Als ehemalige Schiller-Schülerin geht das heutige Datum nicht so einfach an mir vorbei: Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1759 geboren, wäre heute 250 Jahre alt geworden. Mein Verhältnis zu dem Dichter hat sich seit meiner Schulzeit stark gewandelt, früher habe ich Schiller gehasst, mich durch Kabale und Liebe und Wilhelm Tell gequält und bin am Auswendiglernen der Bürgschaft kläglich gescheitert. Letzteres ist kein Wunder, war ich doch umringt von Familienmitgliedern, die mir Eselsbrücken bauen wollten, frei nach dem Motto: Dem Manne kann geholfen werden.
Nun gut, ich bin eine Frau, vielleicht auch daher das miese Resultat: Beim Aufsagen des ersten Verses kam ich ins Stocken, sonst hätte ich folgendes von mir gegeben: Zu Dionys dem Tyrannen schlich Damon, den Dolch im Gewande, Ihn schlugen die Häscher in Bande. „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!“ „ Kartoffeln schälen, verstehst Du mich nicht?“ Super Eselsbrücke. Die Blamage war perfekt und es beschlich mich das Gefühl: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Nach dieser Peinlichkeit kämpfte ich mich weiter durch den Klassikerwust, immer mit dem Vorsatz zu beweisen: Ich bin besser als mein Ruf und früh übt sich, was ein Meister werden will. Also Wehe, wenn sie losgelassen. Gut erinnere ich mich noch daran, wie meine Deutschlehrerin uns einimpfte: Lernt Zitate. Damit könnt ihr immer punkten. Frisch also! Mutig an's Werk! Ihr Beispiel: Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Mein Lebtag habe ich mich gefragt: Donner und Doria!, wann um Himmels Willen kann mir dieser Satz von Nutzen sein? Doch dann wurde mir klar, dass ein geflügeltes Wort zur rechten Zeit bei den richtigen Leuten durchaus Eindruck schindet. Sie glauben dann: Daran erkenn' ich meine Pappenheimer. Dann ist man überall ein gern gesehener Gast. Ich höre schon die Frage: Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?.
Inzwischen ist übrigens der Baumarkt einer meiner liebsten Shoppinglocations. Wieso? Die Axt im Haus erspart den Zimmermann und der der kluge Mann baut vor, die kluge Frau auch. Schiller hält also noch stets ein wenig Lebenshilfe in allen Lebenslagen parat. Traurigerweise bin ich nicht die einzige, die auf seine Zitate baut. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich, etwa ist zwar auch ein Zitat von George W. Bush in Zusammenhang mit der Achse des Bösen, Schiller jedoch hat den Satz geprägt. Noch ein Zitatklauer ist übrigens Roland Kaiser: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt. Lange Rede, kurzer Sinn: Mittlerweile bin ich Schiller für seine Bonmots dankbar. Einer meiner Lieblinge ist übrigens: Ich hab' hier bloß ein Amt und keine Meinung. Damit ist man immer fein raus ...
Und nie hätte ich gedacht, dass ich mal soviele Schiller-Zitate in einen Blogtext packen könnte. Wie viele Zitate sind es noch mal?