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Schauspiel Frankfurt: Geschlossene Gesellschaft
Die Hölle Jean-Paul Sartres
Für das Schauspiel Frankfurt hat Johanna Wehner Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ neu interpretiert; mit Anna Kubin, Patrycia Ziolkowska und Matthias Redlhammer in den Rollen der Verdammten.
Das Publikum lacht viel während der Premiere von Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“, inszeniert von Johanna Wehner für das Schauspiel Frankfurt. Schon beim Betreten der Bühne strahlen die drei ungleichen Hauptfiguren des Stücks eine tragische Komik aus; die Zuschauerinnen und Zuschauer scheinen gleich hingerissen, aber sie müssen ja auch nur knappe zwei Stunden in der Hölle ausharren, die sich gleich auftun wird.
Dass die Hölle immer die anderen sind, müssen Estelle (Anna Kubin), Inès (Patrycia Ziolkowska) Garcin (Matthias Redlhammer) schon bald nach ihrer Ankunft in der für sie neuen Umgebung feststellen. Eine Lungenentzündung, Gas und zwölf Kugeln haben die drei dahingerafft. Sie finden sich in der Hölle wieder, die sich Volker Hintermeier als ein längliches Oktogon mit Neonröhren vorstellt. Es dauert nicht lange bis die oberflächliche Estelle, die dominante Inès und der arrogante Garcin angewidert sind von dem Raum, dem seltsamen Kellner (Heidi Ecks) und natürlich von den Gefährten, die sie bis in alle Ewigkeit teilen sollen. Die Protagonisten werden zu Antagonisten, die immer wieder versuchen, sich voneinander abzugrenzen, dabei aber umso stärker aufeinander reagieren.
Inès buhlt aggressiv um die Aufmerksamkeit von Estelle, die wiederrum verlangt zunehmend verzweifelter nach einem Spiegel, Garcin möchte mit alledem am liebsten nichts zu tun haben und sein Dasein schweigend verbringen. Peu à peu offenbaren die Gegenspieler*innen dabei, welche schrecklichen Taten sie überhaupt an diesen misslichen, kargen Ort gebracht haben. Auf Reue wartet man dabei vergeblich, dafür sind die drei Charaktere zu egozentrisch. Letzteres zeigt sich auch in den sich ewig wiederholenden Textpassagen: Man findet sich wieder in einer Endlosschleife, in der kein Raum für Reflektion und Erkenntnisse zu sein scheint.
Die Bühne wirkt, so ganz anders als in Sartres Original, in ihrer Reduziertheit auf absurde Weise spektakulär, die ausgefallenen Kostüme der Darsteller*innen setzen das fort; ebenso das Körperspiel, das besonders bei den beiden Frauen eine beeindruckende Elastizität wie auch Körperbeherrschung offenbart. Die erste halbe Stunde zieht sich etwas, auch die ständigen Wiederholungen fördern nicht gerade einen kurzweiligen Abend. Das Publikum scheint sich daran jedoch nicht zu stören und genießt die Hölle der anderen sichtlich. Dramatisch wird es schließlich beim Schlussapplaus: Johanna Wehner, die sich ihren verdienten Beifall abholen möchte, stößt sich den Kopf an einem der Querbalken des Oktogons und muss die Bühne gleich wieder verlassen, gestützt durch ihre Darsteller*innen. Den Erfolg ihrer Premiere konnte sie hoffentlich dennoch genießen.
Dass die Hölle immer die anderen sind, müssen Estelle (Anna Kubin), Inès (Patrycia Ziolkowska) Garcin (Matthias Redlhammer) schon bald nach ihrer Ankunft in der für sie neuen Umgebung feststellen. Eine Lungenentzündung, Gas und zwölf Kugeln haben die drei dahingerafft. Sie finden sich in der Hölle wieder, die sich Volker Hintermeier als ein längliches Oktogon mit Neonröhren vorstellt. Es dauert nicht lange bis die oberflächliche Estelle, die dominante Inès und der arrogante Garcin angewidert sind von dem Raum, dem seltsamen Kellner (Heidi Ecks) und natürlich von den Gefährten, die sie bis in alle Ewigkeit teilen sollen. Die Protagonisten werden zu Antagonisten, die immer wieder versuchen, sich voneinander abzugrenzen, dabei aber umso stärker aufeinander reagieren.
Inès buhlt aggressiv um die Aufmerksamkeit von Estelle, die wiederrum verlangt zunehmend verzweifelter nach einem Spiegel, Garcin möchte mit alledem am liebsten nichts zu tun haben und sein Dasein schweigend verbringen. Peu à peu offenbaren die Gegenspieler*innen dabei, welche schrecklichen Taten sie überhaupt an diesen misslichen, kargen Ort gebracht haben. Auf Reue wartet man dabei vergeblich, dafür sind die drei Charaktere zu egozentrisch. Letzteres zeigt sich auch in den sich ewig wiederholenden Textpassagen: Man findet sich wieder in einer Endlosschleife, in der kein Raum für Reflektion und Erkenntnisse zu sein scheint.
Die Bühne wirkt, so ganz anders als in Sartres Original, in ihrer Reduziertheit auf absurde Weise spektakulär, die ausgefallenen Kostüme der Darsteller*innen setzen das fort; ebenso das Körperspiel, das besonders bei den beiden Frauen eine beeindruckende Elastizität wie auch Körperbeherrschung offenbart. Die erste halbe Stunde zieht sich etwas, auch die ständigen Wiederholungen fördern nicht gerade einen kurzweiligen Abend. Das Publikum scheint sich daran jedoch nicht zu stören und genießt die Hölle der anderen sichtlich. Dramatisch wird es schließlich beim Schlussapplaus: Johanna Wehner, die sich ihren verdienten Beifall abholen möchte, stößt sich den Kopf an einem der Querbalken des Oktogons und muss die Bühne gleich wieder verlassen, gestützt durch ihre Darsteller*innen. Den Erfolg ihrer Premiere konnte sie hoffentlich dennoch genießen.
2. Dezember 2019, 13.18 Uhr
rom
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