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Rooftop Sessions
Mit Revolte Tanzbein auf dem Dach
Am 26. Mai beschließen Revolte Tanzbein eine kleine feine Streaming-Konzert-Reihe im Frankfurter Club Das Bett, die „#Bleib im Bett-Rooftop-Sessions“ auf dem Dach der Location. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Sänger Alexander Bartsch.
JOURNAL FRANKFURT: Die Rooftop Session im (auf dem) Bett wurde als erster Auftritt von Revolte Tanzbein seit sieben Monaten angekündigt – wie wichtig ist es der Band, endlich wieder auf der Bühne zu stehen?
Alexander Bartsch: Gerade für uns bedeutet das alles – Revolte Tanzbein ist eine Liveband. Wir haben uns bis dato bewusst von Streaming-Konzerten ferngehalten, weil wir von dem Energieaustausch mit dem Publikum leben und wir es uns ganz ohne Publikum schlichtweg nicht vorstellen konnten. Jetzt tun wir es halt doch – weil wir es massiv vermisst haben, als Band zusammen Musik zu machen. Und, soviel kann man sagen, es wird wahnsinnigen Spaß machen.
Nun ist es erst mal „nur“ ein Livestream. Nicht so einfach für eine Band, die für schweißtreibende Clubabende und unvergessliche Festivalerlebnisse steht, oder?
Genau, aber es ist dennoch eine interessante Erfahrung. Zukunftsfähig ist das Modell für uns nur bedingt, wir brauchen die Publikumsenergie.
Als achtköpfige Band lässt es sich bei Pandemie-Bedingungen und unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen schwer proben. Wie habt ihr euch da organisiert?
Einfach war (und ist) es nicht. Viele, viele Tests, Sektionsproben, Zoom-Meetings. Immer im gegenseitigen Vertrauen, dass jeder für sich zu Hause die Band nicht aus den Augen verliert und am Ball bleibt. Hat aber ganz gut geklappt!
Anfang Juli kommt das neue Album heraus, das heißt, ihr konntet die Zeit der Lockdowns kreativ nutzen. Also gab es bei euch keinen Corona-Frust? Vielleicht war ja die (erzwungene) Auszeit ganz hilfreich für die Band, sich mal zu sammeln…
Ganz ehrlich – bei uns hat die Pandemie einen Kreativprozess in Gang gesetzt, den es sonst nicht gegeben hätte. Man hangelte sich von Liveshow zu Liveshow und die Zeit flog vorbei. Jetzt konnten wir in uns gehen, Ideen entwickeln, neue Lieder schreiben und das alles straff und gut organisiert aufnehmen. Wir sind sogar schon soweit, über das dritte Album nachzudenken.
Es galt, die Energie der Livekonzerte auch im Studio zu kreieren und ihr habt euch dafür Oli Rüger und das Tonstudio Bieber in Offenbach ausgesucht. Wie war die Zusammenarbeit?
Oli Rüger ist ein Profi, der die Gabe hat, auf seine spezielle Art aus jedem noch etwas mehr rauszukitzeln. Es war toll, zu beobachten, wie er dem Album seinen Stempel aufgedrückt hat – schließlich musste er mit dem arbeiten, was wir anzubieten hatten. Er war nicht von Anfang an als Produzent am Start, sondern musste mit größtenteils live-erprobtem Material arbeiten. Was er aus uns und unseren Songs gemacht hat, sollte man sich unbedingt anhören. Wir sind hochzufrieden.
Wie habt ihr die Aufnahmen finanziert?
Zum Teil aus Eigenmitteln, zum größten Teil via Crowdfunding. An dieser Stelle einen expliziten Dank an all unsere Unterstützer:innen – uns hat es gezeigt, dass wir mit unserer Musik nicht ganz falsch liegen, wenn so viele Leute in wirklich schwierigen Zeiten ohne zu zögern Geld in die Hand nehmen, um eine lokale Band zu supporten.
Der Titel eures Debüts „Einmal Die Eins Mit Offbeats, Bitte!“ klingt wie einer feine Ironisierung und ein Hinweis, wie schwer sich der gemeine Deutsche damit tut, auch mal auf die Zwei zu klatschen. Wieso habt ihr euch für den Offbeat entschieden und was macht Ska und Reggae für euch zu einem adäquaten Mittel, eure Emotionen zu kanalisieren?
Zum Glück sollen die Leute bei uns nicht auf zwei klatschen, sondern möglichst den ganzen Körper einsetzen, um hart zu tanzen. Der Offbeat bringt für uns alles mit, um ein breites Spektrum an Menschen tatsächlich zu bewegen – das funktioniert vom kleinsten Kind bis zur rüstigen Rentnerin. Positivität, Spaß, Energie sind die Grundpfeiler, dann kann man auch – möglichst authentisch – mit durchaus ernsteren Inhalten entspannt und ohne gehobenen Zeigefinger daherkommen, was uns auch sehr wichtig ist.
Der Offbeat ist das Eine, Balkan-Assoziationen ein Zweites, aber es lassen sich auch andere mögliche Einflüsse heraushören. Man mag auch Twang oder New Orleans assoziieren.
Wir machen uns da frei – wir sind acht Musiker, die unterschiedlicher nicht sein könnten, was sich auch im individuellen Geschmack wiederfindet. Wir wollen uns eigentlich gar nicht kategorisieren und das machen, wonach uns der Sinn steht. Das hat sich im Endeffekt ganz organisch zu einem typischen Revolte-Sound hingearbeitet. Dass man heute kaum mehr Musik kreieren kann, ohne Einflüssen zu folgen, ist auch klar – wir machen das aber nicht bewusst und schon gar nicht dogmatisch.
„Tanz hart“ heißt die neue Platte. Was soll uns der Titel sagen?
Lass alles raus. Gib Gas. Nimm dich nicht zu wichtig und ernst. Feier das Leben, feier dich selbst – sei du selbst. Tanze heftig für dich und setz dich ein für andere, und eine bessere Welt. Wir behandeln in unseren Texten sicher das eine oder andere wirklich ernste Thema, wollen es aber bewusst immer leichtgängig und spannend verpackt haben – es liegt uns fern, die Moralkeule zu schwingen, denn wir sind alle Menschen, die Fehler machen. Aber wir können immer zusammen tanzen, das eint alle.
Eine Ode an die Heimatstadt gab es mit „Frankfurt“ ja schon. Auch diesmal gibt es wieder Lokalkolorit, etwa mit „Bembelboot“ und einem Gastauftritt von Badesalz: Wie wichtig ist euch das?
Sehr wichtig. Wir sind Frankfurter Jungs und obwohl das neue Album deutlich erwachsener geworden ist als das erste, müssen wir zusehen, dass zumindest der deutschsprachige Raum versteht, was ein Bembel ist: Kultur- nicht nur Steingut. Deshalb mischen wir das ganz Lokale immer gerne mit dem Weltgeschehen und haben so ein tolles Spektrum aufzuweisen, was nicht ausschließlich im Frankfurter Raum funktioniert, sondern durchaus auch überregional.
Hinter der Wahl des Bandnamens stand sicher schon eine Programmatik. Das Tanzbein steht für die Party, das gemeinsam Spaß haben, die Revolte für einen – nennen wir es einmal – gesellschaftskritischen Ansatz. Es geht beim Texten sicher auch um das Finden von poetischen Bildern für ein Anstacheln, immer wieder den (auch eigenen) Hintern hochzukriegen, um nicht im Mittelmaß zu versinken, einfach nur mitzuschwimmen und ein BOF – ein boring old fart – zu werden. Das ist sicher sehr vereinfacht dargestellt, aber hoffentlich nicht vollkommen daneben.
Ganz richtig erkannt. Inhaltlich geht es bei uns oft um ganz persönliche Geschichten, bei denen natürlich neben aller Ironie und der gewissen Prise Sarkasmus auch immer eine Gesellschaftskritik drinsteckt. Wie schon erwähnt, nehmen wir uns da aber selbst nicht allzu ernst, weshalb der recht harte Begriff „Revolte“ schon ein bisschen mit Humor genommen werden muss – dafür sorgt dann das „Tanzbein“. Wir wollen in erster Linie unterhalten und bewegen – und bewegen kann man rein physikalisch, aber auch emotional und inhaltlich. Oder die Massen. Dann wären wir wieder bei der Revolte.
Gratulation für ein supertolles Cover und Booklet. Wie kam es zu dem tollen Bonus in puncto Storytelling und wurden da Zitate aus der Filmgeschichte eingebaut?
Danke! An dieser Stelle einen Gruß an Robin Pillmann, einen der fähigsten Kreativen Frankfurts, der die Gestaltung übernommen hat – er war völlig frei in seiner Interpretation und hat uns selbst damit überrascht. Fast ist das Booklet alleine schon den Kaufpreis des Albums wert. Aber Filmzitate? Da müssen wir ihn nochmal fragen, uns sind die bis dato entgangen.
Alexander Bartsch: Gerade für uns bedeutet das alles – Revolte Tanzbein ist eine Liveband. Wir haben uns bis dato bewusst von Streaming-Konzerten ferngehalten, weil wir von dem Energieaustausch mit dem Publikum leben und wir es uns ganz ohne Publikum schlichtweg nicht vorstellen konnten. Jetzt tun wir es halt doch – weil wir es massiv vermisst haben, als Band zusammen Musik zu machen. Und, soviel kann man sagen, es wird wahnsinnigen Spaß machen.
Nun ist es erst mal „nur“ ein Livestream. Nicht so einfach für eine Band, die für schweißtreibende Clubabende und unvergessliche Festivalerlebnisse steht, oder?
Genau, aber es ist dennoch eine interessante Erfahrung. Zukunftsfähig ist das Modell für uns nur bedingt, wir brauchen die Publikumsenergie.
Als achtköpfige Band lässt es sich bei Pandemie-Bedingungen und unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen schwer proben. Wie habt ihr euch da organisiert?
Einfach war (und ist) es nicht. Viele, viele Tests, Sektionsproben, Zoom-Meetings. Immer im gegenseitigen Vertrauen, dass jeder für sich zu Hause die Band nicht aus den Augen verliert und am Ball bleibt. Hat aber ganz gut geklappt!
Anfang Juli kommt das neue Album heraus, das heißt, ihr konntet die Zeit der Lockdowns kreativ nutzen. Also gab es bei euch keinen Corona-Frust? Vielleicht war ja die (erzwungene) Auszeit ganz hilfreich für die Band, sich mal zu sammeln…
Ganz ehrlich – bei uns hat die Pandemie einen Kreativprozess in Gang gesetzt, den es sonst nicht gegeben hätte. Man hangelte sich von Liveshow zu Liveshow und die Zeit flog vorbei. Jetzt konnten wir in uns gehen, Ideen entwickeln, neue Lieder schreiben und das alles straff und gut organisiert aufnehmen. Wir sind sogar schon soweit, über das dritte Album nachzudenken.
Es galt, die Energie der Livekonzerte auch im Studio zu kreieren und ihr habt euch dafür Oli Rüger und das Tonstudio Bieber in Offenbach ausgesucht. Wie war die Zusammenarbeit?
Oli Rüger ist ein Profi, der die Gabe hat, auf seine spezielle Art aus jedem noch etwas mehr rauszukitzeln. Es war toll, zu beobachten, wie er dem Album seinen Stempel aufgedrückt hat – schließlich musste er mit dem arbeiten, was wir anzubieten hatten. Er war nicht von Anfang an als Produzent am Start, sondern musste mit größtenteils live-erprobtem Material arbeiten. Was er aus uns und unseren Songs gemacht hat, sollte man sich unbedingt anhören. Wir sind hochzufrieden.
Wie habt ihr die Aufnahmen finanziert?
Zum Teil aus Eigenmitteln, zum größten Teil via Crowdfunding. An dieser Stelle einen expliziten Dank an all unsere Unterstützer:innen – uns hat es gezeigt, dass wir mit unserer Musik nicht ganz falsch liegen, wenn so viele Leute in wirklich schwierigen Zeiten ohne zu zögern Geld in die Hand nehmen, um eine lokale Band zu supporten.
Der Titel eures Debüts „Einmal Die Eins Mit Offbeats, Bitte!“ klingt wie einer feine Ironisierung und ein Hinweis, wie schwer sich der gemeine Deutsche damit tut, auch mal auf die Zwei zu klatschen. Wieso habt ihr euch für den Offbeat entschieden und was macht Ska und Reggae für euch zu einem adäquaten Mittel, eure Emotionen zu kanalisieren?
Zum Glück sollen die Leute bei uns nicht auf zwei klatschen, sondern möglichst den ganzen Körper einsetzen, um hart zu tanzen. Der Offbeat bringt für uns alles mit, um ein breites Spektrum an Menschen tatsächlich zu bewegen – das funktioniert vom kleinsten Kind bis zur rüstigen Rentnerin. Positivität, Spaß, Energie sind die Grundpfeiler, dann kann man auch – möglichst authentisch – mit durchaus ernsteren Inhalten entspannt und ohne gehobenen Zeigefinger daherkommen, was uns auch sehr wichtig ist.
Der Offbeat ist das Eine, Balkan-Assoziationen ein Zweites, aber es lassen sich auch andere mögliche Einflüsse heraushören. Man mag auch Twang oder New Orleans assoziieren.
Wir machen uns da frei – wir sind acht Musiker, die unterschiedlicher nicht sein könnten, was sich auch im individuellen Geschmack wiederfindet. Wir wollen uns eigentlich gar nicht kategorisieren und das machen, wonach uns der Sinn steht. Das hat sich im Endeffekt ganz organisch zu einem typischen Revolte-Sound hingearbeitet. Dass man heute kaum mehr Musik kreieren kann, ohne Einflüssen zu folgen, ist auch klar – wir machen das aber nicht bewusst und schon gar nicht dogmatisch.
„Tanz hart“ heißt die neue Platte. Was soll uns der Titel sagen?
Lass alles raus. Gib Gas. Nimm dich nicht zu wichtig und ernst. Feier das Leben, feier dich selbst – sei du selbst. Tanze heftig für dich und setz dich ein für andere, und eine bessere Welt. Wir behandeln in unseren Texten sicher das eine oder andere wirklich ernste Thema, wollen es aber bewusst immer leichtgängig und spannend verpackt haben – es liegt uns fern, die Moralkeule zu schwingen, denn wir sind alle Menschen, die Fehler machen. Aber wir können immer zusammen tanzen, das eint alle.
Eine Ode an die Heimatstadt gab es mit „Frankfurt“ ja schon. Auch diesmal gibt es wieder Lokalkolorit, etwa mit „Bembelboot“ und einem Gastauftritt von Badesalz: Wie wichtig ist euch das?
Sehr wichtig. Wir sind Frankfurter Jungs und obwohl das neue Album deutlich erwachsener geworden ist als das erste, müssen wir zusehen, dass zumindest der deutschsprachige Raum versteht, was ein Bembel ist: Kultur- nicht nur Steingut. Deshalb mischen wir das ganz Lokale immer gerne mit dem Weltgeschehen und haben so ein tolles Spektrum aufzuweisen, was nicht ausschließlich im Frankfurter Raum funktioniert, sondern durchaus auch überregional.
Hinter der Wahl des Bandnamens stand sicher schon eine Programmatik. Das Tanzbein steht für die Party, das gemeinsam Spaß haben, die Revolte für einen – nennen wir es einmal – gesellschaftskritischen Ansatz. Es geht beim Texten sicher auch um das Finden von poetischen Bildern für ein Anstacheln, immer wieder den (auch eigenen) Hintern hochzukriegen, um nicht im Mittelmaß zu versinken, einfach nur mitzuschwimmen und ein BOF – ein boring old fart – zu werden. Das ist sicher sehr vereinfacht dargestellt, aber hoffentlich nicht vollkommen daneben.
Ganz richtig erkannt. Inhaltlich geht es bei uns oft um ganz persönliche Geschichten, bei denen natürlich neben aller Ironie und der gewissen Prise Sarkasmus auch immer eine Gesellschaftskritik drinsteckt. Wie schon erwähnt, nehmen wir uns da aber selbst nicht allzu ernst, weshalb der recht harte Begriff „Revolte“ schon ein bisschen mit Humor genommen werden muss – dafür sorgt dann das „Tanzbein“. Wir wollen in erster Linie unterhalten und bewegen – und bewegen kann man rein physikalisch, aber auch emotional und inhaltlich. Oder die Massen. Dann wären wir wieder bei der Revolte.
Gratulation für ein supertolles Cover und Booklet. Wie kam es zu dem tollen Bonus in puncto Storytelling und wurden da Zitate aus der Filmgeschichte eingebaut?
Danke! An dieser Stelle einen Gruß an Robin Pillmann, einen der fähigsten Kreativen Frankfurts, der die Gestaltung übernommen hat – er war völlig frei in seiner Interpretation und hat uns selbst damit überrascht. Fast ist das Booklet alleine schon den Kaufpreis des Albums wert. Aber Filmzitate? Da müssen wir ihn nochmal fragen, uns sind die bis dato entgangen.
26. Mai 2021, 09.54 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
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