Der Untergang der Titanic jährt sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal. Das Museum für Kommunikation stellt deshalb einige Telegramme aus, die die letzten Tage des Luxus-Liners dokumentieren.
Gerald Schäfer /
Das Unglück hätte vielleicht verhindert werden können. Zumindest aber hätten wohl weit weniger Menschen den Tod im kalten Atlantik gefunden, wäre die Funk-Kommunikation 1912 eine andere gewesen. Acht Telegramme empfing die Titanic kurz vor ihrem Untergang. Acht Telegramme von anderen Schiffen, die die Besatzung des größten Schiffs der Welt vor einem Eisfeld warnten. Lediglich drei davon leiteten die Funker an die Brücke weiter. Auch deshalb, weil sie mit dem Funken von Telegrammen der Passagiere an ihre Verwandten beschäftigt waren – weil solche dem Funkausrüster Marconi Geld einbrachten.
100 Jahre ist es her, dass das als „unsinkbar“ geltende Schiff einen Eisberg rammte und in den Tiefen des Atlantiks verschwand. Etwa 1500 Menschen starben. Die Jungfernfahrt wandelte sich vom feierlichen Ereignis zur geschichtlichen Zäsur. Die Titanic wurde zum Menetekel. „Der unbändige Glaube an den technischen Fortschritt bekam einen gehörigen Dämpfer verpasst“, sagt der Direktor des Museums für Kommunikation Helmut Gold. Insgesamt 28 Telegramme zeigt das Museum ab 1. März in seiner Ausstellung „Die letzten Telegramme der Titanic“, die in Zweierpaaren 14 Bullaugen zieren. Moderne, elektronische Ticker geben auf der gegenüberliegenden Seite des Museumsraums die letzten Momente vor dem Untergang minutiös wieder.
Die von Sammlungsleiter Frank Gnegel überaus gelungen kuratierte Schau gewährt nicht nur einen Einblick in individuelle Schicksale, sondern rückt auch den kommunikativen Aspekt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Fokus. Die Funksprüche sind einige der wenigen authentischen Quellen, um das Geschehene rekapitulieren zu können. Am Morgen des 14. April 1912 funkte etwa die SS Caronia: „Eisberge, Eishüpe und Eisfelder bei 42N von 49 bis 51 West.“ Die Warnmeldung wurde nie an die Brücke weitergereicht. Keine 24 Stunden später war es passiert. Die Titanic funkte S.O.S. „Brauchen Hilfe Gerammt Hilfe“, leitete die La Provence eine entsprechende Meldung an die Celtic weiter. Die angegebenen Koordinaten decken sich mit denen der Warnmeldung, die auf dem Luxusschiff keine Beachtung fand. Die nur 15 Meilen entfernt liegende California hätte am schnellsten helfen können. Hätte! Doch das Funkgerät des Schiffes war zu dieser Zeit abgeschaltet.
"Die letzten Telegramme der Titanic" feiert am Mittwoch ab 19 Uhr Vernissage im Museum für Kommunikation, Schaumainkai 53. Der Museumsdirektor Helmut Gold spricht zur Begrüßung, der Kurator Frank Gnegel erläutert die Rolle des Funks beim Untergang und der Schauspieler Hans-Peter Schupp liest einen Bericht des zweiten Funkers der Titanic, Harold Bride.