90 Minuten Zeit bleiben Tumult-Spielern, um Rätsel zu lösen und damit einen verschlossenen Raum wieder zu öffnen. Zur Bahnhofsviertelnacht kann man in der Moselstraße hinter die Kulissen blicken. Zeit für einen Selbstversuch.
Neda Herrchen /
Das Idee eines „Live-Escape-Room“ ist nicht völlig neu, aber mit dem „Tumult“ und seiner geplanten Eröffnung fürs breite Publikum in zwei bis drei Monaten entsteht mitten in Frankfurt eine äußerst kreative Variante dieses Spiels. Dabei werden eine oder mehrere Personen als Team von bis zu acht Personen in einen Raum gesperrt, um unter Zeitdruck eine Reihe von kniffligen Rätseln und mechanischen Aufgaben zu lösen. Ziel ist es, die verschlossene Ausgangstür zu öffnen und das Team zu „befreien“. Das Prinzip ist simpel, das Rätseln ganz und gar nicht.
Mit drei Freundinnen trete ich das Abenteuer im „Get together“-Raum an. Hierbei werden die Spieler zu Beginn in Zweierteams aufgeteilt, die sich im Laufe des Spiels durch Kommunikation und Zusammenarbeit wieder finden sollen, um dann gemeinsam die finale Tür zu öffnen. Nach kurzer Einweisung wird die Eieruhr gestellt und wir betreten den Raum, dessen Rätsel wir innerhalb von 90 Minuten lösen sollen. Ratlosigkeit macht sich breit – wo anfangen?
Fast alles im Raum ist Marke Eigenbau, Sinn und Zweck der Gegenstände ist dadurch nicht immer direkt zu erkennen. Nach einigen Minuten des Ausprobierens und der hektischen Kommunikation mit den Mitspielern im anderen Raum läuft es dann (zugegeben mit ein paar Tipps von außen) doch.
Puzzles verraten wichtige Codes, versteckte Schlüssel öffnen Fächer zu neuen Rätseln und dabei ist das Zusammenspiel der beiden Zweiergruppen wesentlich. Selbst Passanten auf der Straße müssen einbezogen werden, um das Spiel zu lösen. Zu viel sei an dieser Stelle aber nicht verraten, um das Geheimnis der Räume und ihrer Rätsel zu wahren. Auch wenn wir die Zeit leicht überziehen, finden wir zuletzt in die Freiheit. Große Freude – doch zugleich ist das Geheimnis nun gelüftet, eine Wiederholung desselben Raums ergibt wenig Sinn. Bald aber sollen weitere Räume zum Rätselraten einladen, die außerdem beständig verändert werden sollen.
Die Macher der Spielräume sind der Städel-Absolvent Andreas Göcke (32) und die Kunstpädagogikstudenten Jorma Foth (32) und Michael Scharff (31). Scharff zeigt seit vier Jahren mit der Minigolfbahn Minds of Minigolf in der Zeilgalerie eine Kostprobe seines kreativen Umgangs mit Spielkonzepten.
Auch Tumult steckt voller Phantasie, alle Räume und Spielanlagen sind in Eigenarbeit entstanden. Drei Räume sind fertig und wurden bereits von über 200 Testpersonen bespielt. Zwei weitere Räume sind in Planung oder im Bau. Zu Tumult gehören aber nicht nur die Spielräume, sondern auch ein „Dorfplatz“, wie Jorma Foth es nennt. In dem großen Flur werden bald eine Bar und Sitzgelegenheiten stehen, die nach dem Spielen zur Nachbereitung und Reflexion einladen. Zudem hat man von dort Einblick in die Werkstatt und eine Überwachungszentrale. Diese dient dazu, via Videokamera jeden Raum einzusehen, zum einen, um für die eingeschlossenen Spieler Sicherheit zu garantieren, und ebenso, um diese gegebenenfalls mit Tipps zu unterstützen, falls das Spiel stockt. Die Technik bietet aber auch die Möglichkeit die Teamdynamik der Spieler im Nachhinein zu analysieren. Bei Bedarf können hierzu auch professionelle Coaches des Sigmund-Freud-Instituts oder des Instituts für Soziologie der Goethe-Universität hinzugezogen werden. Tumult soll nicht nur ein Spaß sein, sondern sich auch für Assessments und Teambuilding eignen.
Noch fehlen zur offiziellen Eröffnung einige Genehmigungen, zur Bahnhofsviertelnacht kann man aber schon mal hinter die Kulissen blicken.
>> Tumult, Preview zur Bahnhofsviertelnacht am 20. August mit Führungen zur vollen Stunde zwischen 19-23 Uhr; Moselstraße 4, sonstige Termine nach Vereinbarung, je nach Gruppengröße und Raum 20–30 Euro pro Person.