In Wartezimmern von Ärzten oder von Plakaten aus der elterlichen Wohnung: Joan Miró ist jedem schonmal irgendwo begegnet. Die Öffentlichkeit liebt ihn. Was also gibt es Neues zu entdecken? Die Schirn zeigt es.
Tamara Marszalkowski /
Wer seine Arbeiten nur von Plakaten kennt, der kennt sie nicht wirklich. Nur schwer lässt es sich vermeiden an den Bildern von Joan Miró vorbeizukommen. Er war ein Künstler, den die Öffentlichkeit liebte. Nicht nur hängte man sich gerne Kunstdrucke in die eigenen vier Wände, auch im öffentlichen Raum setzte er seine Arbeiten um. 1982 konzipierte er das Spanien-Logo für die Fußball-Weltmeisterschaft. Seine Rote Sonne wird auch heute noch als touristisches Symbol für Spanien verwendet und ist international als "España-Logo" bekannt. Er ist ein Künstler, der in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Was also kann man solch einem präsenten Künstler noch abgewinnen? Sehr viel, wie jetzt die Schirn Kunsthalle in ihrer Ausstellung "Joan Miró. Wandbilder, Weltenbilder" zeigt. Die Kuratorin Simonetta Fraquelli zeigt die Beziehung Mirós zur Wand. Seine Vorliebe für große Formate tritt in der Ausstellung zutage, genauso wie seine Lust am Experimentieren mit unterschiedlichen Bildträgern.
Zur Ausstellungseröffnung kam der Enkel Mirós. Er erzählte von einem Besuch im Atelier Mirós als er zehn Jahre alt war. Er sei überwältigt gewesen von den zahlreichen Bildern und Pinseln. Schon als kleiner Junge habe er die Werke seines Opas erfassen können. Bildung oder Vorkenntnisse seien dafür nicht nötig gewesen. "Die Bilder wirkten über ihre Ursprünglichkeit, Musikalität und Strahlkraft der Farben", so der Enkel.
So wird in der Schirn ein Miró gezeigt, der mit Strukturen arbeitet und dessen Bilder eine Tiefe aufweisen, die einen überrascht, wenn man sie nur von Plakaten kennt. Die haptische Eigenschaft der Bilder drängt sich dem Besucher beinahe auf. Ein Abtasten der Bilder ist jedoch nur mit den Augen erlaubt. Manch einem mag das endlich den Blick für diese märchenhaften und traumtänzerischen Landschaften Mirós öffnen.
>>> "Joan Miró. Wandbilder, Weltenbilder" 26. Februar bis 12. Juni 2016, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg. Mehr Informationen: www.schirn.de