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Foto: Karin Wagner © Detlef Kinsler
Foto: Karin Wagner © Detlef Kinsler

Nach acht „bewegten Jahren“

Karin Wagner verlässt Kulturwerk Fabrik Sachsenhausen

Schichtwechsel in der Fabrik: Karin Wagner verlässt das Kulturwerk in Frankfurt-Sachsenhausen. Sie übergibt das Booking an Marc Petri, der nun mit der Programmplanung für die Spielzeit 25/26 beginnt.
Das Booking für die Fabrik im Mittleren Hasenpfad, deren Programm während des Umbaus außer Haus im Netzwerk Seilerei und der Sankt Bonifatius Kirche stattfindet, hat Karin Wagner seit Anfang 2017 gemacht. Vorher hatte Rainer Erd die Programmleitung inne. „Es ist keine einfache Zeit für Kultur und kulturelle Projekte. Auch nicht für Veranstalter, aber vor allem nicht für Musikerinnen und Musiker und alle anderen Künstlerinnen und Künstler. Das war es aber nie“, sagt Wagner.

„Kleine Bühnen können in einer gewinnorientierten Marktwirtschaft nur schwer bestehen. Trotzdem sind sie enorm wichtig. Im Grunde sind sie wie Pilze. Ihr wesentlicher Bestandteil ist das unterirdische Geflecht, das mehr trägt, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Dabei sind sie unglaublich vielfältig und ausdauernd. Lebenswichtig auch für viele andere. Es ist ganz wunderbar, dass es so viele kreativen Menschen gibt, die an diesem lebenswichtigen Geflecht mitwirken und unser Leben bereichern. Ein Teil davon zu sein und Musikern und Musikerinnen eine Bühne zu bieten, war mir eine Ehre.“

Peter Klohmann, Torsten de Winkel und Karl Ivar Refseth – acht Jahre voller musikalischer Highlights

Fragt man sie nach den musikalischen Highlights, die sie in diesen acht Jahren erleben durfte, antwortet sie, dass es da natürlich sehr sehr viele gab. „Weil es gerade noch Winter ist: Im Dezember 2017 hatte ich Peter Klohmann mit seinem Weihnachtsprogramm ,Gsus’ eingeladen. Zum Soundcheck waren alle Musiker da – außer Peter. Er kam zehn Minuten vor Konzertbeginn mit fünf Wintermänteln übereinander und hat nach jedem Stück einen abgelegt. Zuerst den Pelzmantel. Das war witzig.“

Aus 2018 ist ihr Torsten de Winkel mit seinem Bimbache-Projekt auch noch sehr präsent. „Torsten hatte eine ungewöhnliche Besetzung eingeladen, mit Karthik Mani einen indischen Percussionisten, Kai Eckhardt de Camargo am E-Bass und Magnus Dauner am Schlagzeug. Der Fabrikkeller war proppenvoll und die Musiker hatten eine lange Gästeliste.“ Wer kann sich mehr an die Luminale erinnern? „Sie wurde in Frankfurt zum ersten Mal 2018 im Kontext der Light&Building-Messe initiiert. Die Fabrik wurde angefragt und ich war sofort begeistert. Der Stiftungsvorstand hat sein okay gegeben und so konnte die Fabrik in neuem Licht erstrahlen. Ich hatte noch den Vibraphonisten Karl Ivar Refseth mit zwei Münchner Lichtkünstlern eingeladen. Das war ebenfalls beeindruckend.“

Corona-Pandemie war eine harte Zeit für Veranstalter und Musiker in Frankfurt

Die Musikmesse begann 2019 mit Locations in der Stadt zu kooperieren. „Ich hatte Ninas Rusty Horns eingeladen und tatsächlich kamen auch viele Messegäste in die doch eher etwas abseits gelegene Fabrik. Die Luminale war alle zwei Jahre geplant und die Fabrik war 2020 selbstverständlich wieder dabei – mit illuminierter Fassade und die Fassade einem beleuchteten Rundkörper als symbolischem Ölfass im Innenhof. Im Keller war ein dreitägiges Programm mit Bernd-Michael Land und seinen elektronischen Klangskulpturen geplant, untermalt mit Computer-generierten Filmen von Claus Jahn. Das Projekt musste nach zwei Tagen abgebrochen werden: Corona war ausgebrochen.“ Alles weitere ist bekannt. Das war für alle eine harte Zeit.

„Für Veranstalter und Musiker hieß das: planen und absagen, planen und absagen. Mit Unterstützung der Stiftung konnten einige Live-Streams finanziert werden. Aufgrund der schwierigen Situation haben wir ab 2021 im Hof der Fabrik Open-Air-Konzerte veranstaltet. Um die Nachbarn ,mitzunehmen’ waren viele Gespräche im Vorfeld erforderlich, um Veranstaltungen in den Sommermonaten von Mai bis September draußen realisieren zu können. Parallel dazu waren wir schon auf der Suche nach Ausweichspielstätten, weil klar war, dass zum einen die Sanierung der Fabrik endlich starten sollte. Aber auch für die Küche und Gastrobereich im Keller standen Sanierungen an. Also Dinge, die man in einem Rutsch erledigt. Im Juli 2022 hatten wir bereits ein erstes ,Auswärts-Konzert’ mit der isländischen Band AdHd und die zwei Ausweichspielorte standen fest: Die Seilerei in der Offenbacher Landstraße 190 und der Saal der Bonifatiuskirche ab September 2022. Beide Spielstätten sind jeweils doppelt so groß wie der historische Gewölbekeller der Fabrik. Dazu hin und wieder noch Konzerte im Museum für Kommunikation.“

Wagner: „Bei wechselnden Spielstätten muss man viel mehr im Hintergrund organisieren“

Die größeren Locations bieten mehr Spielraum für international bekannte Musiker und Bands. „Das Publikum dafür muss man allerdings auch erreichen“, erkannte das Fabrik-Team schnell. „Das stellt einen vor ganz neue Herausforderungen. Bei wechselnden Spielstätten muss man viel mehr im Hintergrund organisieren. Unter anderem ist das Buchen der Hotels immer mit gewissen Unwägbarkeiten verbunden. Man kann Zimmer oft nicht so weit im Voraus buchen wie Bands eine Tour planen. Gankino Cirkus ist letztes Jahr im Juni in die EM gerutscht. Zimmerpreise: 400 Euro pro Nacht und Person. Unbezahlbar. Eine verständnisvolle Agentur und kooperative Musiker machten eine Übernachtung bei Aschaffenburg auf der Route möglich.

Auch nach inzwischen über zwei Jahren verirren sich immer noch sowohl Gäste, aber auch Musiker in den Mittleren Hasenpfad – insbesondere, wenn sie schon mal da waren. Man weiß ja, wo man hin muss. Zuletzt waren das Gäste beim ausverkauften Konzert mit dem Cafe del Mundo im Dezember 2024: zwei Pärchen. Eins waren schon da und wunderte sich, wo die anderen blieben. Die waren aus dem Taunus gekommen und standen streitend im Mittleren Hasenpfad. Alles in allem also bewegte Jahre“, resümiert Wagner.
 
Fotogalerie:
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7. Januar 2025, 10.35 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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