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Jüdische Kulturwochen

Dragqueens und Midlife-Crisis

Unter dem Motto „More Joy, Less Oy“ wollen die Jüdischen Kulturwochen Heiterkeit zurück in den Alltag bringen. Politische Themen sollen dabei aber nicht ausgespart werden. Eröffnet wird das zweiwöchige Programm von den Machern der englisch-jiddischen Sitcom „YidLife Crisis“.
Ja, bestätigt Marc Grünbaum, auch er sage manchmal „Oy“. Umgangssprachlich, unter Freunden, die wie er noch Jiddisch können. Zum Beispiel, wenn jemand erkrankt sei. „Man benutzt es in jedem Fall, es ist kein Kunstwort – vielleicht könnte man es als ‚ohjemine‘ verstehen“, meint der Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt. „More Joy, Less Oy“ sind die Jüdischen Kulturwochen in diesem Jahr übertitelt. Mehr Freude, weniger Leid, in etwa so. Ein bisschen Heiterkeit.

Das Motto liest sich nicht zuletzt wie eine Antwort auf anderthalb Jahre Pandemie. Grünbaum stimmt zu und nennt eine besondere Lieblingsveranstaltung: „Zum ersten Mal werden wir jetzt beispielsweise ein jüdisch-kanadisches Stand up-Comedian-Duo zu Gast haben – ein bisschen augen-zwinkernd, nicht immer alles so schwermütig. Mit denen man auch mal über sich selbst lachen kann, nach dieser schwierigen Zeit.“ Eli Batalion und Jamie Elma, die Macher der ersten englisch-jiddischen Sitcom der Welt mit dem Namen „YidLife Crisis“, werden sich im Oktober Frankfurt vornehmen und die Gepflogenheiten des jüdischen Lebens vor Ort aufs Korn nehmen. Mit viel Chuzpe und Narishkeit, wie es im Programm heißt, aber: „Jiddischkenntnisse nicht zwingend erforderlich!“

Auch sonst spielen komödiantische Betrachtungen eine wichtige Rolle. Aus New York wird die Autorin und ausgesprochen unterhaltsame Gesprächspartnerin Fran Lebowitz zugeschaltet, die dem deutschsprachigen Publikum vor allem durch die Netflix-Miniserie „Pretend It’s a City“ (2020) bekannt sein dürfte, in der sie mit ihrem Freund Martin Scorsese über die Stadt, deren Bewohner:innen und das irdische Dasein im Allgemeinen herzieht. Mit „Jews Jews Jews!“ bringen die Kulturwochen gar eine jüdisch-queere Burlesque- und Drag-Comedy-Show auf die Bühne des Moxy – auch das, merkt Grünbaum an, sei in diesem Rahmen sicherlich bis dato einmalig.

Gleichzeitig werden die Jüdischen Kulturwochen auch inhaltliche Akzente setzen. Die Bildungsstätte Anne Frank setzt sich seit mehreren Jahren gegen die Finanzierung einer AfD-nahen Stiftung durch Steuergelder ein – der Auftakt zur Ringvorlesung wird im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum stattfinden. Ebenda lädt einige Tage zuvor auch Michel Friedman zum Gespräch, um mit der Hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann, dem Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang und Journalisten über Rechtsradikalismus in den hessischen Sicherheitsbehörden zu sprechen. Brisante wie streitbare Themen, aber genau darum gehe es ja auch, sagt Grünbaum. Denn jüdische Kultur, das hieße doch immer auch ein bisschen: die Stimme zu erheben, Diskussionen zu führen.

Ebenfalls zum Programm gehören in diesem Jahr zum Beispiel Filme, Tanz, Konzerte und Lesungen, Führungen mit Rabbinern, ein Audiowalk und eine Kunstausstellung mit Scherenschnitten von Zipora Rafaelov, die zuvor in der Galerie Maurer ausgestellt hat. 2017 erklärten Marc Grünbaum und Daniela Lewin an dieser Stelle, warum die Jüdischen Kulturwochen sowohl die Synagoge als auch das Robert Johnson mitdenken müssten. In diesem Sinne liest sich das Programm 2021 mit seiner Zusammenführung von religiösen und profanen Sujets, Comedy und Politik, aber auch von lokalen Größen und internationalen Stars wie eine logische Fortführung dieses Vorhabens.

Die Jüdischen Kulturwochen, 3.–17.10., diverse Orte, digital und vor Ort, Tickets und Programm: www.juedische-kulturwochen.de
 
Fotogalerie:
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28. September 2021, 11.19 Uhr
Katharina J. Cichosch
 
 
 
 
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