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Nach zwei Jahren Umbauzeit

Museum Judengasse wieder geöffnet

Nach zwei Jahren Umbauzeit eröffnet das Museum Judengasse wieder. Neue Multimedia-Installationen und Angebote für Kinder sollen noch umfassender über das Leben in Europas erstem jüdischem Ghetto berichten.
„Ich hatte immer den Eindruck, man wollte hier zwar ein Zeichen setzen, aber man hat es nicht mit voller Überzeugung getan“, sagt Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) über das Museum Judengasse. Jedoch nur über die bisherige Ausführung des Ausstellungshauses. Es dokumentiert die Geschichte des ersten jüdischen Ghettos Europas. 1992 eröffnete es als Dependance des Jüdischen Museums. Jetzt wird Wiedereröffnung gefeiert –nach zwei Jahren Umbauzeit und 3,25 Millionen Euro Investitionsvolumen soll das Haus nun seiner geschichtlichen Bedeutung gerecht werden. Schließlich war hier einst das Zentrum jüdischer Kultur und jüdischen Lebens für ganz Europa. Natürlich ist der Ort ebenso ein Mahnmal, der an Vertreibung und Ermordung der Frankfurter Juden erinnert. Durch dem Umbau habe das Haus nun "ein zeitgemäßes Ausstellungskonzept am authentischen Schauplatz", so Semmelroth. Auf rund 1000 Quadratmetern erstreckt sich diese neue Dauerausstellung.

Im ersten Raum dokumentieren Bilder und Modelle, wie die Judengasse zu ihren Anfängen aussah. Von 1462 bis 1796 waren Frankfurter jüdischen Glaubens gezwungen, in dem 300 Meter langen und 40 Meter breiten Areal zu wohnen. Während des Tages durften sie das Ghetto verlassen; abends, sonntags und an christlichen Feiertagen blieben die Tore verschlossen. Einen Raum weiter gibt eine Multimedia-Installation noch mehr Auskünfte über das Leben in der Judengasse: Ein Acrylmodell der Gasse leuchte jeweils an den Punkten auf, über die der Audioguide gerade spricht. So erfährt man, dass hier bis zu 3000 Juden wohnten, die ein eigenes Schlachthaus, ein Tanzhaus für Hochzeiten, ein Bad, eine Synagoge und vieles mehr hatten, um ihre jüdischen Traditionen leben zu können. So gab es auch extra Richter, die nur für die jüdische Gemeinde Recht sprachen.

Andere Stationen des Museums zeigen Ritualobjekte, wie ein Tora-Schild, eine Chanukka-Leuchte oder Schriftrollen. Aber auch alltägliche Gegenstände sind ausgestellt. Sie zeugen vom Gewürzhandel – der den Juden eigentlich untersagt war – sowie von anderen Berufen. Über eine Brücke gelangen die Besucher zur zweiten Multimedia-Installation. Ein Audioguide führt anhand einer Karte der damaligen Stadt und über vier Routen – Wege, die Juden außerhalb des Ghettos regelmäßig nahmen. Einer dokumentiert den Handel, der zweite das Freizeitvergnügen, der dritte wiederum Hafen und Dom. Der letzte thematisiert den Aufstand, den der Lebkuchenbäcker Vinzenz Fettmilch im Jahr 1614 anzettelte und in Zuge dessen die Judengasse geplündert wurde.

Unterhalb der Brücke sind Ruinen einiger Häuser der Judengasse zu sehen. Fünf Gebäude wurden in Form von kleinen 3D-Modellen rekonstruiert. Zwei dieser Häuser – das Steinerne Haus sowie das Warme Bad – waren besonders prächtig. Die Ausgrabungen stellen einen wichtigen Punkt der Neugestaltung des Museums dar. Durch eine gezielte Beleuchtung soll dieser zentrale Ort des Museums nun noch mehr hervorgehoben werden. Auch der Eingang wurde neu konzipiert. Besucher gelangen nun über die Battonnstraße ins Museum Judengasse.

Zu jedem Themenschwerpunkt gibt es jetzt eine Kinderstation. Etwa ein Puzzle der heutigen Stadt Frankfurt, das passgenau über die Zeichnung der antiken Stadt gelegt werden muss. „Das ist gar nicht so einfach“, sind sich die Kuratoren einig. Museumsdirektorin Mirjam Wenzel ist überzeugt von der neuen Dauerausstellung. „Insbesondere durch die multimedialen Installationen und das besondere Angebot für Kinder werden Familien zum Museumsbesuch eingeladen“, sagt sie.

>> Neu sind übrigens auch die Öffnungszeiten: Dienstag ist nun bis 20 Uhr geöffnet. Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

>> Am 20. März wird zwischen 14 und 21 Uhr die Wiedereröffnung des Museum Judengasse gefeiert, Battonnstraße 47, Eintritt ist frei
 
Fotogalerie:
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18. März 2016, 10.24 Uhr
Christina Weber
 
 
 
 
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
 
 
 
 
 
 
 
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