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Oliver Maria Schmitt im Mousonturm
Von Hemingway bis Tony Soprano
Titanic-Veteran und Beinahe-Oberbürgermeister Oliver Maria Schmitt hat ein neues Buch herausgebracht: "Ich bin dann mal Ertugrul" versammelt seine Reiseberichte. Am Dienstag stellt er das Buch im Mousonturm vor.
Ernest Hemingway, der Altmeister des Erzählens, hat mal geschrieben: „Alles, was du tun musst, ist: einen wahren Satz schreiben.“ Oliver Maria Schmitt hat sogar ein ganzes Buch voller wahrer Sätze geschrieben – ausschließlich wahre Sätze, beteuert er und gesteht, dass auch ein wenig Füllmaterial drumherum sei. „Ich bin dann mal Ertugrul“, lautet der Titel. Reiseberichte hat der Beinahe-Oberbürgermeister des kosmopolitischsten Dorfs der Welt darin zusammengefasst – und alle, so versichert er, habe er auch wirklich „erlebt und durchlitten“.
Damit wäre schon mal die beliebteste Frage bei Autorenlesungen, nämlich die nach dem autobiografischen, also wahrhaftigen Gehalt, geklärt. Denn am Dienstagabend wird der Autor sein Buch im Mousonturm vorstellen. Schmitt hat Texte gesammelt, die er in der "Zeit", Geo Saison und der FAZ veröffentlicht hat, aber auch ein paar neue dazugeschrieben, um das Buch voll zu kriegen. Für schlappe 16,95 Euro kann man mit dem Buch eine kleine Weltreise unternehmen: Von Budapest über Bordeaux bis Balkonien. Von Nicaragua über Nevada bis ins Neckartal. Selbst in entlegene Regionen wie Nordkorea hat es den Globetrotter verschlagen.
Besonders gut habe ihm eine Pressereise nach Kasachstan gefallen, auch wenn er sagt, dass es in diesem Land zurecht keinen Tourismus gebe. Gerne erzählt er auch von einem Klappradrennen in England, bei dem er den 233. Platz belegte – seine erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Gar nicht schön hingegen war seine Nacht im Sterbebett von Tony Soprano. Oliver Maria Schmitt hatte sich in einem römischen Luxushotel extra das Zimmer geben lassen, indem der Schauspieler James Gandolfini gestorben ist. „Die wollten es zuerst nicht rausrücken“, sagt Schmitt. Doch nachdem er lange genug insistiert hat, bekam er es - was der Thanatourist kurz darauf bereute: Albträume plagten ihn. Nicht von ungefähr trägt das Buch den Untertitel „Traumreisen durch die Hölle und zurück“.
Der Titel des Buches ist zugleich der des erfolgreichsten Textes: Schmitt hat sich auf der Frankfurter Buchmesse 2008 als türkischer Schriftsteller Ertugrul Osmanoglu ausgegeben und versucht, Kritiker, Lektoren und Agenten von einem Manuskript zu begeistern, das eine Mischung aus Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ und Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ sein sollte. Ein Wanderroman von Istanbul nach Berlin, indem es auch um unschöne Dinge im Analbereich geht. Keiner wollte das Buch drucken: „Ich bin gescheitert an der Borniertheit“, sagt er. Dafür veröffentlichte die FAZ den Erfahrungsbericht, im Jahr darauf wurde der Autor dafür mit dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet – dem Oscar der deutschen Journalisten.
Eine Ausnahme unter all den Reiseberichten bildet die Islandbeschimpfung. „Bei der Buchmesse 2011 fanden alle Island toll, es gab keine kritische Stimme. Dem wollte ich etwas entgegensetzen“, sagt er. Und so zieht Schmitt über den Vulkan her, dem "letzten antiken Raucher neben Helmut Schmidt", und über die "unerträglich sympathischen" Isländer.
In Key West (Florida) nahm Oliver Maria Schmitt an einem Hemingway-Look-alike-Wettbewerb teil. Da ihm aber ein weißer Bart und Leibesfülle fehlten, flog er schon in der ersten Runde aus. „Ich wollte den Wettbewerb verjüngen“, sagt Schmitt. „Aber die Jury, ein Club alter Männer, hat die Chance nicht genutzt. Das habe ich ihnen nicht verziehen.“ Auch Hemingway sei für ihn erledigt, schreibt er in seinem Buch. „Was hat er schon groß geleistet? Er war ein rettungsloser Angeber und der schlimmste Nebensatzkiller aller Zeiten.“ Vielleicht, so Schmitt, werde er demnächst in Lübeck Günter Grass mimen: „mit Prachtschnauzer, Pfeife und SS-Uniform“.
>> Oliver Maria Schmitt: Ich bin dann mal Ertugrul, Rowohlt 2015. Der Autor liest aus seinem Buch am 5. Mai im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, Beginn 20 Uhr, Eintritt AK 11 Euro.
Damit wäre schon mal die beliebteste Frage bei Autorenlesungen, nämlich die nach dem autobiografischen, also wahrhaftigen Gehalt, geklärt. Denn am Dienstagabend wird der Autor sein Buch im Mousonturm vorstellen. Schmitt hat Texte gesammelt, die er in der "Zeit", Geo Saison und der FAZ veröffentlicht hat, aber auch ein paar neue dazugeschrieben, um das Buch voll zu kriegen. Für schlappe 16,95 Euro kann man mit dem Buch eine kleine Weltreise unternehmen: Von Budapest über Bordeaux bis Balkonien. Von Nicaragua über Nevada bis ins Neckartal. Selbst in entlegene Regionen wie Nordkorea hat es den Globetrotter verschlagen.
Besonders gut habe ihm eine Pressereise nach Kasachstan gefallen, auch wenn er sagt, dass es in diesem Land zurecht keinen Tourismus gebe. Gerne erzählt er auch von einem Klappradrennen in England, bei dem er den 233. Platz belegte – seine erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Gar nicht schön hingegen war seine Nacht im Sterbebett von Tony Soprano. Oliver Maria Schmitt hatte sich in einem römischen Luxushotel extra das Zimmer geben lassen, indem der Schauspieler James Gandolfini gestorben ist. „Die wollten es zuerst nicht rausrücken“, sagt Schmitt. Doch nachdem er lange genug insistiert hat, bekam er es - was der Thanatourist kurz darauf bereute: Albträume plagten ihn. Nicht von ungefähr trägt das Buch den Untertitel „Traumreisen durch die Hölle und zurück“.
Der Titel des Buches ist zugleich der des erfolgreichsten Textes: Schmitt hat sich auf der Frankfurter Buchmesse 2008 als türkischer Schriftsteller Ertugrul Osmanoglu ausgegeben und versucht, Kritiker, Lektoren und Agenten von einem Manuskript zu begeistern, das eine Mischung aus Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ und Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ sein sollte. Ein Wanderroman von Istanbul nach Berlin, indem es auch um unschöne Dinge im Analbereich geht. Keiner wollte das Buch drucken: „Ich bin gescheitert an der Borniertheit“, sagt er. Dafür veröffentlichte die FAZ den Erfahrungsbericht, im Jahr darauf wurde der Autor dafür mit dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet – dem Oscar der deutschen Journalisten.
Eine Ausnahme unter all den Reiseberichten bildet die Islandbeschimpfung. „Bei der Buchmesse 2011 fanden alle Island toll, es gab keine kritische Stimme. Dem wollte ich etwas entgegensetzen“, sagt er. Und so zieht Schmitt über den Vulkan her, dem "letzten antiken Raucher neben Helmut Schmidt", und über die "unerträglich sympathischen" Isländer.
In Key West (Florida) nahm Oliver Maria Schmitt an einem Hemingway-Look-alike-Wettbewerb teil. Da ihm aber ein weißer Bart und Leibesfülle fehlten, flog er schon in der ersten Runde aus. „Ich wollte den Wettbewerb verjüngen“, sagt Schmitt. „Aber die Jury, ein Club alter Männer, hat die Chance nicht genutzt. Das habe ich ihnen nicht verziehen.“ Auch Hemingway sei für ihn erledigt, schreibt er in seinem Buch. „Was hat er schon groß geleistet? Er war ein rettungsloser Angeber und der schlimmste Nebensatzkiller aller Zeiten.“ Vielleicht, so Schmitt, werde er demnächst in Lübeck Günter Grass mimen: „mit Prachtschnauzer, Pfeife und SS-Uniform“.
>> Oliver Maria Schmitt: Ich bin dann mal Ertugrul, Rowohlt 2015. Der Autor liest aus seinem Buch am 5. Mai im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, Beginn 20 Uhr, Eintritt AK 11 Euro.
5. Mai 2015, 10.51 Uhr
Lukas Gedziorowski
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