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Michael Riedel und das Sigmund-Freud-Institut
Die Kunst der Traumdeutung
Das Sigmund-Freud-Institut plant ein "Psychoanalytisches Zentrum", doch noch fehlt Geld. Der Künstler Michael Riedel hat nun die Traumdeutung Freuds dekonstruiert - die Werke werden für den guten Zweck verkauft.
Marianne Leuzinger-Bohleber, Leiterin des Sigmund-Freud-Instituts, erzählt zu Beginn der Vernissage ein Gleichnis. Einer ihrer Patienten, ein von der Depression verkümmerter Mensch, blühte in der Therapie wieder auf, fand wieder Halt im Leben und erzählte dann von diesem Traum: Wie ein großer, schräger Vogel eine Straße querte, ein Jaguar mit jungen Menschen neben hielt, und diese Menschen den so schönen, schrägen Vogel am Liebsten mitnehmen wollten. "Der gehört mir", rief da der Patient im Traum – und hatte so gleichsam seinen Frieden gemacht mit sich selbst und seiner düsteren Lebensgeschichte, hatte stolz entwickelt für sich. Eine traurig-schöne Anekdote ist das, hinter Frau Leuzinger-Bohleber erhebt sich in kleiner Schrift aber wandhoch die Traumdeutung von Sigmund Freud. Allerdings nicht so, wie man sie kennt. Der Frankfurter Künstler Michael Riedel hat den Text dekonstruiert, hat die einzelnen Wörter alphabetisch hintereinander gesetzt, hat sie dann gar von einem Computer vorlesen lassen, "erstaunlich", sagt er, "das der bei den ganzen Wortwiederholungen doch ins Stottern gerät und sich dann wieder fängt." Die Welt, auch die der Bits, ist eben nicht berechenbar. Der Text ist nun auf 28 Grafiken gedruckt, 50 Mappen davon können zum Preis von je 5000 Euro gekauft werden. Eine schöne Sache – und sie soll einem Projekt zugute kommen, das Frankfurt wieder zu einem bundesrepublikanischen Zentrum der Psychoanalyse werden lassen soll.
Die Bauarbeiten dafür laufen schon, das Land Hessen ist in Vorleistung getreten für den 5,6 Millionen teuren Anbau am Sigmund-Freud-Institut in der Myliusstraße im Westend. Im kommenden Frühjahr zieht das Institut dann zurück – ins "Psychoanalytische Zentrum", welches dann fünf Institutionen vereint: das Frankfurter Psychoanalytische Institut, das Anna-Freud-Institut, die Arbeitsgemeinschaft für psychoanalytische Pädagogik und das jüdische psychotherapeutische Beratungszentrum. 500.000 Euro muss das Institut aber selbst sammeln – bis Ende nächsten Jahres ist dafür Zeit. Jetzt wurde für dieses Ziel ein erster, bedeutender Schritt unternommen – gut die Hälfte der Summe könnte hereinkommen, wenn alle 50 Mappen der Riedelschen Traumumdeutung verkauft werden. Vermittelt wurde die Zusammenarbeit zwischen Institut und Künstler von Sylvia von Metzler, die von einem richtig guten Projekt spricht. Die dekonstruierte Traumdeutung soll nämlich auch am Hörsaal des neuen Zentrums installiert werden, auf dass man bei vielleicht nicht ganz so spannenden Vorträgen auch die Augen über die Wörtermasse schweifen lassen kann.
Die Kunstwerke können bei Panja Schweder vom Sigmund-Freud-Institut bestellt werden: ps@sfi.eu
Am kommenden Dienstag, 17. Juni, erscheint im Journal Frankfurt ein Porträt von Marianne Leuzinger-Bohleber.
Die Bauarbeiten dafür laufen schon, das Land Hessen ist in Vorleistung getreten für den 5,6 Millionen teuren Anbau am Sigmund-Freud-Institut in der Myliusstraße im Westend. Im kommenden Frühjahr zieht das Institut dann zurück – ins "Psychoanalytische Zentrum", welches dann fünf Institutionen vereint: das Frankfurter Psychoanalytische Institut, das Anna-Freud-Institut, die Arbeitsgemeinschaft für psychoanalytische Pädagogik und das jüdische psychotherapeutische Beratungszentrum. 500.000 Euro muss das Institut aber selbst sammeln – bis Ende nächsten Jahres ist dafür Zeit. Jetzt wurde für dieses Ziel ein erster, bedeutender Schritt unternommen – gut die Hälfte der Summe könnte hereinkommen, wenn alle 50 Mappen der Riedelschen Traumumdeutung verkauft werden. Vermittelt wurde die Zusammenarbeit zwischen Institut und Künstler von Sylvia von Metzler, die von einem richtig guten Projekt spricht. Die dekonstruierte Traumdeutung soll nämlich auch am Hörsaal des neuen Zentrums installiert werden, auf dass man bei vielleicht nicht ganz so spannenden Vorträgen auch die Augen über die Wörtermasse schweifen lassen kann.
Die Kunstwerke können bei Panja Schweder vom Sigmund-Freud-Institut bestellt werden: ps@sfi.eu
Am kommenden Dienstag, 17. Juni, erscheint im Journal Frankfurt ein Porträt von Marianne Leuzinger-Bohleber.
13. Juni 2014, 11.50 Uhr
nil
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