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Museum für Kommunikation
Streit im Museum – Von Trump über Reichelt bis zum persönlichen Streittier
Im Museum für Kommunikation Frankfurt behandelt die neue Ausstellung ein ganz sensibles Thema: den Streit. Das JOURNAL war vor Ort und konnte einige Eindrücke sammeln.
Streiten? Aber gerne! So würde sich Philosoph Michel Friedman wahrscheinlich zum Titel äußern, der nun die neue Ausstellung im Museum für Kommunikation schmückt. „Streit. Eine Annäherung“ heißt sie vollständig und behandelt diese Kommunikationsform auf mehreren Ebenen und anhand verschiedenster Situationen.
Um dem Phänomen des Streits in allen Lebensbereichen gerecht zu werden und seine Abstraktheit gleichzeitig sichtbar zu machen, so Florian Schütz, einer der zwei Kuratoren, besteht der Kern der Ausstellung aus vier Themenräumen: Kunst, Liebe, Macht und Geld. Streit und das Streiten sollen hierbei anhand von Geschichten lebendig gemacht werden. Rund 150 „streitbare“ Objekte, Fotografien, Medien und künstlerische Positionen werden dazu ausgestellt.
„Streit“ im Museum für Kommunikation Frankfurt: Welches Streittier sind Sie?
Beim Gang durch die Ausstellung hangeln sich die Besucherinnen und Besucher durch die Stationen und beginnen etwa mit Begriffsbestimmungen: Was ist ein Streit, was ein Kompromiss, was eine Diskussion und was ein Konflikt? Um themengerecht mehr Teilhabe zu ermöglichen, sagt Mitkuratorin Laura Schmitt, können die Besucher sich zu Beginn für ein sogenanntes Streittier entscheiden und eine entsprechende Chipkarte mitnehmen.
Vereinfacht stehen die Eule, der Wolf, die Schildkröte, der Fuchs und der Affe für bestimmte Streittypen von Menschen. An manchen Stellen der Ausstellung sind fiktive Streitszenarien dargestellt und mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben, die wiederum mit der „Streitkarte“ nach Gusto abgescannt werden können. Am Ende werden die Karten dann ausgelesen und überprüft, inwieweit die Antworten mit dem gewählten Streittier übereinstimmen.
Streit und Macht: Frankfurter Nationalversammlung und andere historische Ereignisse
„Streit. Eine Annäherung“ bietet dem Besucher aber nicht nur diese Art der Interaktion. Ein kleiner Höhepunkt dürfte auch der Schredderbriefkasten im Bereich Liebe sein: Sich kurz ein Thema, was einem vielleicht schon länger unter den Nägeln brennt, von der Seele schreiben und durch den Briefkastenschlitz häckseln lassen.
Am Schredderbriefkasten können vielleicht auch vergangene Streitereien beigelegt werden © red
Eigentlicher Schwerpunkt der Ausstellung ist der Bereich Macht, erzählt Schütz, der aus zwei Teilen besteht. Erstens gehe es um alte wie neue Streitthemen der Demokratie. Dort werden historische Streitereignisse wie das Hambacher Fest oder auch die erste deutsche Nationalversammlung behandelt, womit auch der Bezug zu Frankfurt und dem Paulskirchenjubiläum gegeben sei. Die Rolle der physischen Gewalt im Streit solle hierbei keine Rolle spielen und auch werde betont, dass es Themen gebe wie Rassismus und Antisemitismus, über die gar nicht gestritten werde.
Zweitens, führt Schmitt weiter aus, geht es um die enorme Bedeutung der Medien in Machtfragen. Daran schließe sich auch immer eine Medienkompetenz der Streitenden an, die ebenso eine Medienkritik ermögliche. Ein Ausstellungsteil behandelt die Verleihung der Goldenen Kartoffel, den Negativpreis für verzerrte, übertriebene oder gegen journalistische Standards verstoßende Berichterstattung – etwa am Beispiel von Ex-Bild-Chef Julian Reichelt, der der Verleihung beiwohnte, aber den Preis ablehnte.
Museum für Kommunikation: Cancel Culture und Streit sells
Im Bereich Kunst ist ein sehr aktuelles Thema vertreten: die Cancel Culture. Das Thema widmet sich unter anderem Personen wie Richard Wagner, der überzeugter Antisemit war, zugleich aber als großer Künstler der Oper gilt. Nicht weniger aktuell beschäftigt sich der Bereich Geld mit der Kommerzialisierung von etwa politischen Streitthemen – am Bespiel von Merchandise-Produkten zum Trump-Slogan „Make America Great Again“
Info
Die neue Ausstellung „Streit. Eine Annäherung“ läuft vom 6. Oktober bis 25. August 2024. Weitere Informationen, auch zu pädagogischen Angeboten oder Führungen, finden Sie hier. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4 Euro; Kinder ab fünf Jahren und Jugendliche zahlen 2 Euro, alle darunter kommen kostenlos ins Museum.
Um dem Phänomen des Streits in allen Lebensbereichen gerecht zu werden und seine Abstraktheit gleichzeitig sichtbar zu machen, so Florian Schütz, einer der zwei Kuratoren, besteht der Kern der Ausstellung aus vier Themenräumen: Kunst, Liebe, Macht und Geld. Streit und das Streiten sollen hierbei anhand von Geschichten lebendig gemacht werden. Rund 150 „streitbare“ Objekte, Fotografien, Medien und künstlerische Positionen werden dazu ausgestellt.
Beim Gang durch die Ausstellung hangeln sich die Besucherinnen und Besucher durch die Stationen und beginnen etwa mit Begriffsbestimmungen: Was ist ein Streit, was ein Kompromiss, was eine Diskussion und was ein Konflikt? Um themengerecht mehr Teilhabe zu ermöglichen, sagt Mitkuratorin Laura Schmitt, können die Besucher sich zu Beginn für ein sogenanntes Streittier entscheiden und eine entsprechende Chipkarte mitnehmen.
Vereinfacht stehen die Eule, der Wolf, die Schildkröte, der Fuchs und der Affe für bestimmte Streittypen von Menschen. An manchen Stellen der Ausstellung sind fiktive Streitszenarien dargestellt und mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben, die wiederum mit der „Streitkarte“ nach Gusto abgescannt werden können. Am Ende werden die Karten dann ausgelesen und überprüft, inwieweit die Antworten mit dem gewählten Streittier übereinstimmen.
„Streit. Eine Annäherung“ bietet dem Besucher aber nicht nur diese Art der Interaktion. Ein kleiner Höhepunkt dürfte auch der Schredderbriefkasten im Bereich Liebe sein: Sich kurz ein Thema, was einem vielleicht schon länger unter den Nägeln brennt, von der Seele schreiben und durch den Briefkastenschlitz häckseln lassen.
Am Schredderbriefkasten können vielleicht auch vergangene Streitereien beigelegt werden © red
Eigentlicher Schwerpunkt der Ausstellung ist der Bereich Macht, erzählt Schütz, der aus zwei Teilen besteht. Erstens gehe es um alte wie neue Streitthemen der Demokratie. Dort werden historische Streitereignisse wie das Hambacher Fest oder auch die erste deutsche Nationalversammlung behandelt, womit auch der Bezug zu Frankfurt und dem Paulskirchenjubiläum gegeben sei. Die Rolle der physischen Gewalt im Streit solle hierbei keine Rolle spielen und auch werde betont, dass es Themen gebe wie Rassismus und Antisemitismus, über die gar nicht gestritten werde.
Zweitens, führt Schmitt weiter aus, geht es um die enorme Bedeutung der Medien in Machtfragen. Daran schließe sich auch immer eine Medienkompetenz der Streitenden an, die ebenso eine Medienkritik ermögliche. Ein Ausstellungsteil behandelt die Verleihung der Goldenen Kartoffel, den Negativpreis für verzerrte, übertriebene oder gegen journalistische Standards verstoßende Berichterstattung – etwa am Beispiel von Ex-Bild-Chef Julian Reichelt, der der Verleihung beiwohnte, aber den Preis ablehnte.
Im Bereich Kunst ist ein sehr aktuelles Thema vertreten: die Cancel Culture. Das Thema widmet sich unter anderem Personen wie Richard Wagner, der überzeugter Antisemit war, zugleich aber als großer Künstler der Oper gilt. Nicht weniger aktuell beschäftigt sich der Bereich Geld mit der Kommerzialisierung von etwa politischen Streitthemen – am Bespiel von Merchandise-Produkten zum Trump-Slogan „Make America Great Again“
Die neue Ausstellung „Streit. Eine Annäherung“ läuft vom 6. Oktober bis 25. August 2024. Weitere Informationen, auch zu pädagogischen Angeboten oder Führungen, finden Sie hier. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4 Euro; Kinder ab fünf Jahren und Jugendliche zahlen 2 Euro, alle darunter kommen kostenlos ins Museum.
5. Oktober 2023, 11.55 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
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