English Theatre

„Secret Life of Humans“: Von Anfängen und dem möglichen Untergang

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Nachdem das Stück mehrmals verschoben werden musste, eröffnet das English Theatre nun mit David Byrnes „Secret Life of Humans“ die neue Spielzeit. Ein philosophisches Stück über die Geschichte der Menschheit.

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Es sind die großen Fragen, denen sich David Byrnes „Secret Life of Humans“ in einer Mischung aus Philosophie, Anthropologie und Sozialgeschichte widmet: Warum fühlen wir uns einsam? Warum haben wir Angst im Dunkeln? Und warum führen wir Krieg?

Vordergründig geht es um die Anthropologen Ava (Suzy Kohane) und Jamie Bronowski (Jamie Samuel), die sich bei einem Blind Date näher kommen. Schnell kommt raus – für den Zuschauer sicherlich überraschender als für Ava – dass Jamie der Enkel des berühmten Wissenschaftlers Jacob „Bruno“ Bronowski (Peter Clement) ist. Ava, die kurz davorsteht ihren Job zu verlieren, macht sich genau dies zunutze und überredet Jamie nach einem kurzen Techtelmechtel in dem Haus seiner Großeltern, den Geheimraum seines Großvaters aufzuschließen – nicht ahnend, dabei auf Geheimnisse zu stoßen, die Jamies Bild seines Großvaters für immer verändern werden.

Jacob Bronowski hat es wirklich gegeben. Bekannt wurde er vor allem durch die BBC-Dokuserie „The Ascent of Man“ (1973) und wird hier als Optimist dargestellt, der glaubt, dass die Menschheit nur Fortschritte macht. Nicht zuletzt bleibt die Frage, wie jemand, der so tief in die Abgründe des Menschen wie Bronowski geblickt hat, unbeirrt an seinem Fortschrifttsglauben festhalten kann. Demgegenüber steht Ava, deren Haltung weitaus kritischer ist. In ihr zeigt sich auch Byrnes Inspiration für das Stück: Yuval Noah Hararis Bestseller „Eine kurze Geschichte der Menschheit“.

Ganze drei Anläufe hat es gebraucht, bis das Stück nach mehreren Lockdowns im English Theatre Deutschlandpremiere feiern konnte. 2017 in Edinburgh uraufgeführt, bringt nun Autor David Byrne mit Unterstützung von Richard Delaney das Stück selbst auf die Bühne. Bücherregale bewegen sich wie von Geisterhand, Personen verschwinden, während andere plötzlich auftauchen und wiederum andere die Rückwand entlanglaufen. Begleitet wird dies durch ein ebenso eindrucksvolles Zusammenspiel aus Videoelementen und einer für das Stück eigens kreierten Soundkomposition (Yaiza Varona).

Wenn Jamie am Ende auf Avas entschuldigenden Satz „I’m only human, Jamie“ mit „Whatever human means“ entgegnet, wird klar, dass man zu den ganz großen Fragen auch hier keine Antwort findet, aber zumindest eine Anregung, darüber nachzudenken.


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