Mit dem Jeep nach Afrika (Teil 30)

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Daniel /

Fahrt nach Karima

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Es ist 20 Uhr (Ortszeit), dunkel und windig. Ich habe mir schnell eine Pasta gemacht und ein paar Tomaten mit Salz und Pfeffer, dazu frisches Brot. Nachdem ich gegessen habe, habe ich etwas Zeit, um euch diese Zeilen zu schreiben.
Heute Morgen beim Zelt zusammenpacken hat Damaris festgestellt, dass der vordere Gepäckträger massiv nach vorne gewandert ist. Furchen- und Tiefsandfahrten gepaart mit steinigen Sektionen, bei denen man ab uns zu abhebt, belasten das Material stark. Bernd versichert mir, dass es bis heute Abend hält und wir fahren los. Es soll zunächst eine mittel-schwere Fahrt werden und der Rest smooth, d.h. schnell im Sand fahren. Mittags wollen wir in Karima sein, weil wir uns polizeilich melden müssen. Trotz Visum, das wir alle im Vorfeld in unsere Pässe haben eintragen lassen, dies ist eben die sudanesische Vorschrift. In Wadi Halfa hatten wir zum ersten Mal Pech, denn die Behörden hatten zu.

Während der Fahrt fällt die Navigation unseres Expeditionsleiters Bernd aus. Wir halten mitten in der nubischen Wüste. Der Wind pfeift und alle fragen sich, wie es weitergeht. Weiter geht es ja immer, aber wie ist die Frage. Niemand, der es noch nicht selbst erlebt hat, kann sich vorstellen, wie es ist, im Sudan mit starkem Rückenwind durch die Wüste zu fahren. Ich schätze die Windgeschwindigkeit auf 60 km/h und wir werden entweder vom Vordermann oder von uns selbst total eingenebelt, so dass wir oft anhalten und warten müssen, bis wir wieder etwas sehen. Manchmal weht der Wind Sandhosen auf, die über die Straße fegen. Wir kommen nur langsam voran, finden aber schließlich die Hauptpiste nach Karima. Hier wird eine Straße gebaut und wir nutzen die fertigen Abschnitte, die immer wieder unterbrochen sind. Wir müssen jedes Mal in den tiefen Mehlsand fahren, der überall reinkommt und sich überall festsetzt.

Um 15 Uhr erreichen wir endlich die Pyramiden von Karima, unseren Treffpunkt und Campplatz. Damaris steigt zu Bernd um, um die Passangelegenheiten zu erledigen. Ich fahre direkt in die Stadt zum Markt, um frische Lebensmittel einzukaufen und nach einem Propangasherd zu suchen. Der Markt bietet erstaunlich viel, ich kaufe ein, trinke einen Tee, werde von freundlichen Händlern auf einen Kaffee eingeladen und fühle mich wohl. Alles ist sehr preiswert und sieht frisch aus. Einkaufen ist nicht meine Domäne, aber ich habe alles bekommen. Jetzt kann ich mich um den Gaskocher kümmern. Ich fahre einige Hardwareshops ab und finde einen, der zwar geöffnet, aber leider keinen Kocher hat. Ein Verkäufer geht mit mir zu einem anderen Shop, aber auch dieser hat zu. Er bietet mir seine Hilfe an und weiter geht es zu einem Freund, den er aufgeregt anruft, um unseren Besuch anzukündigen. Ich bekomme einen total kaputten halb leeren 3 kg Gaskocher und wir fahren noch drei Stationen ab, um meinem Wunsch nach einem sicheren, guten Kocher nachzugehen. Nach knapp zwei Stunden habe ich eine voll gefüllte 5 Kilo-Flasche und einen chinesischen Flammenwerfer, der erstaunlich gut funktioniert. Auf dem Rückweg fahre ich an einem Restaurant vorbei und gönne mir drei Minuten für eine kalte Cola. Hmmmm. Danach fahre ich zurück zum Treffpunkt.

Dort stehen zwei unserer Tourteilnehmer auf einem Felsen und weisen mich per Funk ein. Mit Untersetzung komme ich mit Ach und Krach hoch. Wegen seiner Aussicht ist der Platz super, aber wir sind ungeschützt und verziehen uns vor Sonnenuntergang wieder in die Wüste hinter eine Düne, 4 km von der Straße entfernt. Ich muss den Gepäckträger zurechtschieben, dafür den Werkzeugkasten rausnehmen und den Diesel vom Dach holen, um meinen Tank aufzufüllen.
Bernd, unser Expeditionsleiter, hat leider nichts erreicht. Die Behörden sind samstags nur vormittags auf. Er muss an der Fähre über den Nil zwei Stunden warten, weil sich ein Bus dort verklemmt hat und kommt schließlich mit Damaris zum Camp. René hat für die beiden Essen gemacht. Sie hatten keine Zeit, etwas einzukaufen, weil sie den ganzen Nachmittag nur gewartet haben. Morgen geht's früh weiter - sehr früh.

Bericht von Daniel

Überall ist Sand

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Hallo an Zuhause, an alle, die uns treu begleiten und sich auf unsere täglichen Berichte freuen. Wir konnten gestern zum ersten Mal eure Kommentare lesen. Das hat uns neuen Mut gegeben und ermuntert uns, weiterhin zu schreiben. Ein besonderes Dankeschön möchte ich an Critsch und Marco richten. Danke für euren support. Den brauchen wir. Ich würde mich riesig freuen, wenn wir zusammen etwas bewirken können. Das Angebot mit den Oropax ist super nett, aber zum Glück habe ich noch genug davon. Wisst ihr, eigentlich geht es uns allen doch so gut, das vergessen wir zu Hause nur allzu schnell. Wenn ich hier durchs Land fahre und die Kinder sehe, die mich um Essen bitten, wird mir ganz anders. In Deutschland leben wir im Land des Überflusses, haben Cornflakes, Milch und genug Brot. Stellt euch vor, ihr fühlt euch schmutzig und aus der Dusche kommt nichts Flüssiges. (Liebe Grüße und Danke an Oli). Erst wenn euch das Wasser ausgeht, merkt ihr vielleicht, wie wertvoll und überlebenswichtig es ist. Ich sehe und spüre das hier jeden Tag und ich würde mich so gerne mal richtig duschen. Denn ich fühle mich nach dem heutigen Tag wie paniert. Aber leider muss ich ohne Wasser ins Dachzelt. Egal, hier riecht es eh überall nach Diesel. Ich weiß, dass ich/wir nicht die Welt verändern kann/können, wenn ich nur etwas in euren Herzen bewegen könnte, wäre das schon viel wert! Ich würde viel dafür geben, wenn wir den Kindern wieder mehr Gelegenheiten zum Lachen schenken könnten.

Es ist schön zu wissen, dass es euch zu Hause gibt und dass ihr euch über unsere Neuigkeiten freut. Denn manchmal ist es nicht ganz einfach hier. Es gibt Momente, da fühle ich mich wie auf der Flucht. Die Fahrt heute nach Karima war fürchterlich. Wir verlassen wie immer am Morgen unser Camp und fahren mal wieder durch „the Middle of nowhere". So langsam habe ich echt genug von der Wüste. Ich will Menschen sehen, ihre Kultur kennen lernen und euch mal was anderes schreiben, als nur vom Offroadfahren. Besonders heute zeigt sich die Wüste von ihrer hässlichen Seite und ich würde so viel für eine geteerte Straße geben. Überall um uns herum ist Sand in der Luft. Der Wind kommt von hinten und bläst uns den ganzen staubigen Sand ums Auto. Wir können teilweise nichts mehr sehen, müssen die Fenster geschlossen halten und bekommen kaum Luft. Puh, ich habe das Gefühl, zu ersticken. Der Trail zeigt sich von seiner ungemütlichen und schwierigen Seite. Daniel und ich sitzen schweigend im Auto und sind beide echt genervt. Genau in solchen Momenten dürfen wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Eure Unterstützung stärkt uns dabei. Go on - be strong - pray on!

Bericht von DamarisIn Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Dort will sie für “Streetkids International


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