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Samuel Weiffenbach und Rockmarket

"Wir machen Veranstaltungen, die sonst keiner macht"

Samuel Weiffenbach sieht sich nicht als Partymacher. Mit seinen Konzepten will er Frankfurts Kulturlandschaft bereichern. Jetzt holt er den Luxemburger Pianisten Francesco Tristano in den Rockmarket.
Das Erweckungserlebnis kam durch eine banale Frage: Was machen wir eigentlich an Silvester? Die Studententruppe war unschlüssig - und stellte kurzerhand selbst eine Party auf die Beine. "Wir waren alle keine klassischen Clubgänger", erinnert sich Samuel Weiffenbach an die Anfangszeit vor sechs Jahren. Nach dem Jahreswechsel organisierte er weiter Veranstaltungen, nie am gleichen Ort, nie mit gleichem Programm, schon bald aber unter dem Label "Sin All Neon". Auf Visitenkarten wurden nur diese drei Worte gedruckt, wer sie googelte erfuhr etwas, aber nie alles, "das war wirkliche Subkultur". Es wurde gefeiert im Pik Dame oder in der Fabrik in Sachsenhausen, später auch in der Diamantenbörse, die danach vom Investor Ardi Goldman gekauft wurde – mittlerweile sind dort Büros und Geschäfte untergebracht. Wie kommt man an solche leerstehenden Immobilien? "Klinkenputzen", sagt Samuel Weiffenbach. Die Kunst bestünde darin, die Verwalter von etwas zu überzeugen, von dem sie keinen unmittelbaren Vorteil haben, "aber unmittelbar Aufwand und Ärger." Was die Diamantenbörse anging, so ließen sich die Manager einer Tochterfirma von Goldman Sachs vom Argument überzeugen, dass sie zur Bereicherung des Kulturlebens der Stadt beitragen, in der sie leben und arbeiten.

Seit drei Jahren arbeitet Weiffenbach für das Nordisk-Büro, deren Macher Ende der 90er-Jahre durch Off-Partys bekannt wurden, mittlerweile vor allem im Agenturbusiness tätig sind. "Wir machen Veranstaltungen, die sonst keiner macht", sagt Samuel Weiffenbach. "Das hat uns von Anfang an verbunden." Seit einem Jahr ist nun die ehemalige Zentrale der Société Générale in der Mainzer Landstraße 36 das Zuhause von Rockmarket. MTV wollte 2012 mehr als nur seine Awards in der Festhalle vergeben, die Stadt sollte mit einbezogen werden, die Nordisk-Leute fanden das ehemalige Bankhaus und mit Groß und Partner einen aufgeschlossenen Hauseigentümer. Bis zu den Awards waren aber nur noch vier Wochen Zeit. "Bei den Ämtern sagten mir alle: unmöglich, das schafft ihr nicht, bis dahin alle Auflagen zu erfüllen." Letztlich klappte es doch, es wurde kräftig investiert, auch in den Schallschutz, Wände wurden herausgerissen, neue Elektro- und Wasserleitungen verlegt, der Brandschutz geklärt und die Bauaufsicht durchs Haus geführt. Die Episode zeigt, dass sich auch in Frankfurter Verwaltung und Stadtpolitik etwas verändert hat in den vergangenen Jahren, Off-Kultur wird als weicher Standortfaktor angesehen, eben als Bereicherung des öffentlichen Lebens.

"Das, was mir wirklich gefällt", sagt Samuel Weiffenbach, "ist nicht nur die Community zu pflegen, die uns seit Jahren treu ist, sondern auch mal Liebhaberprojekte zu machen." Ein solches kommt am Freitag in den Rockmarket, der Luxemburger Pianist Francesco Tristano kommt mit einem Club-Set in den Rockmarket, und damit auch zum ersten Mal nach Frankfurt. Er verbindet Techniken der klassischen mit Elementen elektronischer Musik.

Und wie geht es weiter? Nächste Station in Weiffenbachs Leben wird sein Studienabschluss. Im kommenden Jahr plant der 31-Jährige sein Jura-Examen zu machen. "Ich sehe mich nicht als Partymacher", sagt er.

>> Francesco Tristano live at Rockmarket
am 30.08. 2013 ab 22 Uhr, Mainzer Landstraße 36, Eintritt bis 22.59 Uhr 8,-
Eintritt ab 23 Uhr Uhr 12,-
 
Fotogalerie:
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29. August 2013, 12.59 Uhr
Nils Bremer
 
 
 
 
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