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Empfang zum 90. Geburtstag
Hilmar Hoffmanns Kulturliebe steckt an
20 Jahre prägte Hilmar Hoffmann als Kulturdezernent die Stadt. Das Museumsufer und den Wiederaufbau der Alten Oper – ohne ihn, undenkbar. Der 90. Geburtstag des Kulturpapstes wurde mit viel Prominenz im Römer gefeiert.
Was ein Bild! Die Stadtprominenz im prallgefüllten Kaisersaal spendet Standing Ovations, während Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) seinen winkenden Parteifreund Hilmar Hoffmann im Rollstuhl schwungvoll durch den Kaisersaal schiebt. Von 1970 bis 1990 war Hoffmann Kulturdezernent und hat mit seinen umgesetzten Ideen und Visionen die Stadt Frankfurt geprägt und selbst danach war der gebürtige Bremer immer präsent. Das spiegelte sich bei dem Empfang im Römer nicht nur in den Reden Feldmanns und des Bundestagspräsidenten Norbert Lammerts (CDU) wider, das zeigte sich auch in der Vielfalt der Gäste, die die Feier des 90. Geburtstags des Kulturpapstes nicht missen wollten. Selbstredend waren die Stadtpolitiker anwesend, aber auch Staatssekretärin Bernadette Weyland (CDU) in Vertretung des Ministerpräsidenten Volker Bouffier, Ex- Ministerpräsident Roland Koch, Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU) und der Fraktionsvorsitzende der hessischen SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel. Und natürlich war auch die Frankfurter Kulturszene vertreten: Von Städeldirektor Max Hollein und Schauspielchef Bernd Loebe über Autorin Eva Demski und den Tigerpalastmachern Johnny Klinke und Margareta Dillinger bis zu Anne Bohnenkamp-Renken, deren Romantikmuseum nun doch in Frankfurt entsteht.
Feldmann als Kämpfer für mehr Kultur
In seiner Rede verweilte Peter Feldmann nicht lange bei Hoffmanns Biografie. Die könne man ohnehin viel besser in Claus-Jürgen Göpferts neuem Buch nachlesen. Der Oberbürgermeister sprach stattdessen lieber von den Entwicklungen, die Hoffmann seit dem 85. Geburtstag bewegt hätten. So habe er den Hessischen Kulturpreis entgegengenommen, sei für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden und habe in seinem hohen Alter weitere Bücher geschrieben, über die Oberbürgermeister von 1945 bis 1995 und eines über seine Amtsvorgängerin Petra Roth. „Wenn ich zwei Amtszeiten durchhalte, könntest Du rechtzeitig zum 100. Geburtstag auch ein Buch über mich schreiben“, frotzelte Feldmann, der auch ganz ernst in seiner Rede davon berichtete, wie Hoffmann noch jetzt die Fäden in Frankfurt ziehe, etwa Preisträger für die Goetheplakette vorschlage und sich aktiv einmische. Etwa bei der unsäglichen Debatte um das Romantikmuseum, das fast den Sparbemühungen der Stadt zum Opfer gefallen wäre. Feldmann sprach von einer „bundesweiten Blamage“. „Außer mir und dem Kulturdezernenten gibt es wenig Politiker in der Stadt, die sich kontrovers mit der Kultur auseinandersetzen. Das ist ein großes Vakuum. Das ist schlecht!“. Feldmann kritisierte die Sparfüchse in der Stadtpolitik – eine klare Breitseite für die schwarz-grüne Regierung, die Feldmann ihrerseits bislang vorhielt, sich nicht genügend für Kultur zu begeistern. Man müsse Kinder und Jugendliche an die Kultur heranführen und die Kultur der Migranten stärker berücksichtigen, forderte Feldmann. Nicht umsonst stehe eine Neugestaltung des Museums der Weltkulturen an der Spitze von Hilmar Hoffmanns Bedürfnispyramide für Frankfurt. Hoffmann würde einen Neubau kaufen, wenn Geld keine Rolle spielte. Seit 1990 sei Hoffmann nicht mehr Kulturdezernent und dennoch spüre man seinen Schatten noch heute überall. Der Konflikt um das Romantikmuseum sei ein Trauerspiel gewesen so wie auch die Knauserigkeit Bei der Unterstützung von Bund und Land für die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Städtische Kulturförderung sei fragil. Und das Museum der Weltkulturen sei nicht Thema der Finanzen, sondern der Politik.
Der teuerste Kulturdezernt ever
Als witzig-spritziger Redner erwies sich Bundestagspräsident Norbert Lammert, der tief in die Lebensstationen Hoffmanns einstieg und sich ebensowenig wie der einstige Kulturdezernent scheute, dessen Mitgliedschaft in der NSDAP während seiner Jugend zu erwähnen. Mitte der 1960er-Jahre habe Hoffmann in Oberhausen die Kurzfilmtage gegründet und dort fünf Jahre als Kulturdezernent gewirkt, bevor er am Main kraftvoll und glanzvoll das „Amt für Kultur und Freizeit“ bekleidete und 15 Museen und Ausstellungshäuser eröffnete. „Man könnte sagen, es war der teuerste Kulturdezernent, den die Stadt je hatte.“ Seine Politik habe aber auch eine nachhaltige Wirkung gezeigt. Für eine erfolgreiche Kulturpolitik reiche Vision allein nicht aus, es bedürfe auch des dazugehörigen Handwerks. Nach seiner Amtszeit in Frankfurt sei Hoffmann Präsident des Goethe Instituts gewesen und habe in seinem Leben ein Dutzend Bücher geschrieben, darunter auch ein Kompendium über die Taubenzucht im Ruhrgebiet. Auch wenn Lammert aus Überzeugung in einem anderen politischen Lager beheimatet sei, so habe ihn mit Hilmar Hoffmann immer das Verständnis der Kulturpolitik verbunden.
Sichtlich geschmeichelt von den vielen lobenden Worten bekräftigte der 90-jährige Jubilar seinen Leitspruch „Kultur für alle“. Seiner Meinung nach fehle dem Museumsufer der Schlussstein, kehrte Hoffmann zum Thema Museum der Weltkulturen zurück. Abschließend machte er, der in seinem Leben viel herumgekommen ist, der Stadt eine kleine Liebeserklärung: „Wenn man mich fragt, wo ich die beste Zeit meines Lebens verbracht habe, dann sage ich in Frankfurt. Wegen der vielen begeisterungsfähigen Menschen.“
Feldmann als Kämpfer für mehr Kultur
In seiner Rede verweilte Peter Feldmann nicht lange bei Hoffmanns Biografie. Die könne man ohnehin viel besser in Claus-Jürgen Göpferts neuem Buch nachlesen. Der Oberbürgermeister sprach stattdessen lieber von den Entwicklungen, die Hoffmann seit dem 85. Geburtstag bewegt hätten. So habe er den Hessischen Kulturpreis entgegengenommen, sei für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden und habe in seinem hohen Alter weitere Bücher geschrieben, über die Oberbürgermeister von 1945 bis 1995 und eines über seine Amtsvorgängerin Petra Roth. „Wenn ich zwei Amtszeiten durchhalte, könntest Du rechtzeitig zum 100. Geburtstag auch ein Buch über mich schreiben“, frotzelte Feldmann, der auch ganz ernst in seiner Rede davon berichtete, wie Hoffmann noch jetzt die Fäden in Frankfurt ziehe, etwa Preisträger für die Goetheplakette vorschlage und sich aktiv einmische. Etwa bei der unsäglichen Debatte um das Romantikmuseum, das fast den Sparbemühungen der Stadt zum Opfer gefallen wäre. Feldmann sprach von einer „bundesweiten Blamage“. „Außer mir und dem Kulturdezernenten gibt es wenig Politiker in der Stadt, die sich kontrovers mit der Kultur auseinandersetzen. Das ist ein großes Vakuum. Das ist schlecht!“. Feldmann kritisierte die Sparfüchse in der Stadtpolitik – eine klare Breitseite für die schwarz-grüne Regierung, die Feldmann ihrerseits bislang vorhielt, sich nicht genügend für Kultur zu begeistern. Man müsse Kinder und Jugendliche an die Kultur heranführen und die Kultur der Migranten stärker berücksichtigen, forderte Feldmann. Nicht umsonst stehe eine Neugestaltung des Museums der Weltkulturen an der Spitze von Hilmar Hoffmanns Bedürfnispyramide für Frankfurt. Hoffmann würde einen Neubau kaufen, wenn Geld keine Rolle spielte. Seit 1990 sei Hoffmann nicht mehr Kulturdezernent und dennoch spüre man seinen Schatten noch heute überall. Der Konflikt um das Romantikmuseum sei ein Trauerspiel gewesen so wie auch die Knauserigkeit Bei der Unterstützung von Bund und Land für die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Städtische Kulturförderung sei fragil. Und das Museum der Weltkulturen sei nicht Thema der Finanzen, sondern der Politik.
Der teuerste Kulturdezernt ever
Als witzig-spritziger Redner erwies sich Bundestagspräsident Norbert Lammert, der tief in die Lebensstationen Hoffmanns einstieg und sich ebensowenig wie der einstige Kulturdezernent scheute, dessen Mitgliedschaft in der NSDAP während seiner Jugend zu erwähnen. Mitte der 1960er-Jahre habe Hoffmann in Oberhausen die Kurzfilmtage gegründet und dort fünf Jahre als Kulturdezernent gewirkt, bevor er am Main kraftvoll und glanzvoll das „Amt für Kultur und Freizeit“ bekleidete und 15 Museen und Ausstellungshäuser eröffnete. „Man könnte sagen, es war der teuerste Kulturdezernent, den die Stadt je hatte.“ Seine Politik habe aber auch eine nachhaltige Wirkung gezeigt. Für eine erfolgreiche Kulturpolitik reiche Vision allein nicht aus, es bedürfe auch des dazugehörigen Handwerks. Nach seiner Amtszeit in Frankfurt sei Hoffmann Präsident des Goethe Instituts gewesen und habe in seinem Leben ein Dutzend Bücher geschrieben, darunter auch ein Kompendium über die Taubenzucht im Ruhrgebiet. Auch wenn Lammert aus Überzeugung in einem anderen politischen Lager beheimatet sei, so habe ihn mit Hilmar Hoffmann immer das Verständnis der Kulturpolitik verbunden.
Sichtlich geschmeichelt von den vielen lobenden Worten bekräftigte der 90-jährige Jubilar seinen Leitspruch „Kultur für alle“. Seiner Meinung nach fehle dem Museumsufer der Schlussstein, kehrte Hoffmann zum Thema Museum der Weltkulturen zurück. Abschließend machte er, der in seinem Leben viel herumgekommen ist, der Stadt eine kleine Liebeserklärung: „Wenn man mich fragt, wo ich die beste Zeit meines Lebens verbracht habe, dann sage ich in Frankfurt. Wegen der vielen begeisterungsfähigen Menschen.“
25. August 2015, 15.56 Uhr
Nicole Brevoord
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15. November 2024
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