Am kommenden Sonntag ist die letzte Gelegenheit, die sehenswerte Ausstellung "Buchwelten" im Sinclair-Haus zu sehen. Danach schließt das Museum bis Dezember – will aber im Gespräch bleiben.
Nils Bremer /
Das Sinclair-Haus ist im Umbruch – und vielleicht gibt es keine bessere Ausstellung wie Buchwelten, eine, wie Museumsleiter Johannes Janssen im Katalog schreibt, wunderliche Reise ins Bücherland. Er selbst, so erzählt er an einem nasskalten Wintervormittag, habe sich in jungen Jahren vor allem für die Literatur begeistert. Das geschriebene Wort mehr geschätzt, denn die Kunst. "Das hat sich geändert bei der documenta", sagt er. Als junger Mann besuchte er die Ausstellung in Kassel – und entdeckte die Freiheit der Gedanken anhand der Modernen Kunst, die Spielraum für Interpretationen und die Phantasie ließ. So ist die derzeitige Schau so etwas wie eine Herzensangelegenheit für Johannes Janssen, die Idee, eine Schau aus der Verbindung von Künstlern und Literatur zu schaffen, kam ihm im Schnellzug.
Die Buchwelten zu sehen, ist teilweise eine kontemplative Angelegenheit. Da sind die Bildwelten von Lori Nix (Foto oben), in denen man minutenlang neue Details entdecken kann. Da sind die unscheinbaren Textpassagen von Sharka Hyland, an denen man vorbeilaufen würde, hätte einem Kuratorin Ina Fuchs nicht darauf hingewiesen, dass die Künstlerin die feinsten Serifen gezeichnet habe. Es gibt Bücher, die durchstoßen sind, einige verbrannt, andere aus Moor geformt und in permanenter Veränderung begriffen, andere mit Moos bewachsen, dann wiederum ganze Enzyklopädien, durchpflügt, so dass ein Grand Canyon bleibt.
Im Erdgeschoss dann auch ein echter Prominenter, Anselms Kiefer Werk Mutterkorn – federleicht scheinen dort Seiten auf einem Ständer zu liegen, doch sie sind aus Blei und nur von mehreren Menschen überhaupt zu bewegen.
Das Werk ist Teil der Sammlung Nantesbuch, jene Stiftung, mit der sich die Altana Kulturstiftung im vergangenen Jahr zusammengeschlossen hat. Nantesbuch hat seinen Sitz bei München. Die Unternehmenssammlung aus der Altana ist noch in Bad Homburg. Wie sich das neu sortieren wird, ist noch nicht endgültig klar. Stifterin Susanne Klatten hat aber deutlich gemacht, dass auch in der neuen Struktur das Sinclair-Haus in Bad Homburg einen festen Platz behalten soll. Dies mag auch darin deutlich werden, dass es nach dem Schluss der Buchwelten-Schau am kommenden Sonntag erst einmal aufwendig saniert wird. "Laut unserem Zeitplan werden wir das Haus im Dezember mit der Ausstellung 'Aussicht – Einsicht' wieder öffnen." Bis dahin wird die veraltete Haustechnik ausgetauscht. Derweil soll es im Schlosspark ein umfangreiches Kulturprogramm geben. "Wir werden nicht verschwinden", meint Janssen.
>> Buchwelten bis 4. Dezember 2018 im Sinclair-Haus Bad Homburg. Fr 14–19 Uhr Sa, So 10–18 Uhr, www.museumsinclairhaus.de