Das Kultmusical The Rocky Horror Show kommt vom 23. bis zum 31. August in die Alte Oper. Das Publikum wird ausdrücklich aufgefordert, sich daneben zu benehmen. Auch Erzähler Sky Du Mont kann mit „Boring!“-Rufen leben.
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Sie ist trashig, lustig und manchmal auch ziemlich frivol – die Rocky Horror Show. Musical und Kult zugleich. 1973 in London uraufgeführt und spätestens durch die Verfilmung 1975 mit Tim Curry, Susan Sarandon und Meat Loaf zu Weltruhm gelangt. Jetzt kommt das Bühnenstück in die Alte Oper und Spaß für das Publikum ist garantiert. Dafür sorgen ein brillant aufspielendes Ensemble, allen voran Rob Fowler als Frank N. Furter, der Transvestit aus dem transsexuellen Transylvanien in Korsage und Strapsen, ein Musikrepertoire mit Ohrwurmqualität und ein Fanpaket. Dieses kann man vor der Show erwerben, was absolut empfehlenswert ist. „Die Rocky Horror Show besteht eigentlich aus zwei Aufführungen“, sagt Rob Fowler. „Die eine findet auf der Bühne statt und die andere parallel dazu im Saal.“ Denn wie bei keinem anderen Musical sonst interagieren die Zuschauer mit den Darstellern. Das Publikum spritzt mit Wasserpistolen herum, wenn es auf der Bühne regnet, es wirft Konfetti statt Reis, wenn geheiratet wird und es wird heftig mit der Ritsch-Ratsch geknattert als Lob und mit Knicklichtern geschwenkt, wenn . „There’s a Light“ gesungen wird und natürlich kennt das Publikum die Schrittabfolge des „Time Warp“ und tanzt ordentlich zwischen den Stuhlreihen mit.
Die Show beginnt mit Filmausschnitten in Schwarz-Weiß. Ganz deutlich wird hier das ganze Science-Fiction- und Horror Genre aufs Korn genommen, vor allem die trashigen B-Movies. Monster, Riesenspinnen, Außerirdische. Das perfekte Intro für ein Musical, das seine Zuschauer mitnimmt auf eine bizarre, völlig absurde Reise, so wie es auch den beiden Hauptdarstellern ergeht. In einer verregneten Novembernacht in New Jersey in den verklemmten 50er Jahren hat das frisch verlobte Pärchen Brad Majors und Janet Weiss einen Reifenpanne, klingelt an einem Schloss, um um Hilfe zu fragen und endet in einem Abenteuer. Der Wissenschaftler Dr. Frank N. Furter, ein außerirdischer Transvestit, und seine ebenso skurrilen Freunde lassen die beiden nicht mehr gehen. Brad und Janet werden Zeuge, wie der bisexuelle Forscher einen blonden, muskelbepackten Menschen namens Rocky erschafft, der Frank N. Furters sexuelle Lust befriedigen soll. Bald schon kann auch das anfangs prüde Pärchen nicht mehr den sexuellen Reizen des Wissenschaftlers widerstehen. Sollten Sie bereits hier der Geschichte nicht mehr ganz folgen können, macht nichts. „ Die Story ist nicht so wichtig wie bei klassischen Stücken“, sagt Sam Buntrock, der Regisseur. „ Die Sinnfrage gibt hier einfach keinen Sinn. Das Publikum muss die Story gar nicht ganz kapieren. It‘s fun, it’s just a party.“ Und als Party sollte man das englischsprachige Treiben auch verstehen.
Ergänzend hilft Sky Du Mont, der in die deutschsprachige Rolle des Erzählers schlüpft und die einzelnen Szenen mit trockenem Humor miteinander verbindet. Da den meisten Besuchern die Handlung der Rocky Horror Show schon bekannt ist – sie können teilweise sogar den Text mitsprechen - , rufen sie gelegentlich „Boring!“ also „langweilig“ dazwischen. Doch das ist Sky Du Mont schon gewöhnt und er ruft einfach seine launigen Kommentare zurück in den Saal. Genau dafür wird er bezahlt.
Doch was macht das Musical nach all den Jahren so beliebt, dass die Menschen gleich mehrfach reingehen? „Die Rocky Horror Show sagt viel über die Gesellschaft und ihre Ängste aus“, erklärt Sam Buntrock.“Das Musical spricht mitsamt seiner unterschwelligen sexuellen Thematik die Sehnsucht an, zu träumen, das Verbotene zu erkunden. Es greift Tabus auf. Das Publikum darf sich wie verrückte Teenager schlecht benehmen und kann danach glücklich heimgehen.“ Wenn das mal kein Grund ist.