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„Geschichtsort Adlerwerke“

Erinnern am Ort des Verbrechens

Mit dem „Geschichtsort Adlerwerke“ im Gallus soll bald ein weiterer Ort in Frankfurt an die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt erinnern. Dabei stehen das KZ „Katzbach“ und die Zwangsarbeit in Frankfurt ebenso im Fokus wie der Umgang mit der Vergangenheit.
Nach der Dreifach-Ausstellung des Historischen Museums soll ab kommendem Frühjahr ein weiterer Ort in Frankfurt an die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt erinnern. Der „Geschichtsort Adlerwerke. Fabrik – Zwangsarbeit – Konzentrationslager“ soll Ende März in einem Raum des ehemaligen KZ-Außenlagers „Katzbach“ in den Adlerwerken eröffnen.

Mehr als 2100 ausländische Zwangsarbeitende gab es bereits Ende 1943 in den Adlerwerken, ein Jahr später wurde das Gebäude in der Kleyerstraße 17 unter dem Decknamen „Katzbach“ zum KZ-Außenlager. „Es war eines der grausamsten Außenlager des Dritten Reichs. Die Todeszahlen waren enorm hoch“, erinnerte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) bei der Vorstellung des Konzepts für die neue Erinnerungsstätte. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden dort zwischen August 1944 und März 1945 insgesamt 1616 Häftlinge zur Arbeit gezwungen. Mehr als 500 Häftlinge starben noch in Frankfurt, rund 450 wurden 1945 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Den Todesmarsch, auf den die restlichen mehr als 300 Häftlinge kurz vor dem Einmarsch der Alliierten geschickt wurden, überlebten viele nicht.

Mit dem neuen „Geschichtsort Adlerwerke“ soll nicht nur an das Konzentrationslager mitten in der Stadt erinnert werden, sondern ebenso an die Zwangsarbeit, die überall in Frankfurt allgegenwärtig war. Insgesamt 145 Zwangsarbeiterlager gab es im Dritten Reich im Stadtgebiet, im Frühjahr 1944 waren dort bis zu 50 000 Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter beschäftigt. In dem rund 160 Quadratmeter großen Raum im Gebäude der Adlerwerke soll nun ein „partizipatives und interaktives Konzept mit Werkstatt-Charakter“ entstehen. Die Ausstellung besteht aus vier thematischen Modulen: Der erste Teil, im Flur des Gebäudes, befasst sich mit den Adlerwerken und dem Gallusviertel, im Ausstellungsraum geht es weiter mit der Zwangsarbeit in Frankfurt, dem KZ „Katzbach“ und schließlich mit dem Umgang mit jener Vergangenheit.




Verschiedene Module sollen mit interaktiven Angeboten an die nationalsozialistische Vergangenheit rund um die Adlerwerke erinnern. Visualisierung: Sieveking von Borck/formfellows Kommunikations-Design

Die Ausstellung richte sich vor allem an junge Generationen, die mit dem Gedenken an die Verbrechen im Dritten Reich häufig erstmal überfordert seien, erklärte Thomas Altmeyer, wissenschaftlicher Leiter des Studienkreises Widerstand 1933-1945 und Teil des Kuratorenteams. Eine Exponat-Ausstellung wird es dabei nicht geben. Fotos aus der Zeit seien nicht vorhanden und Objekte gebe es ebenfalls kaum, so Altmeyer. Geplant ist stattdessen unter anderem ein Medientisch, Hörstationen, Animationen und Video-Interviews mit Überlebenden des KZ „Katzbach“. Visualisiert wird die Vergangenheit des Fabrikgeländes auch durch Zeichnungen, die nach 1945 entstanden sind. Ein Arbeitsbereich am Ende der Ausstellung soll die Besucherinnen und Besucher zudem zum weiterforschen einladen.

Dass der Geschichtsort nun genau am „Ort des Verbrechens“ entstehe, sei von großer Bedeutung, erklärte Andreas von Schoeler, Oberbürgermeister a.D. und Schirmherr der Spendenkampagne, die bei der Finanzierung der Erinnerungsstätte unterstützen soll. Die Bürgerinnen und Bürger, auf deren Initiative die Arbeit am „Geschichtsort Adlerwerke“ erst entstanden ist, hätten sich einen Raum innerhalb der Adlerwerke gewünscht, ergänzte Hartwig. Seit Herbst 2021 ist die Stadt dort Mieterin. Der Ort sei auch deshalb wichtig, weil viele Frankfurterinnen und Frankfurter gar nicht wüssten, dass es mitten in der Stadt ein Konzentrationslager gab. „Mit dem Geschichtsort Adlerwerke“, so Andreas von Schoeler, „wird diese Lücke der Frankfurter Erinnerungskultur geschlossen.“
 
Fotogalerie:
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16. Dezember 2021, 12.33 Uhr
Laura Oehl
 
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Laura Oehl >>
 
 
 
 
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