entwickelt sich zur mächtigen Kathedrale, kleine Figuren stehen davor, die Gemälde erscheinen lichtdurchflutet und kristallin. Hier wird in einem Bild auf einen Blick alles vermittelt: Raumgefühl und Lichteinfall, erklärt Pfeiffer. Diese berühmten Architekturserien entwickelte Feininger während des Ersten Weltkriegs bis in die 1920er-Jahre. Einflussreich war hier vor allem der Kontakt mit dem Werk von Robert Delaunay sowie den italienischen Futuristen. Seinen Durchbruch in Deutschland erlangte er mit dem Werk „Die Radfahrer (Radrennen)“.
Bis heute gilt Feininger als einer der bedeutendsten Holzschnittmeister des 20. Jahrhunderts. Seine „Kathedrale (großer Stock)“, auch als Bauhaus-Kathedrale bekannt, markiert den Beginn des Kubismus in Deutschland. Sie ist auf dem Titelblatt des „Manifest und Programm des staatlichen Bauhauses in Weimar“ (1919) abgedruckt. Walter Gropius hatte Feininger im gleichen Jahr als ersten Meister ans Bauhaus berufen.
Schirn zeigt auch unbekannte Facetten von Feininger
In der Ausstellung werden auch unbekannte Facetten des Künstlers beleuchtet, wie zum Beispiel seine Karikaturen, das Spätwerk und die Fotografien. „Wir zeigen den ganzen Feininger“, sagt Schirn Direktor Sebastian Baden. Rund 20 000 Foto-Objekte umfasst Feiningers Nachlass. Der Fotografie stand er kritisch gegenüber, begann dann Ende der zwanziger Jahre Steifzüge mit der Kamera bei Nacht, Schnee , Regen und Nebel und entwickelte seine eigene Bildsprache.
1937 floh Feininger mit seiner jüdischen Ehefrau Julia vor den Nazis ins Exil in die USA. Seine Arbeiten wurden als „entartet“ verfemt, 400 aus öffentlichen Sammlungen konfisziert. In New York nahm er nach zwei Jahren Pause die Malerei wieder auf. Bilder wie „Manhattan I“ aus dem Jahr 1940 zeigen seine Begeisterung für die New Yorker Wolkenkratzer. Seine Arbeit wurde zunehmend abstrakter, den letztendlichen Schritt in die völlige Abstraktion vollzog Feininger allerdings nicht.
Die Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt ist bis zum 18. Februar 2024 zu sehen.
Bekannt ist der deutsch-amerikanische Künstler, der auch Lehrer am Bauhaus war, vor allem für seine Gemälde, die mit ihrer kristallinen Struktur faszinieren. Im Zentrum der Ausstellung steht Feiningers Gelmeroda-Serie, für Kuratorin Ingrid Pfeiffer ein „Once-in-a-lifetime“-Moment, dass die Werkgruppe zusammen gezeigt werden kann. Für die Ausstellung konnten bedeutende Leihgaben vor allem aus den USA gewonnen werden. Unbestritten ist, dass keine andere Serie in Feiningers Werk so sehr seine Herangehensweise verdeutlicht. 1906 entdeckte der Künstler die kleine Dorfkirche in einem Vorort von Weimar und fühlte sich von ihr angezogen, er empfand eine Magie für das Bauwerk.
Inspiriert von der Architektur der Gotik, allen voran der gotischen Kathedrale, veränderte Feininger die kleine Kirche: Sie entwickelt sich zur mächtigen Kathedrale, kleine Figuren stehen davor, die Gemälde erscheinen lichtdurchflutet und kristallin. Hier wird in einem Bild auf einen Blick alles vermittelt: Raumgefühl und Lichteinfall, erklärt Pfeiffer. Diese berühmten Architekturserien entwickelte Feininger während des Ersten Weltkriegs bis in die 1920er-Jahre. Einflussreich war hier vor allem der Kontakt mit dem Werk von Robert Delaunay sowie den italienischen Futuristen. Seinen Durchbruch in Deutschland erlangte er mit dem Werk „Die Radfahrer (Radrennen)“.
Bis heute gilt Feininger als einer der bedeutendsten Holzschnittmeister des 20. Jahrhunderts. Seine „Kathedrale (großer Stock)“, auch als Bauhaus-Kathedrale bekannt, markiert den Beginn des Kubismus in Deutschland. Sie ist auf dem Titelblatt des „Manifest und Programm des staatlichen Bauhauses in Weimar“ (1919) abgedruckt. Walter Gropius hatte Feininger im gleichen Jahr als ersten Meister ans Bauhaus berufen.
In der Ausstellung werden auch unbekannte Facetten des Künstlers beleuchtet, wie zum Beispiel seine Karikaturen, das Spätwerk und die Fotografien. „Wir zeigen den ganzen Feininger“, sagt Schirn Direktor Sebastian Baden. Rund 20 000 Foto-Objekte umfasst Feiningers Nachlass. Der Fotografie stand er kritisch gegenüber, begann dann Ende der zwanziger Jahre Steifzüge mit der Kamera bei Nacht, Schnee , Regen und Nebel und entwickelte seine eigene Bildsprache.
1937 floh Feininger mit seiner jüdischen Ehefrau Julia vor den Nazis ins Exil in die USA. Seine Arbeiten wurden als „entartet“ verfemt, 400 aus öffentlichen Sammlungen konfisziert. In New York nahm er nach zwei Jahren Pause die Malerei wieder auf. Bilder wie „Manhattan I“ aus dem Jahr 1940 zeigen seine Begeisterung für die New Yorker Wolkenkratzer. Seine Arbeit wurde zunehmend abstrakter, den letztendlichen Schritt in die völlige Abstraktion vollzog Feininger allerdings nicht.
Die Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt ist bis zum 18. Februar 2024 zu sehen.
26. Oktober 2023, 15.35 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
Schülke >>
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Text: Jasmin Schülke / Foto: © Bernd Kammerer
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