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Ich reloaded – das Subjekt im digitalen Netz

Frankfurt hat Positionen – aber welche bloß?

Die Frankfurter Positionen bieten Anfang 2017 wieder einen Reigen an spannenden Uraufführungen – diesmal zur Digitalisierung und was sie mit uns macht. Die Ankündigung allerdings lässt einen etwas ratlos zurück.
Dietmar Schmid ist Vorsitzender des Vorstands der BHF-Bank-Stiftung. Als solcher darf er ein paar Worte an die Journalisten richten. Er sagt ein paar interessante Sachen. Zum Beispiel, dass die Stiftung mit dem Festival Frankfurter Positionen auch wieder eine Gastprofessur an der Städelschule fördere, diesmal für Ed Atkins, der mit den Studenten eine große Ausstellung im MMK erarbeitet, worüber auch die Direktorin des Museums, Susanne Gaensheimer, sehr glücklich ist. Sie ist ebenfalls bei der Pressekonferenz in einem kleinen Raum in der vierten Etage des Bankhochhauses an der Bockenheimer Anlage, zu dem man durch holzvertäfelte Gänge gelangt. Auch Philippe Pirotte, Leiter der Städelschule, ist da, ebenso Sibylle Baschung vom Schauspiel Frankfurt, Christian Fausch vom Ensemble Modern oder Juliane Rebentisch vom Institut für Sozialforschung. Was sie an Zitaten hinterlassen ähnelt am Ende einem Bullshit-Bingo der Post-Internet-Kunst für die jemand wie Ed Atkins steht, wobei Post-Internet, so Gaensheimer, wiederum dafür stehe, Kunst nach dem Beginn des Internets zu machen. Alles klar.

Der Geschäftsführer der Stiftung, Stefan Mumme, sagt: "Dieses Internet verheißt Freiheit und Grenzenlosigkeit. Aber ist es das auch?" Die Frankfurter Positionen seien da gottlob ein analoges Netz von 17 Institutionen, bei dem die durch E-Mails verursachten Missverständnisse im persönlichen Gespräch schnell wieder ausgeräumt werden könnten. Überhaupt scheint in der Vorschau auf die Positionen, die alle zwei Jahre mit in der Tat sehenswerten Avantgarde-Uraufführungen und Gesprächen im reichen Kulturleben unserer Stadt punkten können, dieses Internet als fataler Irrtum der Menschheitsgeschichte.

Philippe Pirotte spricht von Atkins Kunst als einer, die sich mit dem Scheitern von Utopien und digitalen Mechanismen auseinandersetze, mit einer "suspension of disbelief". Juliane Rebentisch spricht über die Erforschung von Singlebörsen wie Tinder oder Elitepartner und welchen Begriff von Liebe diese eigentlich zugrundelegten, über Gesichtserkennung und was sie mit uns macht und wie Selfies auch immer sagten: Das ist nicht das letzte Bild von mir, es geht immer weiter.

Weiterhin ist die Rede davon, was mit uns geschieht, wenn wir alles unter dem Blickwinkel der Verwertbarkeit, dem Hecheln nach Likes betrachten, von Abgründen menschlichen Zusammenlebens, von zerbrechenden Identitäten oder solchen, die von Marketingmenschen gesteuert oder von Kriminellen gekapert werden.

Ein ziemliches düsteres Bild, eines, das man glaubt schon bei Serien wie "Black Mirror" in allen Ausformungen gesehen zu haben, das aufgeheitert wird durch die etwas zusammenhanglosen Anmerkungen des oben genannten Dietmar Schmid, der sich wundert, dass die lange Nacht der Sozialforschung schon um Mitternacht endet, der die Positionen den Spiritus rector des Kulturcampus nennt, der über die Erfindung der IBM-Kugelkopfmaschine räsoniert (die Älteren werden sich erinnern) und darüber, dass junge Menschen sich ja selbst entblätterten mit ihren Selfies (so der ursprüngliche Arbeitstitel der kommenden Veranstaltungsreihe) und den Datenschutz ja nach eigenem Gutdünken aufgeben, "das treibt ja ziemliche Blüten" und die Menschen dächten gar nicht darüber nach, was sie da alles an Informationen preisgeben würden, solche Vorurteile der Jugend gegenüber eben – und übrigens, sagt er, würden in seiner Heimatstadt Bad Homburg vornehmlich Autos geklaut, die keyless seien, "dauert nur 11 Sekunden, das muss man eben wissen". Naja oder auch nicht.

Was man wissen muss, ist, dass die Frankfurter Positionen vom 27. Januar bis 12. Februar 2017 reichen, eröffnet werden von Chris Kondek und Christiane Kühl, die das Spiel mit Identitäten auf die Bühne holen, dass während des Festivals das Ensemble Modern ins FrankfurtLAB zieht und dort nicht nur konzertiert, sondern auch performt – fünf Stunden lang ohne Unterbrechung, das Ed Atkins mit Städelschülern das MMK kapert, dass mit FP Extra (Foto oben) Studenten das Selbst im digitalen Zeitalter ausloten zusammen mit der Regisseurin Stefanie Lorey und der Dramaturgin Fanti Baum. Kurzum: Das Festival sollte man sich im Kalender rot markieren. Und vielleicht ergeben dann auch Wörter wie Corpsing und Post-Internet plötzlich einen Sinn.

>> Frankfurter Positionen 2017 – Ich reloaded, das Subjekt im digitalen Netz
27.1. bis 12.2. an verschiedenen Orten. Tickets und Infos auf der Website der Frankfurter Positionen
 
Fotogalerie:
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7. Dezember 2016, 21.28 Uhr
Nils Bremer
 
 
 
 
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