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Podiumsdiskussion über Rechtsradikalismus

Was können wir von Adorno lernen?

Am gestrigen Dienstag veranstaltete das Kulturdezernat eine Podiumsdiskussion in der Evangelischen Akademie, welche die Aktualität Adornos in den Fokus rückte. Ausgangspunkt der Diskussion war Adornos Vortrag aus dem Jahr 1967, der nun neu veröffentlicht wurde.
Am gestrigen Dienstag veranstaltete das Kulturdezernat eine öffentliche Podiumsdiskussion in der Evangelischen Akademie Frankfurt, welche sich mit der Aktualität Adornos befasste. Auf dem Podium saßen an diesem Abend Professorin Nicole Deitelhoff, Professor Michel Friedman, Ina Hartwig (SPD) und Professor Axel Honneth. Moderiert wurde das Gespräch von Thomas Sparr vom Suhrkamp Verlag. Es herrschte ein Andrang, wie es ihn wohl in keiner anderen Stadt als Frankfurt geben könnte. Dies liegt zum einen natürlich an der Bedeutung Adornos für die Stadt Frankfurt, zum anderen aber sicherlich auch an den Entwicklungen der letzten Zeit. In Zeiten, in denen eine rechtspopulistische Partei in allen Landtagen vertreten ist, in denen ein Politiker erschossen wird, weil er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen stark macht, in denen über die Herkunft eines Täters mehr diskutiert wird als über die Tat selbst, stellen sich Fragen wie: Wie können wir mit dem Phänomen des radikalen Denkens umgehen und was können wir dagegen tun? Bei der Beantwortung soll ein Vortrag Theodor W. Adornos aus dem Jahr 1967 helfen, den der Suhrkamp Verlag anlässlich Adornos 50. Todestags neu aufgelegt hat. Der Band „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ wirkt wie „eine Flaschenpost aus einer anderen Zeit für aktuelle Fragen“, sagte Thorsten Latzel, Direktor der Evangelischen Akademie, bei der Eröffnungsrede.

Adorno konnte weder in die Zukunft sehen, noch war dieser Vortrag für die Zukunft gedacht. Bedenkt man den politischen Hintergrund zu der Zeit, als Adorno den Vortrag hielt und vergleicht ihn mit der politischen Entwicklung heutzutage, ist die Aktualität, die der Text zu Teilen besitzt, kein unerklärbares Phänomen: Vor genau 50 Jahren, am 13. August 1969, wurde Adorno auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt und genau vor 50 Jahren begann der Bundestagswahlkampf, bei dem die führenden Parteien einen Wahlsieg der NPD fürchten mussten. „Ich kann mich daran erinnern, als Kind habe ich in den Fernsehaufnahmen der damaligen Zeit verfolgt, wie der damalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger als erstes sagte, wie froh er sei, dass die NPD nicht in den Bundestag eingezogen sei“, erklärte Moderator Sparr. 50 Jahre später, im Juni 2019, schlug eine Wahl in Görlitz hohe Wellen, weil ein Kandidat einer rechtspopulistischen Partei beinahe Bürgermeister geworden wäre. „Dass dieser Text so euphorisch aufgenommen wird, hängt vor allem mit Timing zusammen“, sagte Deitelhoff.

Zwar gibt es einige Unterschiede zu damals, doch einiges von dem, was Adorno vor 50 Jahren in dem Vortrag über Rechtradikalismus erklärte, gilt noch immer. Eine der Hauptaussagen und damit vielleicht sogar die Antwort auf die Ausgangsfrage, wie wir mit Rechtsradikalismus umgehen und was wir dagegen tun können, ist laut Adorno: aktiv handeln. „Auffällig ist, dass Adorno in seinem Vortrag sehr klar zu seinem Publikum spricht. Er will sein Publikum dort nicht philosophisch, sondern politisch erreichen“, sagte Hartwig. Dies zeige vor allem eines: Man darf dem Rechtsradikalismus nicht nur zuschauen, sondern müsse sich ihm stellen.

Dabei spielen vor allem zwei Dinge eine Rolle: Propaganda und die Vernunft. Damals wie auch heute wurden Zahlen gefälscht und den Menschen Lügen erzählt, um sie von falschen „Tatsachen“ zu überzeugen. Deitelhoff sagte, dass in der Problematisierung dieses Problems eine der Stärken des Textes liege, denn Adorno sage zurecht, man könne nicht abwarten bis sich alles von selbst regelt, man müsse sich dem Problem stellen. „Wir dürfen nicht denken, dass wir heutzutage mit der Wahrheit und mit Fakten Rechtsradikale überzeugen können“, so Deitelhoff. Es gehe aber auch nicht darum „den harten Kern“ der Rechtsradikalisten zu bekehren, sondern es gehe um die Umstehenden, die berühmten Dritten. Denn Adorno spricht den Rechtsradikalisten jegliche Vernunft ab – die Techniken seien irrtional, die Überzeugungen seien irrational, die psychischen Antriebe seien die gestörter und autoritätsgebundener Persönlichkeiten und keiner mündiger Bürgerinnen und Bürger. Dass dies eine problematische Ansicht Adornos sei, sind sich alle auf dem Podium einig. Diese Einstellung mache es unmöglich, mit diesen Leuten einen Streit zu führen und dies sei immerhin das Kennzeichen der Demokratie. „Mit diesen Menschen muss man streiten. Sie sind nicht unvernünftig, sondern ernst zu nehmen und wie man dies tut, müssen wir lernen“, äußerte sich Friedmann.
 
Fotogalerie:
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14. August 2019, 13.01 Uhr
Elena Zompi
 
 
 
 
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