„Quo Vadis, Cuba?“ ist die erste Ausstellung des Frankfurter Fotografen Manuel Barth. Hoch oben über den Dächern der Stadt, in der Galerie BestregARTs, ist sein Porträt eines Landes voller Widersprüche zu sehen.
Ronja Merkel /
Kuba beherrscht derzeit aufgrund der jüngsten Annäherungen mit den USA die internationalen Medien; weltweit wird laut überlegt, welche Auswirkungen ein Einreißen der so lange bestehenden Hürden haben wird. Veränderung liegt in der Luft, Aufbruchstimmung macht sich breit und innerhalb der kubanischen Bevölkerung die Hoffnung, dem amerikanischen Traum etwas näher zu kommen. Dass die Kubaner ein äußerst verklärtes Bild von den USA haben, davon weiß Manuel Barth zu berichten. Der 24-jährige Fotograf reiste einige Wochen mit seiner Kamera bewaffnet quer durch den Inselstaat und dokumentierte die faszinierende, häufig aber auch verwirrende Kultur. Kuba ist schon lange nicht mehr das lockerleichte Land, in dem junge, schöne Frauen zu Salsaklängen die Hüften schwingen und die betagten Herren selig lächelnd mit einem Glas Rum in der Hand und einer Zigarre im Mundwinkel die Aussicht genießen – wenn es das denn jemals war.
Dieses Bild existiert hierzulande in Werbespots und Spielfilmen, in der Realität weichen die Salsabars jedoch nach und nach Clubs, in denen Pitbull und Lady Gaga aus den Boxen dröhnen, die jungen Frauen tragen Shirts, auf denen amerikanische Flaggen prangen und die älteren Herren fahren als Schwarzarbeiter Taxi, um ihre Familien in dem kommunistisch regierten Staat ernähren zu können. Barths hyperrealistische Fotografien erzählen sensibel von den Veränderungen eines Landes, dessen Bevölkerung stets einem Traum nachjagte, der bisher in unerreichbarer Ferne zu liegen schien. Es sind Bilder, die jede Sorgenfalte, jedes Lachen und jede nachdenklich gerunzelte Stirn in vollendeter Detailliertheit einfangen und das so voller Melancholie und gleichzeitiger Schönheit, dass man plötzlich das Bedürfnis verspürt, selbst diese Reise zu unternehmen. Tradition und Moderne liegen in Kuba nah beieinander, ebenso wie Verfall und Hoffnung und so inszeniert auch der junge Fotograf seine Ausstellung als einen Ort voller innerer Widersprüche und Gegensätze, die zum Nachdenken, Diskutieren, aber auch einfach nur zum Träumen einladen.
>> Quo Vadis, Cuba? Ausstellung, Ffm: BestregARTs, Mainzer Landstr. 46/FCB Hochhaus/14. Etage, verlängert bis 9. August 2015, Di–Fr 11–19 Uhr, Sa/So 13–18 Uhr, Eintritt frei
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin.