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Frankfurt tanzt
Die Swing Kids bewahren die Tradition des Lindy Hop
Im Ostend bringt Giuseppina Galloro Kindern zwischen sieben und 14 Jahren nicht nur Lindy Hop bei, sondern auch die Geschichte hinter dem Swing-Tanz.
„Und eins, zwei, drei und vier“, zählt Giuseppina Galloro, dann dröhnt Ella Fitzgerald aus den Lautsprechern und sechs Kinder, alle etwa zwischen sieben und 14 Jahren, beginnen zu springen und tanzen. Mit der Kindertanzgruppe „Swing Cats“ probt Galloro hier, in einem kleinen Raum unweit des Frankfurts Zoos, ein Mal pro Woche Lindy Hop.
Lindy Hop ist ein Paartanz, der auf Swing Musik getanzt wird und verschiedene Elemente anderer Tänze enthält, etwa aus dem Charleston oder dem Stepptanz. Neben dem Lindy Hop gibt es weitere Swing-Tänze, zum Beispiel den Balboa, den Collegiate Shag oder Blues. Dennoch ist es kein Standardtanz mit festgeschriebenen Regeln, betont Galloro, die selbst Swing-Tänzerin ist.
Lindy Hop und seine Vorläufer
„Es ist lockerer und nicht so konventionell.“ Das habe auch viel mit der Entstehung des Tanzes Ende der 1920er-Jahre zu tun. Mitten im New Yorker Stadtteil Harlem gab es zu dieser Zeit den Savoy Ballroom, den einzigen Tanzclub, in dem Afroamerikaner und Weiße gemeinsam tanzen durften, friedlich und ohne Aufruhr aufgrund der Rassentrennung. Musik kam damals nicht aus dem Lautsprecher, sondern von namenhaften Bigbands, die maßgeblich den Jazz dieser Zeit prägten.
Aus verschiedenen Tanzstilen, die dort aufeinandertrafen, und durch Persönlichkeiten, wie dem Choreografen Frankie Manning, einer Ikone des Tanzes, entwickelte sich dann nach und nach der Lindy Hop. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Tanzstil jedoch in Vergessenheit, bevor er in den 1980er-Jahren ein Revival erlebte, das bis heute anhält.
Galloro: Es kommt nur darauf an, ob jemand tanzen kann
Diese Geschichte den Kindern der Swing Cats beizubringen, ist für Galloro ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit als Tanzlehrerin. „Die Kids kennen die Story, die Namen und sie wissen, wo das alles stattgefunden hat. Mir ist es wichtig, dass sie einen Bezug zu dem Tanz haben“, sagt sie. Denn nur so könne das Erbe des Lindy Hop fortgeführt werden. Wichtig bei diesem sei nämlich nicht, wer mit wem tanze oder wo jemand herkomme.
Das Einzige was zähle, ist, ob jemand tanzen könne, so Galloro. Das setzt die Tanzlehrerin, die Teil des Frankfurter Künstlerkollektivs Die blaue Stunde ist, auch mit den Swing Cats um. Jungs tanzen mit Jungs, Mädchen mit Mädchen oder auch gemischt. „Die Kinder kennen sich untereinander schon lange, da gibt es kein ‚ich will nicht mit dem oder dem tanzen‘“, sagt sie.
Von der Schul-AG zur Tanzgruppe
Doch wie kam es zu dem außergewöhnlichen Tanzprojekt? Angefangen hat alles 2018. Damals unterrichtete Galloro noch ausschließlich Erwachsene im Swing-Tanz. So wurde die damalige Schulleiterin der Dahlmannschule, einer Grundschule im Ostend, auf sie aufmerksam. Die Idee zu einer Lindy-Hop-AG entstand – und fand direkt Anklang.
Dieser hielt an; auch als die Kinder 2022 von der vierten in die fünfte Klasse wechselten und der Schulwechsel anstand. Doch auch danach wollte Galloro weiterhin mit den Kindern tanzen. „Das hat mir so viel Spaß gemacht und die waren so gut“, sagt sie. Daher musste schnell eine neue Location her, die Galloro mit dem Yok Yok in der Fahrgasse fand. Von Februar bis Juni 2022 trainierten die Swing Cats dort, bevor sie den Raum unweit des Zoos bezogen.
Alte Musik und akrobatische Figuren
Während die Swing Cats auf Musik von Jazzgrößen des vergangenen Jahrhunderts tanzen, wirken die Bewegungen aber alles andere als altbacken. Sie sind modern und enthalten teilweise auch akrobatische Figuren. „So habe ich die Kids gecatcht, weil man theoretisch die Musik von heute auflegen und seine Moves tanzen kann, die man hier im Kurs lernt“, betont Galloro.
Die Jugendlichen selbst motiviert zudem die Einzigartigkeit des Tanzes. „Es gibt so super viel, was man dabei lernen kann, und ich kenne keinen, der das sonst macht“, sagt Theo. Für seine Tanzkollegin Lily hat der Lindy Hop zudem eine emotionale Bedeutung: „Ich habe zuhause oft mit meinem Vater Jazz getanzt und als ich gehört habe, dass es die Gruppe hier gibt, bin ich direkt beigetreten.“
Swing Cats, Kindertanzgruppe, Ffm: Pfingstweidstraße 7, Training: Mo 16-17 Uhr, Instagram: swing_cats_
>> Dieser Text erschien zuerst in der Juli-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT (7/23).
Lindy Hop ist ein Paartanz, der auf Swing Musik getanzt wird und verschiedene Elemente anderer Tänze enthält, etwa aus dem Charleston oder dem Stepptanz. Neben dem Lindy Hop gibt es weitere Swing-Tänze, zum Beispiel den Balboa, den Collegiate Shag oder Blues. Dennoch ist es kein Standardtanz mit festgeschriebenen Regeln, betont Galloro, die selbst Swing-Tänzerin ist.
„Es ist lockerer und nicht so konventionell.“ Das habe auch viel mit der Entstehung des Tanzes Ende der 1920er-Jahre zu tun. Mitten im New Yorker Stadtteil Harlem gab es zu dieser Zeit den Savoy Ballroom, den einzigen Tanzclub, in dem Afroamerikaner und Weiße gemeinsam tanzen durften, friedlich und ohne Aufruhr aufgrund der Rassentrennung. Musik kam damals nicht aus dem Lautsprecher, sondern von namenhaften Bigbands, die maßgeblich den Jazz dieser Zeit prägten.
Aus verschiedenen Tanzstilen, die dort aufeinandertrafen, und durch Persönlichkeiten, wie dem Choreografen Frankie Manning, einer Ikone des Tanzes, entwickelte sich dann nach und nach der Lindy Hop. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Tanzstil jedoch in Vergessenheit, bevor er in den 1980er-Jahren ein Revival erlebte, das bis heute anhält.
Diese Geschichte den Kindern der Swing Cats beizubringen, ist für Galloro ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit als Tanzlehrerin. „Die Kids kennen die Story, die Namen und sie wissen, wo das alles stattgefunden hat. Mir ist es wichtig, dass sie einen Bezug zu dem Tanz haben“, sagt sie. Denn nur so könne das Erbe des Lindy Hop fortgeführt werden. Wichtig bei diesem sei nämlich nicht, wer mit wem tanze oder wo jemand herkomme.
Das Einzige was zähle, ist, ob jemand tanzen könne, so Galloro. Das setzt die Tanzlehrerin, die Teil des Frankfurter Künstlerkollektivs Die blaue Stunde ist, auch mit den Swing Cats um. Jungs tanzen mit Jungs, Mädchen mit Mädchen oder auch gemischt. „Die Kinder kennen sich untereinander schon lange, da gibt es kein ‚ich will nicht mit dem oder dem tanzen‘“, sagt sie.
Doch wie kam es zu dem außergewöhnlichen Tanzprojekt? Angefangen hat alles 2018. Damals unterrichtete Galloro noch ausschließlich Erwachsene im Swing-Tanz. So wurde die damalige Schulleiterin der Dahlmannschule, einer Grundschule im Ostend, auf sie aufmerksam. Die Idee zu einer Lindy-Hop-AG entstand – und fand direkt Anklang.
Dieser hielt an; auch als die Kinder 2022 von der vierten in die fünfte Klasse wechselten und der Schulwechsel anstand. Doch auch danach wollte Galloro weiterhin mit den Kindern tanzen. „Das hat mir so viel Spaß gemacht und die waren so gut“, sagt sie. Daher musste schnell eine neue Location her, die Galloro mit dem Yok Yok in der Fahrgasse fand. Von Februar bis Juni 2022 trainierten die Swing Cats dort, bevor sie den Raum unweit des Zoos bezogen.
Während die Swing Cats auf Musik von Jazzgrößen des vergangenen Jahrhunderts tanzen, wirken die Bewegungen aber alles andere als altbacken. Sie sind modern und enthalten teilweise auch akrobatische Figuren. „So habe ich die Kids gecatcht, weil man theoretisch die Musik von heute auflegen und seine Moves tanzen kann, die man hier im Kurs lernt“, betont Galloro.
Die Jugendlichen selbst motiviert zudem die Einzigartigkeit des Tanzes. „Es gibt so super viel, was man dabei lernen kann, und ich kenne keinen, der das sonst macht“, sagt Theo. Für seine Tanzkollegin Lily hat der Lindy Hop zudem eine emotionale Bedeutung: „Ich habe zuhause oft mit meinem Vater Jazz getanzt und als ich gehört habe, dass es die Gruppe hier gibt, bin ich direkt beigetreten.“
Swing Cats, Kindertanzgruppe, Ffm: Pfingstweidstraße 7, Training: Mo 16-17 Uhr, Instagram: swing_cats_
>> Dieser Text erschien zuerst in der Juli-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT (7/23).
16. Juli 2023, 12.00 Uhr
Lisa Veitenhansl
Lisa Veitenhansl
Jahrgang 1997, Studium der Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt, seit November 2021 beim Journal Frankfurt. Mehr von Lisa
Veitenhansl >>
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