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Kunstausstellung in Eschborn
Gesammelte Fotografien der Deutschen Börse
Seit 25 Jahren sammelt die Deutsche Börse Fotografien. Eine Ausstellung bringt Klassiker und neue Ankäufe zusammen.
Die 1990er Jahre waren eine Hochzeit der Fotografie als Kunst- und somit auch Warenform: Motive wurden plötzlich auf Extralarge gezogen, Bilder zu Höchstpreisen verkauft. Damit galt Fotografie schließlich auch in Europa den anderen Kunstformen als einigermaßen ebenbürtig. Es passt also schon zeitlich, dass die 1999 ins Leben gerufene Kunstsammlung der Deutschen Börse sich von Beginn an ganz auf Fotografie konzentriert hat.
Fotografieausstellung im Hauptsitz der Deutschen Börse
Über 2300 Werke umfasst die Deutsche Börse Art Collection heute, vertreten sind rund 160 Künstlerinnen und Künstler aus 35 Nationen. Wer einen Einblick in die hochkarätige Sammlung erhalten will, muss die Stadtgrenzen verlassen: Um Gewerbesteuer zu sparen, hat die Deutsche Börse ihren Hauptsitz wie viele andere nach Eschborn verlegt. 2010 zog das gesamte Unternehmen ins Glashochhaus mit dem programmatischen Namen The Cube, 2015 wurde die Deutsche Börse Photography Foundation gegründet, die Ausstellungs- und Sammlungsaktivitäten der Kunstsammlung bündelt. Gerade hat hier die Jubiläumsschau „Look at us. 25 Years of Art Collection Deutsche Börse“ eröffnet.
Im Foyer zwischen den Glasschächten, die Mitarbeiter im Fahrstuhl rauf- und runterbringen, werden Klassiker der Sammlung mit neuen Ankäufen zum Match gebracht. „Look at us“ ist bewusst kein Best-of der größten Namen, doch kommen auch sie natürlich vor: Samuel Fosso, Gor-don Parks, Philip Lorca diCorcia, Candida Höfer sind ebenso vertreten wie die geradezu malerischen Ansichten Inge Rambows vom Raubbau der Landschaft oder Lynne Cohens konzentrierte, handabgezogene Schwarzweißfotografien seltsamer Interieurs. Unübersehbar die großformatigen Porträts von Thomas Ruff, ins Bild gesetzt wie ein XXL aufgeblasenes Passbild. Sie verfangen noch heute.
Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Identität und Fragen nach Zugehörigkeit
Viel neueren Datums ist Sim Chi Yins Serie „Shifting Sands“, die sich mit der begehrten Ressource Sand, ihrem Fehlen in armen und deren Verschiffung in reiche Regionen beschäftigt. „Ein Vibe von Dubai,“ kommentiert die 1978 in Singapur geborene Künstlerin ironisch die Sandberge, die sich da in Ländern wie Malaysia oder China auftürmen. In solchen Arbeiten streift die Sammlung konkrete ökonomische Zusammenhänge, die an diesem Standort natürlich ein besonderes Momentum entfalten. Der Schwerpunkt liegt aber merklich auf anderen Themen, die vom einzelnen Menschen ausgehen: Identität zum Beispiel, Fragen nach Zugehörigkeit, oft in einem US-amerikanischen Kontext.
Zeitgenossenschaft ist ein erklärtes Kriterium der Sammlung, ebenso der internationale Fokus. Das macht sich auch in der aktuellen Schau bemerkbar, die von der britischen Gastkuratorin Mariama Attah gemeinsam mit Anne-Marie Beckmann zusammengestellt wurde. Neu zu entdecken so die Arbeiten von Aida Silvestri, die Geflüchtete aus Eritrea mitsamt ihren Fluchtrouten in Bild und Text bringt – die jeweilige Person ist nicht auszumachen zwischen den verschwommenen Konturen: zu gefährlich für ihre Verwandten, die in der Militärdiktatur zurückbleiben mussten, erklärt die Fotografin. Eine Entdeckung bleibt auch Lebohang Kganye, die hier mit einer frühen, persönlichen Fotoserie über den Verlust ihrer Mutter und das Wiederfinden einer intergenerationellen Familiengeschichte in Südafrika präsentiert wird. Sehr gut möglich, dass einige von ihnen beim nächsten Jubiläum zu den großen Namen zählen werden.
Über 2300 Werke umfasst die Deutsche Börse Art Collection heute, vertreten sind rund 160 Künstlerinnen und Künstler aus 35 Nationen. Wer einen Einblick in die hochkarätige Sammlung erhalten will, muss die Stadtgrenzen verlassen: Um Gewerbesteuer zu sparen, hat die Deutsche Börse ihren Hauptsitz wie viele andere nach Eschborn verlegt. 2010 zog das gesamte Unternehmen ins Glashochhaus mit dem programmatischen Namen The Cube, 2015 wurde die Deutsche Börse Photography Foundation gegründet, die Ausstellungs- und Sammlungsaktivitäten der Kunstsammlung bündelt. Gerade hat hier die Jubiläumsschau „Look at us. 25 Years of Art Collection Deutsche Börse“ eröffnet.
Im Foyer zwischen den Glasschächten, die Mitarbeiter im Fahrstuhl rauf- und runterbringen, werden Klassiker der Sammlung mit neuen Ankäufen zum Match gebracht. „Look at us“ ist bewusst kein Best-of der größten Namen, doch kommen auch sie natürlich vor: Samuel Fosso, Gor-don Parks, Philip Lorca diCorcia, Candida Höfer sind ebenso vertreten wie die geradezu malerischen Ansichten Inge Rambows vom Raubbau der Landschaft oder Lynne Cohens konzentrierte, handabgezogene Schwarzweißfotografien seltsamer Interieurs. Unübersehbar die großformatigen Porträts von Thomas Ruff, ins Bild gesetzt wie ein XXL aufgeblasenes Passbild. Sie verfangen noch heute.
Viel neueren Datums ist Sim Chi Yins Serie „Shifting Sands“, die sich mit der begehrten Ressource Sand, ihrem Fehlen in armen und deren Verschiffung in reiche Regionen beschäftigt. „Ein Vibe von Dubai,“ kommentiert die 1978 in Singapur geborene Künstlerin ironisch die Sandberge, die sich da in Ländern wie Malaysia oder China auftürmen. In solchen Arbeiten streift die Sammlung konkrete ökonomische Zusammenhänge, die an diesem Standort natürlich ein besonderes Momentum entfalten. Der Schwerpunkt liegt aber merklich auf anderen Themen, die vom einzelnen Menschen ausgehen: Identität zum Beispiel, Fragen nach Zugehörigkeit, oft in einem US-amerikanischen Kontext.
Zeitgenossenschaft ist ein erklärtes Kriterium der Sammlung, ebenso der internationale Fokus. Das macht sich auch in der aktuellen Schau bemerkbar, die von der britischen Gastkuratorin Mariama Attah gemeinsam mit Anne-Marie Beckmann zusammengestellt wurde. Neu zu entdecken so die Arbeiten von Aida Silvestri, die Geflüchtete aus Eritrea mitsamt ihren Fluchtrouten in Bild und Text bringt – die jeweilige Person ist nicht auszumachen zwischen den verschwommenen Konturen: zu gefährlich für ihre Verwandten, die in der Militärdiktatur zurückbleiben mussten, erklärt die Fotografin. Eine Entdeckung bleibt auch Lebohang Kganye, die hier mit einer frühen, persönlichen Fotoserie über den Verlust ihrer Mutter und das Wiederfinden einer intergenerationellen Familiengeschichte in Südafrika präsentiert wird. Sehr gut möglich, dass einige von ihnen beim nächsten Jubiläum zu den großen Namen zählen werden.
15. November 2024, 10.11 Uhr
Katharina J. Cichosch
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Text: Andreas Dosch / Foto: © No Other Land
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15. November 2024
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