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Ein viktorianischer Abend im English Theatre
Detektiv Rough (Roger Forbes) beschwört Mrs Manningham (Caitlin Shannon), einen klaren Kopf zu behalten – am besten mit Whisky.
Gewiss eignet sich dieses Stück für ein Kammerspiel. Und so ist die Bühne verziert mit schweren Tapeten, mit stilechten Möbeln und knorrigen Bücherregalen, hinten ein Fenster, durch den das schwarzblaue Licht der Nacht schimmert und natürlich die Gaslampen an den Wänden, denn Licht, das Gaslicht gibt dem Stück nicht nur seinen Namen, es spielt eine große Rolle, es hilft den Mörder überführen, der im viktorianischen Haus 20 Jahre zuvor sein Unwesen trieb. Ein Thriller, gewiss. Doch das English Theatre bringt natürlich eine gewisse Portion englischen Humors mit hinein. Insbesondere in der Person des einstigen Detektivs Rough (Roger Forbes), der auf die Allheilkraft des Whiskys vertraut. Die ernste Handlung, die dunkle Ehe zwischen Bella und Jack Manningham, wird dadurch aufgehellt. Man merkt, wie sehr Caitlin Shannon und Robin Kermode ihre Rollen verinnerlicht haben, als sie beim Schlussapplaus ihr Lächeln erst wiederfinden müssen.
Tändelei zwischen Bosheit und Naivität: Mr Manningham (Robin Kermode) und Nancy (Mia Austen).
Man schaut von Beginn an gespannt zu, wie Bella an ihrem Verstand zweifelt, wenn Dinge verschwinden, wenn Jack mit der stupsnasigen Haushälterin Nancy (Mia Austen) tändelt und sich alles auf den Abgrund zubewegt - selbst wenn die Auflösung schon vor der Pause zumindest angedeutet wird. Darüber aber soll hier kein Wort verloren werden. Wer die Verfilmung mit Ingrid Bergman gesehen hat, weiß ohnehin wie's ausgeht. Erwähnt sei nur noch die Idee der Theatermacher, zur Premiere einen Prominenten zu laden, vielleicht, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Das funktioniert tatsächlich, zumindest gestern. Claus Theo Gärtner musste zwar kurzfristig absagen (war aber mit Dreharbeiten zu "Ein Fall für Zwei" nur einen Häuserblock entfernt, wie man versicherte), dafür war die Moderatorin Sonya Kraus zugegen, die im vergangenen Jahr erst in "A Picasso" auf ebendieser Bühne stand. Der Effekt: die Pausengespräche drehen sich nicht mehr nur ums Stück, sondern darum, ob die Blonde nun echten Pelz trägt (geht gar nicht) oder ihr darunterliegendes Paillettenkleid Auflösungstendenzen zeigt (auch Stars haben alltägliche Probleme). Matula wurde jedenfalls nicht vermisst.
Fotos: English Theatre
14. September 2008, 09.16 Uhr
Nils Bremer
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