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Erster Frankfurter Auschwitz-Prozess
Die Ermittlung: eine eindringliche Filmadaption
Rolf Peter Kahl übersetzt Peter Weiss' berühmtes Theaterstück „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“ für die große Leinwand. Unser Streaming-Tipp im Februar.
Am 20. Dezember 1963 begann im Römer der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess, der sich bis zum 20. August 1965 erstrecken sollte. An den 183 Verhandlungstagen wurden insgesamt 359 Zeugen vernommen, deren Aussagen nach den bleiernen Jahren der Adenauer-Zeit, geprägt durch Verleugnung und Verdrängung, die deutsche Öffentlichkeit erstmals umfassend mit den unvorstellbaren Details der Vernichtungsmaschine Auschwitz konfrontierte.
Noch während der Verhandlung stellte der Dramatiker Peter Weiss sein Theaterstück „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“ fertig, das bereits im Oktober des Jahres uraufgeführt wurde. Weiss hatte den Prozess als Zuschauer selbst verfolgt und, basierend auf den Prozessprotokollen Bernd Naumanns, sein nüchternes Stück verfasst, in dem die Zeugenaussagen fast wortgetreu den Auslassungen der insgesamt 22 Angeklagten gegenübergestellt werden.
In 420 Minuten führen die Zeugenaussagen immer tiefer hinein ins Zentrum der Vernichtung
Knapp 60 Jahre nach der Uraufführung erschien im letzten Jahr unter dem gleichnamigen Titel Rolf Peter Kahls Spielfilmbearbeitung des Stoffes. Kahl übernimmt das Drehbuch nahezu originalgetreu und überträgt Weiss‘ minimalistische Inszenierung, die sich vollständig auf das gesprochene Wort konzentriert und sich effekthascherische Dramatisierung verbietet, ins Filmische: ein spärlich ausgeleuchtetes Studio, Tische und Bänke sowie Mikrofonständer für die Zeugen.
In 420 Minuten führen die Zeugenaussagen in elf Kapiteln entlang des Aufbaus des Konzentrationslagers immer tiefer hinein ins Zentrum der Vernichtung, die Gaskammern und Verbrennungsöfen. Während sich just die Befreiung Auschwitz zum 80. Mal jährte und es kaum noch Überlebende des Vernichtungslagers gibt, ist Kahl eine eindringliche Filmadaption gelungen – ein Einspruch gegen die letzten Worte des Stücks, die ein Angeklagter spricht: „Heute [...] sollten wir uns mit anderen Dingen befassen, als mit Vorwürfen, die längst als verjährt angesehen werden müssten.“
Info
WOW: Die Ermittlung, bereits verfügbar
Noch während der Verhandlung stellte der Dramatiker Peter Weiss sein Theaterstück „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“ fertig, das bereits im Oktober des Jahres uraufgeführt wurde. Weiss hatte den Prozess als Zuschauer selbst verfolgt und, basierend auf den Prozessprotokollen Bernd Naumanns, sein nüchternes Stück verfasst, in dem die Zeugenaussagen fast wortgetreu den Auslassungen der insgesamt 22 Angeklagten gegenübergestellt werden.
Knapp 60 Jahre nach der Uraufführung erschien im letzten Jahr unter dem gleichnamigen Titel Rolf Peter Kahls Spielfilmbearbeitung des Stoffes. Kahl übernimmt das Drehbuch nahezu originalgetreu und überträgt Weiss‘ minimalistische Inszenierung, die sich vollständig auf das gesprochene Wort konzentriert und sich effekthascherische Dramatisierung verbietet, ins Filmische: ein spärlich ausgeleuchtetes Studio, Tische und Bänke sowie Mikrofonständer für die Zeugen.
In 420 Minuten führen die Zeugenaussagen in elf Kapiteln entlang des Aufbaus des Konzentrationslagers immer tiefer hinein ins Zentrum der Vernichtung, die Gaskammern und Verbrennungsöfen. Während sich just die Befreiung Auschwitz zum 80. Mal jährte und es kaum noch Überlebende des Vernichtungslagers gibt, ist Kahl eine eindringliche Filmadaption gelungen – ein Einspruch gegen die letzten Worte des Stücks, die ein Angeklagter spricht: „Heute [...] sollten wir uns mit anderen Dingen befassen, als mit Vorwürfen, die längst als verjährt angesehen werden müssten.“
WOW: Die Ermittlung, bereits verfügbar
21. Februar 2025, 10.30 Uhr
red
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