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Lichtbilder im Städel Museum

Photographien. Wie hingemalt

Das Städel ist immer für Überraschungen gut. Jetzt wurde in dem Haus, das für seine Alten Meister bekannt ist, eine Schau mit Fotografien aus der Anfangszeit des Museums bis in die 60er-Jahre eröffnet.
An Tischbeins Goethe vorbei und allem, was man so kennt vom Städel Museum, Treppen hinauf, durch eine rotgewandete Rotunde hindurch, noch ein paar Stufen noch, dann ist man in der Dunkelkammer, jeder Raum voller Wunder, voller Menschen mit klingendem Namen, manche verblichen wie ein Kontaktabzug in der prallen Sonne. Sigismund Gerothwohl, schon mal gehört den Namen? Frankfurter Fotograf, dessen Werke 1845 im Städel ausgestellt wurden, in der ersten Schau, die das Museum dieser neuen Kunstform widmete. 1845. Das ist die erste Überraschung, nämlich wie weit voraus dieses Haus seiner Zeit war. Der heutige Direktor des Hauses, Max Hollein, sagt denn auch, dass "die Präsentation von künstlerischer Fotografie in einem Kunstmuseum" nur neu erscheine. Auf diese Pioniertat wolle das Städel mit der Ausstellung Lichtbilder hinweisen – aber auch auf die weitere Geschichte der fotografischen Sammlung, die über die Jahre, auch und gerade über die letzten Jahre, durch Ankäufe und Spenden gewaltig angewachsen ist. Lichtbilder reicht bis in die 60er-Jahre hinein. Bis zu Man Ray etwa, dessen bekanntestes Werk "Noire et Blan­che" im Städel zu bewundern ist, das Kiki de Mont­par­nasse neben einer Maske zeigt. Ein Werk aus dem Fundus des Städel. Der wurde nach der ersten Ausstellung rasch aufgebaut, 1852 gab es die erste Schau mit eigenen Beständen. Manche Werke, die nun zu sehen sind, wirken überhaupt nicht aus der Zeit gefallen, sondern gegenwärtig und geheimnisvoll wie etwa die Pariser Straßenszene von Charles Marville. Was die Ausstellung auch erklärt: Dass die Zeit der Bildbearbeitung nicht erst mit dem Photoshop-Zeitalter begonnen hat. Schon im vorvergangenen Jahrhundert wurde über ein Schiff ein schönerer Himmel montiert, wurde mit Doppelbelichtungen und dem Zuschneiden von Negativen experimentiert, wurde mit giftigen Chemikalien oder ungewöhnlichen Silberpapieren die Stimmung eines Bildes verändert, Prozesse, die heute nur wenige Mausklicks entfernt sind. Was die moderne Technik aber nicht vermag: Die besondere Aura herzustellen, die die alten und doch so frisch anmutenden Schwarz-Weiß-Fotografien umgibt. Sie versammelt Surrealisten und Dadaisten und Subjektivisten und gibt schließlich ein Bild von dem wider, was im Archiv schlummerte und von dem es Zeit wurde wieder ans Licht geholt zu werden. Ins schummrige Licht eines Trakts des Städel zumindest, in dem die wertvollen Bestände nicht ausbleichen.

>> Lichtbilder
Fotografie im Städel Museum von den Anfängen bis 1960, Öffnungszeiten finden Sie hier.
 
Fotogalerie: Lichtbilder im Städel
 
9. Juli 2014, 15.07 Uhr
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