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Neue Spielstätte und mal nicht Molière
Alles neu bei Barock am Main
Das industrieromantische Gebäude der Höchster Porzellan-Manufaktur bildet in diesem Sommer die Kulisse des Theaterfestivals Barock am Main. Auf dem Programm steht "Der Alchemist" von Ben Jonson.
Der Besuch des Theaterfestivals Barock am Main ist in den vergangenen zwölf Jahren zu einer liebgewordenen Tradition im Kalender vieler Frankfurter geworden. Doch in diesem Sommer wird vieles nicht so sein wie zuvor. Die größte Veränderung wird die Spielstätte sein: Da der Garten des Bolongaropalast wegen umfangreichen Umbauarbeiten des Gebäudes bis 2021 nicht mehr zur Verfügung steht, wird ab Juli erstmals der Parkplatz der Höchster Porzellan-Manufaktur zur Eventlocation. Das prägnante Industriegebäude aus Backsteinen mit den runden Fensterbögen soll die Kulisse bilden. Neu ist auch, dass diesmal nicht ein Stück von Molière aufgeführt wird, sondern eine Komödie des britischen Schriftstellers Ben Jonson, natürlich wieder ins Hessische transferiert von Rainer Dachselt.
Ein paar Konstanten gibt es also noch und dazu gehören natürlich auch wieder Schauspieler Michael Quast und sein Ensemble samt des typischen Makeups. „Unser Stil bleibt, wie er in den vergangenen Jahren gewesen ist. Wir bleiben uns stilistisch treu und spielen weiterhin ohne technische Verstärkung mit der Wand im Rücken. Die Ursprünglichkeit und die Drastik der Darstellung bleibt erhalten“, versichert Quast.
Ein neuer Ort
Für Jörg Köster, Geschäftsführer der Höchster Porzellan-Manufaktur, ist die Bespielung seines Hofes eine Win-Win-Situation. Durch Führungen und Firmenveranstaltungen im Rahmen des Festivals erhofft er sich eine neue Klientel zu erschließen. „So wie viele Frankfurter erst den Bolongaropalast für sich entdecken mussten, so einen Effekt gibt es auch mit der Porzellan-Manufaktur. Wir entdecken hier einen neuen Ort“, sagt Quast über das mehr als 100 Jahre alte Gebäude, fernab vom Höchster Ortskern. „Mir gefällt die Verbindung eines geschichtsträchtigen Ortes mit Barock am Main, außerdem hat „Der Alchemist“ ja auch im entferntesten Sinne etwas mit dem weißen Gold zu tun.“
Darum geht es
Das Stück sei von 1610 und handele von vielen bürgerlichen Gestalten, in deren Alltag eine Gaunerbande einfalle, die esoterische Dienstleistungen anbiete, so Rainer Dachselt, der das englische Stück, für das es seiner Meinung nach bisher keine adäquate deutsche Übersetzung gebe, ins Hessische umgeschrieben hat. „Der Alchemist“ zeige eine Welt der Vorstellung und des Betrugs und natürlich gebe es letztlich einen Knall, wo der ganze Spuk auffliege. Ben Jonsons Vielfalt, die vom Kneipenjargon bis zur Shakespeare’schen Sprache reiche, mache das Stück ebenso wie der typisch „britische Humor, der von keinerlei Rücksichtnahmen gehemmte Witz“ so reizvoll. Natürlich wird Michael Quast den Hauptgauner, den Magister Magnus, spielen.
Foto: Maik Reuß
Die Herausforderungen
„Aus Kostengründen haben wir nicht mehr als acht Schauspieler“, sagt Michael Quast, dafür gebe es viele Doppelbesetzungen. Das sei schon auch künstlerisch eine besondere Herausforderung. Es wird ohne den Bolongaropalast im Rücken in den anstehenden 27 Vorstellungen binnen dreieinhalb Wochen weitere, etwa auch logistische Problemstellungen geben. „Die Bedingungen sind komplizierter“. Früher sei die Schneiderei für die Kostüme zwei Monate vor der Premiere in den Palast eingezogen, es habe Lagerflächen für die Technik, das Bühnenbild und Licht gegeben und Garderoben für die Künstler. All das stehe jetzt nicht zur Verfügung, also müsse man einen Mehraufwand beitreiben, der Geld koste. Auch werde man weniger Einnahmen haben, weil die altbewährte Tribüne zwar weiterhin zum Einsatz komme, allerdings verkleinert, so dass pro Vorstellung nur 450 Karten statt bisher 500 Karten verkauft werden könnten. Man versuche günstiger zu produzieren, sagt Quast, aber man wolle nicht bei den Ticketpreisen teurer werden. „Das wäre das falsche Signal.“ Die Stadt, die Barock am Main bisher alljährlich mit 18.000 Euro unterstützt hat – auch um den Standort Höchst und damit den Frankfurter Westen zu stärken – hat das Budget auf nun 25.000 Euro aufgestockt. „Das ist eine Projektförderung, eine Art Starthilfe“ sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Zweidrittel der Kosten deckt das Theaterfestival über die Eintrittskarten. „Das ist ein guter Schnitt“, ist sich Quast sicher. Über die langjährigen treuen Sponsoren freut er sich natürlich, ohne die Drittmittel gehe es nicht.
>> Barock am Main: Der Alchemist, 26.7.–20.8., Tickets 26–35 Euro, Schüler und Studenten 10 Euro, www.barock-am-main.com
Ein paar Konstanten gibt es also noch und dazu gehören natürlich auch wieder Schauspieler Michael Quast und sein Ensemble samt des typischen Makeups. „Unser Stil bleibt, wie er in den vergangenen Jahren gewesen ist. Wir bleiben uns stilistisch treu und spielen weiterhin ohne technische Verstärkung mit der Wand im Rücken. Die Ursprünglichkeit und die Drastik der Darstellung bleibt erhalten“, versichert Quast.
Ein neuer Ort
Für Jörg Köster, Geschäftsführer der Höchster Porzellan-Manufaktur, ist die Bespielung seines Hofes eine Win-Win-Situation. Durch Führungen und Firmenveranstaltungen im Rahmen des Festivals erhofft er sich eine neue Klientel zu erschließen. „So wie viele Frankfurter erst den Bolongaropalast für sich entdecken mussten, so einen Effekt gibt es auch mit der Porzellan-Manufaktur. Wir entdecken hier einen neuen Ort“, sagt Quast über das mehr als 100 Jahre alte Gebäude, fernab vom Höchster Ortskern. „Mir gefällt die Verbindung eines geschichtsträchtigen Ortes mit Barock am Main, außerdem hat „Der Alchemist“ ja auch im entferntesten Sinne etwas mit dem weißen Gold zu tun.“
Darum geht es
Das Stück sei von 1610 und handele von vielen bürgerlichen Gestalten, in deren Alltag eine Gaunerbande einfalle, die esoterische Dienstleistungen anbiete, so Rainer Dachselt, der das englische Stück, für das es seiner Meinung nach bisher keine adäquate deutsche Übersetzung gebe, ins Hessische umgeschrieben hat. „Der Alchemist“ zeige eine Welt der Vorstellung und des Betrugs und natürlich gebe es letztlich einen Knall, wo der ganze Spuk auffliege. Ben Jonsons Vielfalt, die vom Kneipenjargon bis zur Shakespeare’schen Sprache reiche, mache das Stück ebenso wie der typisch „britische Humor, der von keinerlei Rücksichtnahmen gehemmte Witz“ so reizvoll. Natürlich wird Michael Quast den Hauptgauner, den Magister Magnus, spielen.
Foto: Maik Reuß
Die Herausforderungen
„Aus Kostengründen haben wir nicht mehr als acht Schauspieler“, sagt Michael Quast, dafür gebe es viele Doppelbesetzungen. Das sei schon auch künstlerisch eine besondere Herausforderung. Es wird ohne den Bolongaropalast im Rücken in den anstehenden 27 Vorstellungen binnen dreieinhalb Wochen weitere, etwa auch logistische Problemstellungen geben. „Die Bedingungen sind komplizierter“. Früher sei die Schneiderei für die Kostüme zwei Monate vor der Premiere in den Palast eingezogen, es habe Lagerflächen für die Technik, das Bühnenbild und Licht gegeben und Garderoben für die Künstler. All das stehe jetzt nicht zur Verfügung, also müsse man einen Mehraufwand beitreiben, der Geld koste. Auch werde man weniger Einnahmen haben, weil die altbewährte Tribüne zwar weiterhin zum Einsatz komme, allerdings verkleinert, so dass pro Vorstellung nur 450 Karten statt bisher 500 Karten verkauft werden könnten. Man versuche günstiger zu produzieren, sagt Quast, aber man wolle nicht bei den Ticketpreisen teurer werden. „Das wäre das falsche Signal.“ Die Stadt, die Barock am Main bisher alljährlich mit 18.000 Euro unterstützt hat – auch um den Standort Höchst und damit den Frankfurter Westen zu stärken – hat das Budget auf nun 25.000 Euro aufgestockt. „Das ist eine Projektförderung, eine Art Starthilfe“ sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Zweidrittel der Kosten deckt das Theaterfestival über die Eintrittskarten. „Das ist ein guter Schnitt“, ist sich Quast sicher. Über die langjährigen treuen Sponsoren freut er sich natürlich, ohne die Drittmittel gehe es nicht.
>> Barock am Main: Der Alchemist, 26.7.–20.8., Tickets 26–35 Euro, Schüler und Studenten 10 Euro, www.barock-am-main.com
3. Mai 2017, 13.28 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
Brevoord >>
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