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Konzert Opern- und Museumsorchester
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Erstmals seit Februar 2020 hat das Frankfurter Opern- und Museumsorchester am Sonntag ein Konzert in voller Besetzung gegeben. Das Konzert wird am heutigen Montagabend wiederholt.
Wer sich nicht ausschließlich für Live-Konzerte interessiert, sondern auch online-Angeboten der Musikbranche offen gegenübersteht, dem dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Produktion aufgefallen sein, die die Oper Frankfurt im Juni dieses Jahres als Stream veröffentlicht hat: Der junge Dirigent Thomas Guggeis stand damals – erstmals – am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters und dirigierte eine Art halbszenische Version des Mozart-Requiems. Was sofort auffiel, war, dass hier ein Orchester und ein Dirigent aufeinandertrafen, die sich gegenseitig befeuerten, die sich auf dem Weg zu Neuem gegenseitig inspirierten. Mit exakt dieser brodelnden Kombination ist am Sonntag die Frankfurter Museums-Gesellschaft in der Alten Oper in die Saison ihrer Sinfoniekonzerte gestartet.
Dabei offenbarte der frisch gebackene Staatskapellmeister der Staatsoper Berlin erneut, dass sein ästhetisches Verhältnis zu Musik unverkennbar opernhafte Züge trägt. Entsprechend klug war mit Charles Ives spätimpressionistisch angehauchtem Klangbild „Central Park in the Dark“ und Antonín Dvořáks programmatisch orientierter Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ das Programm gewählt. Denn gerade in Dvořáks 9. Sinfonie konnte Guggeis seine Neugierde auf gänzlich Ungehörtes in großen Zügen ausleben – regelrecht zelebrieren. Dazu werden bei ihm stets Binnenstrukturen herausgearbeitet, ausgefeilt und schließlich hinterfragt, bis ein Klang entsteht, der die Kategorie des Neuen trefflich zu bedienen vermag.
Dabei spielt Guggeis gleichermaßen mit der Imaginationsfähigkeit seiner Hörer wie der Assoziationskraft der Musik selbst. Dass er dabei das Hanslicksche Diktum der tönend bewegten Form lächelnd über Bord gehen lässt, dient nicht nur der eigenen Positionierung. Vielmehr arbeitet Guggeis heraus, was nicht in den Noten steht – aber so gemeint sein könnte oder zumindest plausibel erscheint. Dass er dabei einen gewissen Hang zur Theatralik entwickelt, mag durchaus toleriert werden. Denn sein Klang kommt weder süßlich oder gar lieblich daher, noch kreiert er jenen blumigen Barbie-Puppen-Sound, den ein komplett intuitiver Zugang in der Regel zur Folge hat. Lediglich Samuel Barbers Konzert für Violine und Orchester (op. 14) mit der Frankfurter Geigen-Professorin Sophia Jaffé als Solistin fiel da ein wenig zurück, wirkte gerade mit jenem Dauervibrato in der Solo-Stimme vergleichsweise uninspiriert.
Freilich spielte dem jungen Dirigenten, der eigentlich Anfang dieses Jahres gar Wiederaufnahme der „Salome“ an der Frankfurter Oper hätte leiten sollen, die Erfahrung und Bereitwilligkeit des Opernorchesters in die Karten, das erstmals seit Februar 2020 wieder in voller Sinfoniestärke auf der Bühne stand, wie Burkhard Bastuck, Vorsitzender der Museums-Gesellschaft, sagte. Das Konzert zeigte aber auch, dass hier eine Konstellation gefunden wurde, die nicht nur überaus tragfähig ist, sondern die die Hoffnung schürt, Guggeis könne in Zukunft vielleicht auch mal die eine oder andere Neuproduktion in Frankfurt leiten. Am besten eine jener bekannten Opern, derer man müde ist, denen Guggeis aber mit großer Wahrscheinlichkeit wieder neues Leben entlocken könnte.
>> Das Konzert wird am heutigen Montag um 20 Uhr wiederholt. Eintritt: ab 40 Euro. Tickets unter www.oper-frankfurt.de.
Dabei offenbarte der frisch gebackene Staatskapellmeister der Staatsoper Berlin erneut, dass sein ästhetisches Verhältnis zu Musik unverkennbar opernhafte Züge trägt. Entsprechend klug war mit Charles Ives spätimpressionistisch angehauchtem Klangbild „Central Park in the Dark“ und Antonín Dvořáks programmatisch orientierter Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ das Programm gewählt. Denn gerade in Dvořáks 9. Sinfonie konnte Guggeis seine Neugierde auf gänzlich Ungehörtes in großen Zügen ausleben – regelrecht zelebrieren. Dazu werden bei ihm stets Binnenstrukturen herausgearbeitet, ausgefeilt und schließlich hinterfragt, bis ein Klang entsteht, der die Kategorie des Neuen trefflich zu bedienen vermag.
Dabei spielt Guggeis gleichermaßen mit der Imaginationsfähigkeit seiner Hörer wie der Assoziationskraft der Musik selbst. Dass er dabei das Hanslicksche Diktum der tönend bewegten Form lächelnd über Bord gehen lässt, dient nicht nur der eigenen Positionierung. Vielmehr arbeitet Guggeis heraus, was nicht in den Noten steht – aber so gemeint sein könnte oder zumindest plausibel erscheint. Dass er dabei einen gewissen Hang zur Theatralik entwickelt, mag durchaus toleriert werden. Denn sein Klang kommt weder süßlich oder gar lieblich daher, noch kreiert er jenen blumigen Barbie-Puppen-Sound, den ein komplett intuitiver Zugang in der Regel zur Folge hat. Lediglich Samuel Barbers Konzert für Violine und Orchester (op. 14) mit der Frankfurter Geigen-Professorin Sophia Jaffé als Solistin fiel da ein wenig zurück, wirkte gerade mit jenem Dauervibrato in der Solo-Stimme vergleichsweise uninspiriert.
Freilich spielte dem jungen Dirigenten, der eigentlich Anfang dieses Jahres gar Wiederaufnahme der „Salome“ an der Frankfurter Oper hätte leiten sollen, die Erfahrung und Bereitwilligkeit des Opernorchesters in die Karten, das erstmals seit Februar 2020 wieder in voller Sinfoniestärke auf der Bühne stand, wie Burkhard Bastuck, Vorsitzender der Museums-Gesellschaft, sagte. Das Konzert zeigte aber auch, dass hier eine Konstellation gefunden wurde, die nicht nur überaus tragfähig ist, sondern die die Hoffnung schürt, Guggeis könne in Zukunft vielleicht auch mal die eine oder andere Neuproduktion in Frankfurt leiten. Am besten eine jener bekannten Opern, derer man müde ist, denen Guggeis aber mit großer Wahrscheinlichkeit wieder neues Leben entlocken könnte.
>> Das Konzert wird am heutigen Montag um 20 Uhr wiederholt. Eintritt: ab 40 Euro. Tickets unter www.oper-frankfurt.de.
20. September 2021, 13.02 Uhr
Christian Rupp
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