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Podiumsdiskussion der Grünen
Die Gespensterdebatte um die Städtischen Bühnen
Die Städtischen Bühnen haben einen Sanierungsbedarf. Das ist unbestritten. Bei der äußerst homogenen Podiumsdiskussion im Foyer des Schauspielhauses wurde heftig für den Erhalt des alten Standorts plädiert.
In Zeiten des Sommerlochs war die Debatte über die maroden Städtischen Bühnen ein dankbares Thema. Doch wurde da nicht auch einiges aufgeblasen? Die einleitenden Worte Bernd Loebes bei der Podiumsdiskussion der Grünen am Dienstagabend im Holzfoyer relativierten die Debatte schon von Beginn an. Er habe eine rekordverdächtige Spielzeit hinter sich gebracht, die Koffer für den Urlaub gepackt, sagt der Intendant der Oper. „Kaum war man angekommen, musste man lesen, wie marode doch alles ist.“ Ganz so schlimm scheint der Zustand des Gebäudes wohl nicht zu sein. „In der Diskussion wurde nie erwähnt, dass es um 1100 Menschen geht, die hier arbeiten. Stattdessen wurden Fassaden thematisiert, jeder wurde zum Architekten und manche wollten gleich alles niederreißen.“ Jeder habe da sein eigens politisches Kalkül im Auge gehabt. Loebe wies überdies die Kritik an der Architektur des Glasbaus aus dem Jahr 1963 ab. Von DDR-Baustil sei gar die Rede gewesen. Loebe stellte auch klar, dass das Schauspiel und die Oper sinnvollerweise nicht getrennt werden sollten, weil es Synergien gebe und man zusammenarbeite und kein Spartendenken pflege. Eine Trennung bedeute auch mehr Personalbedarf.
Norbert Abels, Chefdramaturg des Schauspiels, führte aus, an welchem historisch interessanten Ort die Städtischen Bühnen heute stehen, dass der Künstler Marc Chagall eigens für den Standort ein Werk erschuf. Dass bereits 1987 Kulturpapst Hilmar Hoffmann (SPD) hatte verhindern können, dass es zur Realisierung der Pläne von Ignatz Bubis (FDP) kam, an der Stelle ein 150 Meter hohes Gebäude zu errichten mit Banken und Geschäften. Schauspielerin Corinna Kirchhoff blies in ein ähnliches Horn, wie am Montagabend eigentlich alle: „Wir sind ein Stadttheater, wir gehören in die Mitte und den Standort gilt es zu halten.“ Architekt DW Dreysse argumentierte: „Niemand käme auf den Gedanken den Dom zu verlagern, nur weil das Dach kaputt ist.“ Theater habe die Kirche als moralische und ästhetische Institution abgelöst. Dreysse sprach über die städtischen Bühnen als Nukleus, durch den die Stadt vernetzt werde. Die Stadt habe in der Vergangenheit etwa mit dem Bau des Theatertunnels ja auch viel unternommen, um den Standort aufzuwerten. „Den Ort jetzt für Brexitaussteiger nutzen zu wollen, das ist doch Coco Lores!“ Es sein eine Mär, dass Abriss immer die beste Lösung sei, sagte auch Stadtrat Stefan Majer, das sei „unterkomplex“. Vielmehr seien die bedeutendsten Gebäude der Stadt tatsächlich Umbauten gewesen. „Teuer wird es auf jeden Fall, aber bei den städtischen Bühnen dreht es sich um das kulturelle Herz der Stadt und bei Operationen am offenen Herzen sollte man vorsichtig sein.“
Der Technische Direktor Olaf Winter brachte noch etwas Butter bei die Fische und erklärte, dass der Sanierungsbedarf ja keine Neuigkeit sei, man schon 2014 eine Machbarkeitsstudie veranlasst habe, an der bis zu 50 Personen arbeiten. Es sei ganz klar, dass die Arbeiten nicht in einer sechswöchigen Sommerpause zu bewerkstelligen seien. Im Sommer seien 900 feine Löcher in Säulen und Mauern gebohrt worden, um eine Bestandsanalyse zu machen. Im März werde die Studie vorgestellt. Während die Bühnentechnik in einem recht guten Zustand sei, seien Trinkwasserrohre veraltet und auch die Elektrik sei mehr als 50 Jahre alt. Der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Popp, erläuterte, dass die Stadt ja kontinuierlich in den Standort investiert habe, es handele sich um eine Gespensterdebatte. Er lobte aber, dass in diesem Sommer immerhin über Kulturpolitik debattiert worden sei. Sein Vorschlag ist, warum man die Sanierung nicht auch als Chance sehe, man doch ein Provisorium am Kulturcampus errichten könne, das zunächst als Ausweichquartier fungieren könne und später anderweitig genutzt werden könne. Immerhin habe die Stadt ja schon einmal den Fehler begangen, sich vom TAT und vom Ballett zu trennen, das könne man ja am Kulturcampus wieder gut machen.
Viele neue Erkenntnisse gab es am Montagabend nicht, außer: Dass Sommerlochthemen sich auch noch in den September reinziehen können. Am kommenden Montag findet abends ein Bürgergespräch der FAZ im Holzfoyer der Städtischen Bühnen statt. Wer will denn schon bis zur Vorlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie warten, wenn man doch schon vorher drüber debattieren kann…
Norbert Abels, Chefdramaturg des Schauspiels, führte aus, an welchem historisch interessanten Ort die Städtischen Bühnen heute stehen, dass der Künstler Marc Chagall eigens für den Standort ein Werk erschuf. Dass bereits 1987 Kulturpapst Hilmar Hoffmann (SPD) hatte verhindern können, dass es zur Realisierung der Pläne von Ignatz Bubis (FDP) kam, an der Stelle ein 150 Meter hohes Gebäude zu errichten mit Banken und Geschäften. Schauspielerin Corinna Kirchhoff blies in ein ähnliches Horn, wie am Montagabend eigentlich alle: „Wir sind ein Stadttheater, wir gehören in die Mitte und den Standort gilt es zu halten.“ Architekt DW Dreysse argumentierte: „Niemand käme auf den Gedanken den Dom zu verlagern, nur weil das Dach kaputt ist.“ Theater habe die Kirche als moralische und ästhetische Institution abgelöst. Dreysse sprach über die städtischen Bühnen als Nukleus, durch den die Stadt vernetzt werde. Die Stadt habe in der Vergangenheit etwa mit dem Bau des Theatertunnels ja auch viel unternommen, um den Standort aufzuwerten. „Den Ort jetzt für Brexitaussteiger nutzen zu wollen, das ist doch Coco Lores!“ Es sein eine Mär, dass Abriss immer die beste Lösung sei, sagte auch Stadtrat Stefan Majer, das sei „unterkomplex“. Vielmehr seien die bedeutendsten Gebäude der Stadt tatsächlich Umbauten gewesen. „Teuer wird es auf jeden Fall, aber bei den städtischen Bühnen dreht es sich um das kulturelle Herz der Stadt und bei Operationen am offenen Herzen sollte man vorsichtig sein.“
Der Technische Direktor Olaf Winter brachte noch etwas Butter bei die Fische und erklärte, dass der Sanierungsbedarf ja keine Neuigkeit sei, man schon 2014 eine Machbarkeitsstudie veranlasst habe, an der bis zu 50 Personen arbeiten. Es sei ganz klar, dass die Arbeiten nicht in einer sechswöchigen Sommerpause zu bewerkstelligen seien. Im Sommer seien 900 feine Löcher in Säulen und Mauern gebohrt worden, um eine Bestandsanalyse zu machen. Im März werde die Studie vorgestellt. Während die Bühnentechnik in einem recht guten Zustand sei, seien Trinkwasserrohre veraltet und auch die Elektrik sei mehr als 50 Jahre alt. Der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Popp, erläuterte, dass die Stadt ja kontinuierlich in den Standort investiert habe, es handele sich um eine Gespensterdebatte. Er lobte aber, dass in diesem Sommer immerhin über Kulturpolitik debattiert worden sei. Sein Vorschlag ist, warum man die Sanierung nicht auch als Chance sehe, man doch ein Provisorium am Kulturcampus errichten könne, das zunächst als Ausweichquartier fungieren könne und später anderweitig genutzt werden könne. Immerhin habe die Stadt ja schon einmal den Fehler begangen, sich vom TAT und vom Ballett zu trennen, das könne man ja am Kulturcampus wieder gut machen.
Viele neue Erkenntnisse gab es am Montagabend nicht, außer: Dass Sommerlochthemen sich auch noch in den September reinziehen können. Am kommenden Montag findet abends ein Bürgergespräch der FAZ im Holzfoyer der Städtischen Bühnen statt. Wer will denn schon bis zur Vorlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie warten, wenn man doch schon vorher drüber debattieren kann…
6. September 2016, 10.24 Uhr
Nicole Brevoord
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