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Ein Querschnitt durchs Erdreich in Sindlingen

Selten hat man den Eindruck, dass die Graffiti-„Kunstwerke“, die man so an Bahnhöfen, Mauern oder sonstigen Plätzen findet, eine wirkliche Verschönerung der Umgebung darstellen, sind es doch meist nur Namenszüge der „Künstler“ oder lieblos dahingesprühte Hasstiraden gegen verfeindete Fußballvereine. Dass Graffiti aber auch durchaus kunstvoll aussehen kann und sogar echt das Landschaftsbild verschönert, zeigten in den vergangenen Tagen Jugendliche aus Sindlingen.

Die Infraserv Höchst hat zusammen mit dem freischaffenden Künstler und Diplom-Kunstpädagogen Balàzs Vesszösi, genannt BO, eine Graffiti-Aktion initiiert, die eben genau das vorhat, was Graffitis sonst vergeblich versuchen: Die Umgebung zu verschönern. Am  Wochenende hatten Sindlinger Jugendliche die Möglichkeit, die bis dato triste Mauer entlang des Feierabendweges (ja, heißt wirklich so!) unter der Aufsicht von BO künstlerisch zu gestalten. „Jeder kann sich individuell einbringen, aber am Ende muss auch das Gesamtbild stimmig sein. Da ist Zusammenarbeit und Ausdauer enorm wichtig“, sagt Iris Korkus, Leiterin des Kinder- und Jugendhauses in Sindlingen und Hauptorganisatorin des Projekts.
Das Thema „Underground“ haben sich die Teilnehmer selber ausgedacht.  Die Kinder wollen damit zeigen, wie sie sich den Untergrund beziehungsweise das Erdreich vorstellen.  Allerhand Schablonen von Kriechtieren, Hasen, Pilzen und Steinen, -eigens vom Profi angefertigt- wurden angelegt und nach zwei Tagen erstrahlten immerhin 18 der 250 Meter langen Mauer im neuen Gewand. 18 Meter? Warum nur 18 Meter? Nun, am Wochenende herrschten ja bekanntermaßen hochsommerliche Temperaturen und scheinbar verbrachten die Jugendlichen, die eigentlich Hand an die Mauer legen wollten, die Sonnentage wohl doch lieber im Freibad – nur vier Kinder erschienen, zwei davon arbeiteten fast durch. Amin, 12, hatte sichtlich Spaß an der Sache und sagt: „Ich kam gar nicht auf die Idee, ins Freibad zu gehen!“ Wenn da mal nicht ein Künstler in spe spricht! Balàzs Vesszösi erklärt den Kindern die richtige Handhabung der Spraydosen und sorgt dafür, dass die Sicherheit nicht zu kurz kommt: „Wir sprühen nur mit Handschuhen, damit kein Lack auf die Hände gelangt. Bei größeren Flächen sollte außerdem immer ein Mundschutz getragen werden.“
Bis zum Herbst will man die gesamte Mauer entlang des Feierabendweges verschönert haben, die nächsten Sprühaktionen erfolgen nach den hessischen Sommerferien. Bleibt nur zu hoffen, dass dann mehr Kinder die Spraydose in die Hand nehmen, schließlich fehlen noch ein paar Meter. 232, um genau zu sein.

Text, Fotos: Jonas Jung
 
Fotogalerie:
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8. Juni 2010, 13.28 Uhr
Redaktion
 
 
 
 
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