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Gala in der Alten Oper
Die Gewinner des 30. Hessischen Filmpreises
Zum 30. Mal wurden am vergangenen Freitag die Hessischen Film- und Kinopreise in der Alten Oper in Frankfurt verliehen. Über den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten darf sich das DFF freuen, der Newcomer Preis ging an Maryam Zaree für ihr Debüt „Born in Evin“.
Am vergangenen Freitag wurden zum 30. Mal die Hessischen Film- und Kinopreise in der Alten Oper verliehen. Im Mittelpunkt des Abends standen weibliche Filmschaffende. Die Moderatoren Katty Salié und Mitri Sirin erinnerten gleich zu Beginn der Veranstaltung an die wichtigen Schauspielerinnen und Regisseurinnen, die die Filmgeschichte bisher prägten. Viele Laudatorinnen und Laudatoren sowie Ausgezeichnete nutzten ihre Rede zudem, um sich gegen Rechts und für eine tolerante Gesellschaft auszusprechen. „Ich freue mich sehr, dass wir die vielen starken Frauen des Films ins Scheinwerferlicht gerückt haben,“ sagte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen).
Ehrenpreis für das DFF
Zum ersten Mal ging der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten nicht an eine Person, sondern an eine Institution: Volker Bouffier (CDU) verlieh den Preis an das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum (DFF). Direktorin Ellen Harrington, Vorstand Nikolaus Hensel und die frühere Direktorin Claudia Dillmann nahmen den Preis mit Freude entgegen. Bouffier möchte seine Entscheidung in Zeiten, in denen Streamingdienste den Markt mehr und mehr dominieren, als „ein innovatives Signal“ verstanden wissen, das das Kino und den Film als Kunst in Zeiten heftiger Transformation stärkt. Das DFF sei „eine Institution, deren Anliegen und Aufgabe es ist, gemeinsam mit dem Publikum Filmkultur lebendig zu halten“, schreibt er in einem Brief an das DFF. „Ob Museum, Kino, Archive und Sammlungen, Festivals, digitale Plattformen, Forschung und Digitalisierung – das DFF verbindet die Verantwortung für das Bewahren und wissenschaftliche Erforschen mit den Herausforderungen digitaler Realitäten.“ Das in Wiesbaden gegründete DFF, das inzwischen an sieben Standorten im Rhein-Main-Gebiet tätig ist, feiert in diesem Jahr 70-jähriges Jubiläum. „Das DFF hat sich dabei schon immer als in Hessen tief verwurzelte Institution begriffen, die von hier aus bundesweit wie international agiert und Standards setzt“, so Hensel, Harrington und Dillmann.
Claudia Dillmann, Norbert Hensel und Ellen Harrington vom DFF © Bernd Kammerer
Newcomer Preis an Born in Evin
Der mit 7500 Euro dotierte Newcomerpreis ging an Maryam Zaree für ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin des Films „Born in Evin“. Darin bricht die 36-Jährige das Schweigen über die Umstände ihrer Geburt. 1983 kam Zaree in dem für Folterungen von politischen Gefangenen berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran zur Welt – als Tochter der Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg. „Mit ihrem Film gewährt sie Einblicke in persönliche Abgründe. Es gelingt ihr, ihre filmische Spurensuche in einem dunklen Kapitel ihrer Familie und ihres Landes mit humorvollen und selbstironischen Sequenzen anzureichern und eine Balance zwischen tragischen und warmen Momenten zu schaffen“, begründete Dorn ihre Entscheidung. Maryam Zaree selbst sagte: „Es ist ein persönliches Thema, das aber im Kontext eines schweren Menschenrechtsverbrechens stattgefunden hat. Und dafür wollte ich Aufmerksamkeit schaffen.“ Narges Eskandari-Grünberg, Maryams Mutter und Grüne-Stadtpolitikerin in Frankfurt ergänzte: „Im Film geht es um Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen im Iran. Aber es geht auch darum, dass eine Familiengeschichte auch eine universelle Geschichte sein kann. Deshalb bin ich sehr stolz, dass meine Tochter dieses schwere Thema aufgegriffen hat.
Maryam Zaree (Newcomer) mit ihrer Mutter Nargess Eskandari-Grünberg © Bernd Kammerer
Emma Bading wurde als beste Schauspielerin für ihre Rolle in „Play“ ausgezeichnet. „Das ist mein erster Preis, den ich für eine schauspielerische Leistung bekomme und ich fühle mich, als wäre ich gerade von der Bühne fortgeflogen“, sagte die 21-Jährige. Tom Sommerlatte gewann für seinen Film „Brüder Schwester Herz“ den Preis des besten Spielfilms. „Ich kann es noch gar nicht richtig wahrhaben. Es ist ein großartiges Gefühl. Natürlich ist es so, dass man davor mit dem Preis liebäugelt und es erhofft, aber wenn es dann wahr ist, ist es erst einmal gar nicht fassbar“, so der Regisseur. In der Kategorie Bester Schauspiele wurde Uwe Ochsenknecht für seine Rolle in der Fernseh-Miniserie „Labale & Erben“ ausgezeichnet.
Zudem vergab die Jury einen Sonderpreis an die in Bad Nauheim geborene Regisseurin Caroline Link. Ihre Verfilmung der Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling schaffe eine berührende Nostalgie, die aber nie kitschig sei und stets den richtigen Ton treffe. Caroline Link, die 2003 für „Nirgendwo in Afrika“ einen Oscar erhielt, zeige mit dem Film einmal mehr, warum sie zu den bedeutendsten deutschen Regisseurinnen zählt.
Fall Mendig
Im Vorfeld hatte die Causa Mendig für Aufsehen gesorgt. Der Aufsichtsrat der HessenFilm und Medien GmbH hatte in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung einstimmig beschlossen, die Zusammenarbeit mit Hans Joachim Mendig zu beenden. Grund dafür war ein im Juli veröffentlichtes Foto, das Mendig bei einem „angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“ – so die Bildunterschrift – mit AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen und PR-Berater Moritz Hunziger zeigte. Im Zuge dessen forderten zahlreiche Stimmen, die Verleihung des Hessischen Filmpreises zu nutzen, um sich gegen Rechts zu positionieren. Auf den Fall angesprochen sagte Angela Dorn am Freitag: „Wir haben eine Menge Arbeit, die wir gerade abarbeiten. Und über die vielen Menschen, die aus der Jury ausgetreten sind, möchte ich sagen: Da habe ich echt Hoffnung, weil die meisten gesagt haben, dass sie zurückkommen. Insofern sind wir auf einem guten Weg.“ Auf die Frage, ob die Hessische Filmförderung jetzt in ruhigeres Fahrwasser komme, antwortete Volker Bouffier: „Ich denke schon. Das ist unabhängig von der einen Personalie. Wir legen großen Wert darauf, dass wir drei Dinge zusammenbringen: Dass wir jungen Menschen eine Chance geben, dass der Standort gestärkt wird, und dass Film Teil unserer Kultur ist.“
Ehrenpreis für das DFF
Zum ersten Mal ging der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten nicht an eine Person, sondern an eine Institution: Volker Bouffier (CDU) verlieh den Preis an das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum (DFF). Direktorin Ellen Harrington, Vorstand Nikolaus Hensel und die frühere Direktorin Claudia Dillmann nahmen den Preis mit Freude entgegen. Bouffier möchte seine Entscheidung in Zeiten, in denen Streamingdienste den Markt mehr und mehr dominieren, als „ein innovatives Signal“ verstanden wissen, das das Kino und den Film als Kunst in Zeiten heftiger Transformation stärkt. Das DFF sei „eine Institution, deren Anliegen und Aufgabe es ist, gemeinsam mit dem Publikum Filmkultur lebendig zu halten“, schreibt er in einem Brief an das DFF. „Ob Museum, Kino, Archive und Sammlungen, Festivals, digitale Plattformen, Forschung und Digitalisierung – das DFF verbindet die Verantwortung für das Bewahren und wissenschaftliche Erforschen mit den Herausforderungen digitaler Realitäten.“ Das in Wiesbaden gegründete DFF, das inzwischen an sieben Standorten im Rhein-Main-Gebiet tätig ist, feiert in diesem Jahr 70-jähriges Jubiläum. „Das DFF hat sich dabei schon immer als in Hessen tief verwurzelte Institution begriffen, die von hier aus bundesweit wie international agiert und Standards setzt“, so Hensel, Harrington und Dillmann.
Claudia Dillmann, Norbert Hensel und Ellen Harrington vom DFF © Bernd Kammerer
Newcomer Preis an Born in Evin
Der mit 7500 Euro dotierte Newcomerpreis ging an Maryam Zaree für ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin des Films „Born in Evin“. Darin bricht die 36-Jährige das Schweigen über die Umstände ihrer Geburt. 1983 kam Zaree in dem für Folterungen von politischen Gefangenen berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran zur Welt – als Tochter der Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg. „Mit ihrem Film gewährt sie Einblicke in persönliche Abgründe. Es gelingt ihr, ihre filmische Spurensuche in einem dunklen Kapitel ihrer Familie und ihres Landes mit humorvollen und selbstironischen Sequenzen anzureichern und eine Balance zwischen tragischen und warmen Momenten zu schaffen“, begründete Dorn ihre Entscheidung. Maryam Zaree selbst sagte: „Es ist ein persönliches Thema, das aber im Kontext eines schweren Menschenrechtsverbrechens stattgefunden hat. Und dafür wollte ich Aufmerksamkeit schaffen.“ Narges Eskandari-Grünberg, Maryams Mutter und Grüne-Stadtpolitikerin in Frankfurt ergänzte: „Im Film geht es um Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen im Iran. Aber es geht auch darum, dass eine Familiengeschichte auch eine universelle Geschichte sein kann. Deshalb bin ich sehr stolz, dass meine Tochter dieses schwere Thema aufgegriffen hat.
Maryam Zaree (Newcomer) mit ihrer Mutter Nargess Eskandari-Grünberg © Bernd Kammerer
Emma Bading wurde als beste Schauspielerin für ihre Rolle in „Play“ ausgezeichnet. „Das ist mein erster Preis, den ich für eine schauspielerische Leistung bekomme und ich fühle mich, als wäre ich gerade von der Bühne fortgeflogen“, sagte die 21-Jährige. Tom Sommerlatte gewann für seinen Film „Brüder Schwester Herz“ den Preis des besten Spielfilms. „Ich kann es noch gar nicht richtig wahrhaben. Es ist ein großartiges Gefühl. Natürlich ist es so, dass man davor mit dem Preis liebäugelt und es erhofft, aber wenn es dann wahr ist, ist es erst einmal gar nicht fassbar“, so der Regisseur. In der Kategorie Bester Schauspiele wurde Uwe Ochsenknecht für seine Rolle in der Fernseh-Miniserie „Labale & Erben“ ausgezeichnet.
Zudem vergab die Jury einen Sonderpreis an die in Bad Nauheim geborene Regisseurin Caroline Link. Ihre Verfilmung der Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling schaffe eine berührende Nostalgie, die aber nie kitschig sei und stets den richtigen Ton treffe. Caroline Link, die 2003 für „Nirgendwo in Afrika“ einen Oscar erhielt, zeige mit dem Film einmal mehr, warum sie zu den bedeutendsten deutschen Regisseurinnen zählt.
Fall Mendig
Im Vorfeld hatte die Causa Mendig für Aufsehen gesorgt. Der Aufsichtsrat der HessenFilm und Medien GmbH hatte in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung einstimmig beschlossen, die Zusammenarbeit mit Hans Joachim Mendig zu beenden. Grund dafür war ein im Juli veröffentlichtes Foto, das Mendig bei einem „angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“ – so die Bildunterschrift – mit AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen und PR-Berater Moritz Hunziger zeigte. Im Zuge dessen forderten zahlreiche Stimmen, die Verleihung des Hessischen Filmpreises zu nutzen, um sich gegen Rechts zu positionieren. Auf den Fall angesprochen sagte Angela Dorn am Freitag: „Wir haben eine Menge Arbeit, die wir gerade abarbeiten. Und über die vielen Menschen, die aus der Jury ausgetreten sind, möchte ich sagen: Da habe ich echt Hoffnung, weil die meisten gesagt haben, dass sie zurückkommen. Insofern sind wir auf einem guten Weg.“ Auf die Frage, ob die Hessische Filmförderung jetzt in ruhigeres Fahrwasser komme, antwortete Volker Bouffier: „Ich denke schon. Das ist unabhängig von der einen Personalie. Wir legen großen Wert darauf, dass wir drei Dinge zusammenbringen: Dass wir jungen Menschen eine Chance geben, dass der Standort gestärkt wird, und dass Film Teil unserer Kultur ist.“
21. Oktober 2019, 12.06 Uhr
hes
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16. November 2024
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