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Festschrift zu 200 Jahre Städel Museum erschienen
Ein Museum im Namen Gottes
Das Städel hat für seine Festschrift prominente Autoren wie Florian Illies, Martin Mosebach oder Isabel Pfeiffer-Poensgen gewinnen können. Die Texte zeigen, wie sehr das Museum von seiner Geschichte geprägt ist.
Die Ouvertüre zu dieser Festschrift ist eine Fotostrecke, die gewissermaßen jene Versunkenheit visualisiert, in die die Kunst einen ziehen kann. Eine Restauratorin, die sich über eine alte Druckgraphik beugt. Ein junger Mann mit einem Audioguide in der Galerie der Alten Meister. Eine Studentin in der Bibliothek mit dem "Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte" vor Augen. Nur vier junge Frauen fallen etwas aus dem Rahmen, sie machen ein gutgelauntes Selfie vor einem düsteren Gemälde. Was folgt sind Texte zur Geschichte des Museums, Anekdoten, ein längeres Gespräch, alles um die Frage kreisend, was denn nun dieses Städel Museums ausmacht, wie es wurde, was es ist.
Museumsdirektor Max Hollein erinnert daran, dass der Gründungsvater Johann Friedrich Städel über sein Testament den Ausruf "Im Namen Gottes!" setzte und im folgenden niederlegte, das sein gesamtes, nicht unbeträchtliches Vermögen in die Stiftung "Städelsches Kunstinstitut" überginge. Goethe schrieb, als er im Jahre 1815 von jenem Schatz an 1,3 Millionen Gulden hörte: "Haben Sie sich bei Aufzeichnung der Städelschen Verlassenschaft um eine Null verschrieben? Es ist wirklich zum Erstaunen, was man den Frankfurter Käuzen zutrauen kann."
Nun, die Frankfurter Käuze... Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder schreibt vom 19. Jahrhundert als Blütezeit bürgerlichen Engagements – und ist sicher, dass auch heute zumindest eine Knospe solcher Hingabefähigkeit zu sehen ist, gerade beim Städel, das seinen Erweiterungsbau zu großen Teilen mit Spenden finanzierte. Auch sie zitiert den großen Goethe: "Es geziemt Frankfurt von allen Seiten zu glänzen, und nach allen Seiten hin thätig zu seyn." Der gegenwärtige Schriftsteller Martin Mosebach sieht Städels Tat denn auch als vorbildhaft für unser Gemeinwesen an: "Alles für die freie Stadt Frankfurt – nichts durch den Staat Frankfurt, das ist offenbar die unausgesprochene Devise dieses Wohltäters der Stadt gewesen. Dazu gehörte dann auch, dass er die Verfügungsgewalt über seine Sammlung und sein Kapital bis zum letzten Atemzug behielt. Unvorsichtig war das, aber es ist ja gut ausgegangen. Und so bleibt nicht nur zu bewundern, was Städel geschaffen hat, sondern auch das, was ihn ausmachte, obwohl er dafür sorgte, dass seine Person beinahe zur Gänze hinter seinem Werk verschwand: intransigenter Individualismus, der sich nicht gegen das Gemeinwesen stellt, sondern der vielmehr das Fundament einer besonderen Hingabe an das Gemeinwesen ist."
Die Festschrift kann im Museumsshop des Städel für 19,90 Euro erworben werden, die Buchhandelsausgabe wird für 39,95 Euro über den Prestel-Verlag vertrieben.
Museumsdirektor Max Hollein erinnert daran, dass der Gründungsvater Johann Friedrich Städel über sein Testament den Ausruf "Im Namen Gottes!" setzte und im folgenden niederlegte, das sein gesamtes, nicht unbeträchtliches Vermögen in die Stiftung "Städelsches Kunstinstitut" überginge. Goethe schrieb, als er im Jahre 1815 von jenem Schatz an 1,3 Millionen Gulden hörte: "Haben Sie sich bei Aufzeichnung der Städelschen Verlassenschaft um eine Null verschrieben? Es ist wirklich zum Erstaunen, was man den Frankfurter Käuzen zutrauen kann."
Nun, die Frankfurter Käuze... Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder schreibt vom 19. Jahrhundert als Blütezeit bürgerlichen Engagements – und ist sicher, dass auch heute zumindest eine Knospe solcher Hingabefähigkeit zu sehen ist, gerade beim Städel, das seinen Erweiterungsbau zu großen Teilen mit Spenden finanzierte. Auch sie zitiert den großen Goethe: "Es geziemt Frankfurt von allen Seiten zu glänzen, und nach allen Seiten hin thätig zu seyn." Der gegenwärtige Schriftsteller Martin Mosebach sieht Städels Tat denn auch als vorbildhaft für unser Gemeinwesen an: "Alles für die freie Stadt Frankfurt – nichts durch den Staat Frankfurt, das ist offenbar die unausgesprochene Devise dieses Wohltäters der Stadt gewesen. Dazu gehörte dann auch, dass er die Verfügungsgewalt über seine Sammlung und sein Kapital bis zum letzten Atemzug behielt. Unvorsichtig war das, aber es ist ja gut ausgegangen. Und so bleibt nicht nur zu bewundern, was Städel geschaffen hat, sondern auch das, was ihn ausmachte, obwohl er dafür sorgte, dass seine Person beinahe zur Gänze hinter seinem Werk verschwand: intransigenter Individualismus, der sich nicht gegen das Gemeinwesen stellt, sondern der vielmehr das Fundament einer besonderen Hingabe an das Gemeinwesen ist."
Die Festschrift kann im Museumsshop des Städel für 19,90 Euro erworben werden, die Buchhandelsausgabe wird für 39,95 Euro über den Prestel-Verlag vertrieben.
31. März 2015, 11.04 Uhr
Nils Bremer
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