Seit er fotografiert, fotografiert Günter Pfannmüller Menschen. Über zwanzig Jahre hinweg besuchte er die abgelegensten Stämme der Welt und fotografierte - stets konzentriert auf die Würde der Menschen.
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Fotos, wie sie der Frankfurter Fotograf Günter Pfannmüller ab dem 25. April im Rahmen der Ausstellung „Trappings of Dignity“ in der Galerie Braubachfive ausstellt, wird es so nie wieder geben: Über 20 Jahre war Pfannmüller zusammen mit dem Autor Wilhelm Klein, dessen Frau Renate und der Fotografin Sabine Seitz in den entlegensten Winkeln der Welt unterwegs. Das Team bereiste in vier- bis sechswöchigen Trips Äthiopien, Kenia, Indien, Bhutan und Birma, um in den tiefsten Urwäldern und den abgelegensten Bergdörfern der Welt die dort lebenden Menschen zu fotografieren.
In einem portablen, 32 Quadratmeter großen Tageslichtstudio fotografierte Pfannmüller Menschen, an denen die globale Entwicklung des vergangenen Jahrhunderts vorbei gegangen ist, Menschen, die auch im 21. Jahrhundert noch in der vorindustriellen Zeit und teils sogar noch als Jäger und Sammler leben. „Das Problem ist“, so der Frankfurter Fotograf, „dass man durch Teleobjektive Menschen stehlen kann, weil man sie unbemerkt und ohne jeglichen persönlichen Kontakt fotografiert. Und das wollte ich nicht.“ Deshalb reiste Pfannmüller mit seinem Team und einer halben Tonne Equipment in die unzugänglichsten Ecken der Erde, stellte sein portables Studio auf und fotografierte meist erst Tage später, wenn sich die Menschen an das Team und das Studio gewöhnt hatten. Während dieser Zeit lernte er die Menschen vor Ort, ihre Lebens- und Verhaltensweisen, ihre Familien und Geschichten kennen, sodass er schließlich niemals namenlose Menschen fotografierte. In dem portablen Tageslichtstudio setzte er die Menschen in ihrer gewohnten Umgebung mitsamt ihres Körperschmucks und ihrer Alltagskleidung in Szene, ohne sie in ihrer Selbstdarstellung zu beeinflussen und vorgefertigte Ideen nachzustellen. Dies, so Pfannmüller, sei ihm besonders wichtig gewesen. „Ich wollte die Gesichter, die Haltung, die Ausstrahlung, die Bekleidung und Bemalung der Menschen festhalten und sie so zeigen, wie sich auch selbst sehen“, auch wenn dies bei den Fotomodellen selbst manchmal für starke Verwirrung sorgte, insbesondere dann, wenn Pfannmüller ihnen als Dankeschön ein Polaroid schenkte. „Die meisten dieser Menschen konnten damit nicht besonders viel anfangen und waren sehr verblüfft. Schließlich haben sich die meisten von ihnen zum allerersten Mal selbst auf einem Foto gesehen.“
Die Bilder, die Pfannmüller von seinen Reisen mitgebracht hat, sind nicht nur bewegende Kunstwerke, sondern gleichzeitig auch unwiederbringliche Dokumente unbekannter, teils vergessener Menschen und ihrer Welten, die es nicht zuletzt aufgrund der fortschreitenden Globalisierung und des zunehmenden Tourismus so wie Pfannmüller sie festhielt, wohl nie mehr geben wird.
"Betrachten wir also diese Fotos, die das Produkt langer und ernsthafter Arbeit sind, als ein Geschenk, das uns vor Augen gelegt wurde, um uns an die harte Realität und eine keimende Hoffnung zu erinnern. Über der Erde lodert ein Feuer, das Pflanzen und Tiere, Kulturen, Sprachen, alte Fertigkeiten und visionäre Weisheit verschlingt. Diese Flammen zu ersticken und die Poesie der Vielfalt wieder zu erfinden ist die bedeutendste Herausforderung unserer Zeit." (Wade Davis, Auszug aus dem Essay)