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Reverend Schulzz beim MuF
Frisch geputzte Schuhe
Schon im vergangenen Jahr war der Auftritt von Reverend Schulzz & The Holy Service ein Highlight auf der JOURNAL-Bühne. Am Sonntag, 16 Uhr, spielt „Hanaus später Antwort auf Bob Dylan“ wieder am Sachsenhäuser Ufer, Höhe Holbeinsteg.
JOURNAL FRANKFURT: Blick zurück zu The Crow ... Wie hat sich Deine Musik seitdem für Dich entwickelt, wo gibt es noch Paralellen, wo ganz andere stilistische Schwerpunkte? Folk Songs waren es im Titel der 1991er CD schon damals ...
REVEREND SCHULZZ: The Crow war ein Haufen von Leuten, die aus den unterschiedlichsten stilistischen Richtungen kamen. Michael (Drums) spielte zuvor bei B-Call, Olaf (Bass) machte Punk, Andi (Gitarre) hatte viel mit Progressive, Jazz und Rock zu tun und ich kam aus diesem Folk-Punk-Ding, hatte grade die neuseeländische Flying Nun Garagen-Szene wie ein Schwamm aufgesogen und versuchte diese Eindrücke mit dem von Gun Club, Dream Syndicate, Velvet Underground, Neil Young und Bob Dylan Gelernten zu verbinden. Meine Songs waren beim Schreiben schon damals typisches Singer/Songwriter-Zeug aber so angelegt, dass sie einem druckvollen Bandarrangement zuarbeiteten. Was dabei herauskam, kennt man ja. Mittlerweile ist mein Sound homogener, runder geworden, glaube ich. Meine Formationen sind mehr auf meine musikalischen Vorstellungen zugeschnitten und meine stilistischen Schwerpunkte liegen ganz klar im Folk. Es kommt immer mal wieder die ein oder andere Farbe (meist unbewusst) hinzu – die über die vielen Jahre stetig anwachsende Platten/CD-Sammlung und die Erfahrungen mit anderen Künstlern schlagen sich da verständlicherweise nieder.
Als ich euch Youngsters seiner Zeit das erste Mal gehört habe, war ich überrascht weil meine Assoziation unter anderem Klassiker zwei unterschiedlicher, aber doch verwandter Genres waren: Woody Guthrie und Robert Johnson. Als Nicht-Dylan-Fan habe ich den damals glatt überhört. Der war aber immer schon präsent (heute stehst Du ihm auch optisch näher, haha).
Woodie Guthrie war für mich eigentlich eher von historischer Bedeutung. Musikalisch konnte ich da nicht so viel lernen – zu dünn. Robert Johnson hat mich durch seine Lebensgeschichte, die Storys der Entstehung seiner Aufnahmen und diese Texte fasziniert. Er tut es immer noch. Es gibt nur zwei Fotos von ihm – auf dem einen hat er eine Kippe im Mundwinkel und auf dem anderen trägt er Hut und Anzug, hat eine Gibson L1 auf dem Schoß und geputzte Schuhe. Das Bild hängt bei mir an der Wand. Seitdem hab ich auch immer geputzte Schuhe ...
Neben Folk, Blues und anderen Genre-Klassiker waren aber auch Indie und Alternative wichtige Impulsgeber...
Ja, wie gesagt: Am Anfang waren es die oben genannten Bands und meine Eindrücke aus der Punkszene, später dann Grunge Bands und Alternative Folk, Bands wie Giant Sand und Yo la Tengo und zuletzt Musiker wie Mark Kozelek und Mark Eitzel, The Low Anthem oder gar Arborea..
Täuscht der Eindruck oder hast Du Dich über die Jahre auch klanglich (akustisch) den Roots mehr und mehr angenähert …
Das stimmt. Ich glaube, das hat was mit dem Alter zu tun. Die Roots sind nicht schnelllebig. Man hat irgendwie das Gefühl, nach Hause zu kommen. Neben dieser „Geborgenheit“ besitzen die „alten“ Musikrichtungen wie Folk, Blues und Jazz mehr Stil, vielleicht sogar mehr Würde. Ich höre in letzter Zeit gerne mal was von Miles Davis oder Chet Baker, Blues von Sonny Boy Williamson oder auch Folker wie Dave van Ronk oder Cisco Houston. Das ist eine andere Welt. Eine Schwarz-Weiß-Welt mit verrauchten Clubs, Hüten, Anzügen und – siehe oben – frisch geputzten Schuhen.
Wichtig ist ganz sicher das Storytelling. Was sind Deine „Botschaften“?
Ich schreibe über die kleinen Dinge des Lebens, denn die machen diese Welt aus – nicht die Großen. Darüber hinaus neige ich in meinen Texten zur Romantisierung von Berufsgruppen: „Travel Agency Girl“, „Drugstore Girl“, „The Lighthouse Keeper“, „Train Girl“, „Wish I Was A Sailor“, „Brian The Juggler“, „The Painter“ oder das neue „Graveyard Queen“. Aber das passt ja irgendwie zusammen.
Der Hobo tauchte zuletzt ja auch im CD-Titel auf, aber der fuhr nicht mehr Bahn, sondern im Unterseeboot. Wie kam es zu dieser (überraschenden?) Konstellation?
Das ist einfach. Die CD sollte erst „Voodoo Submarine“ heißen, mit einem blutroten Cover, darauf ein altes U-Boot, auf das wir Voodoo-Ornamente projiziert hätten. Aber meine Plattenfirma, also der Volka und der Ingo, meinten, ich soll nicht immer so düster sein. Da hab ich es dann halt „Hobo Submarine“ genannt und noch schnell den passenden Titelsong dafür geschrieben. Ich mag einfach die Verbindung dieser beiden Wörter. Sie kann inspirierend sein, jeder kann sich aussuchen, was er sich darunter vorstellen will ...
Das „Reise“-Motiv ist ein ganz wichtiges ..
... weil es für mich „fortschreiten“, „kennenlernen“, „Öffnung“ und „Vielfalt“ bedeutet und Musik sowieso Bewegung und Geschwindigkeit impliziert. Musik hat Tempi und bewegt sich fort.
Ein Wort zur Instrumentierung auf der Bühne. Weißt Du schon das Line up fürs die Journal-Bühne inzwischen?
Ich hoffe ich kann in voller Besetzung, also mit Schlagzeug (Klaus Heck), Kontrabass (Stefan Kreuscher) und Akkordeon (Burkhard Rieger) antreten. So ist es zumindest geplant.
REVEREND SCHULZZ: The Crow war ein Haufen von Leuten, die aus den unterschiedlichsten stilistischen Richtungen kamen. Michael (Drums) spielte zuvor bei B-Call, Olaf (Bass) machte Punk, Andi (Gitarre) hatte viel mit Progressive, Jazz und Rock zu tun und ich kam aus diesem Folk-Punk-Ding, hatte grade die neuseeländische Flying Nun Garagen-Szene wie ein Schwamm aufgesogen und versuchte diese Eindrücke mit dem von Gun Club, Dream Syndicate, Velvet Underground, Neil Young und Bob Dylan Gelernten zu verbinden. Meine Songs waren beim Schreiben schon damals typisches Singer/Songwriter-Zeug aber so angelegt, dass sie einem druckvollen Bandarrangement zuarbeiteten. Was dabei herauskam, kennt man ja. Mittlerweile ist mein Sound homogener, runder geworden, glaube ich. Meine Formationen sind mehr auf meine musikalischen Vorstellungen zugeschnitten und meine stilistischen Schwerpunkte liegen ganz klar im Folk. Es kommt immer mal wieder die ein oder andere Farbe (meist unbewusst) hinzu – die über die vielen Jahre stetig anwachsende Platten/CD-Sammlung und die Erfahrungen mit anderen Künstlern schlagen sich da verständlicherweise nieder.
Als ich euch Youngsters seiner Zeit das erste Mal gehört habe, war ich überrascht weil meine Assoziation unter anderem Klassiker zwei unterschiedlicher, aber doch verwandter Genres waren: Woody Guthrie und Robert Johnson. Als Nicht-Dylan-Fan habe ich den damals glatt überhört. Der war aber immer schon präsent (heute stehst Du ihm auch optisch näher, haha).
Woodie Guthrie war für mich eigentlich eher von historischer Bedeutung. Musikalisch konnte ich da nicht so viel lernen – zu dünn. Robert Johnson hat mich durch seine Lebensgeschichte, die Storys der Entstehung seiner Aufnahmen und diese Texte fasziniert. Er tut es immer noch. Es gibt nur zwei Fotos von ihm – auf dem einen hat er eine Kippe im Mundwinkel und auf dem anderen trägt er Hut und Anzug, hat eine Gibson L1 auf dem Schoß und geputzte Schuhe. Das Bild hängt bei mir an der Wand. Seitdem hab ich auch immer geputzte Schuhe ...
Neben Folk, Blues und anderen Genre-Klassiker waren aber auch Indie und Alternative wichtige Impulsgeber...
Ja, wie gesagt: Am Anfang waren es die oben genannten Bands und meine Eindrücke aus der Punkszene, später dann Grunge Bands und Alternative Folk, Bands wie Giant Sand und Yo la Tengo und zuletzt Musiker wie Mark Kozelek und Mark Eitzel, The Low Anthem oder gar Arborea..
Täuscht der Eindruck oder hast Du Dich über die Jahre auch klanglich (akustisch) den Roots mehr und mehr angenähert …
Das stimmt. Ich glaube, das hat was mit dem Alter zu tun. Die Roots sind nicht schnelllebig. Man hat irgendwie das Gefühl, nach Hause zu kommen. Neben dieser „Geborgenheit“ besitzen die „alten“ Musikrichtungen wie Folk, Blues und Jazz mehr Stil, vielleicht sogar mehr Würde. Ich höre in letzter Zeit gerne mal was von Miles Davis oder Chet Baker, Blues von Sonny Boy Williamson oder auch Folker wie Dave van Ronk oder Cisco Houston. Das ist eine andere Welt. Eine Schwarz-Weiß-Welt mit verrauchten Clubs, Hüten, Anzügen und – siehe oben – frisch geputzten Schuhen.
Wichtig ist ganz sicher das Storytelling. Was sind Deine „Botschaften“?
Ich schreibe über die kleinen Dinge des Lebens, denn die machen diese Welt aus – nicht die Großen. Darüber hinaus neige ich in meinen Texten zur Romantisierung von Berufsgruppen: „Travel Agency Girl“, „Drugstore Girl“, „The Lighthouse Keeper“, „Train Girl“, „Wish I Was A Sailor“, „Brian The Juggler“, „The Painter“ oder das neue „Graveyard Queen“. Aber das passt ja irgendwie zusammen.
Der Hobo tauchte zuletzt ja auch im CD-Titel auf, aber der fuhr nicht mehr Bahn, sondern im Unterseeboot. Wie kam es zu dieser (überraschenden?) Konstellation?
Das ist einfach. Die CD sollte erst „Voodoo Submarine“ heißen, mit einem blutroten Cover, darauf ein altes U-Boot, auf das wir Voodoo-Ornamente projiziert hätten. Aber meine Plattenfirma, also der Volka und der Ingo, meinten, ich soll nicht immer so düster sein. Da hab ich es dann halt „Hobo Submarine“ genannt und noch schnell den passenden Titelsong dafür geschrieben. Ich mag einfach die Verbindung dieser beiden Wörter. Sie kann inspirierend sein, jeder kann sich aussuchen, was er sich darunter vorstellen will ...
Das „Reise“-Motiv ist ein ganz wichtiges ..
... weil es für mich „fortschreiten“, „kennenlernen“, „Öffnung“ und „Vielfalt“ bedeutet und Musik sowieso Bewegung und Geschwindigkeit impliziert. Musik hat Tempi und bewegt sich fort.
Ein Wort zur Instrumentierung auf der Bühne. Weißt Du schon das Line up fürs die Journal-Bühne inzwischen?
Ich hoffe ich kann in voller Besetzung, also mit Schlagzeug (Klaus Heck), Kontrabass (Stefan Kreuscher) und Akkordeon (Burkhard Rieger) antreten. So ist es zumindest geplant.
18. Juli 2014, 11.43 Uhr
Interview: Detlef Kinsler
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23. November 2024
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