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Doku zum 100. Geburtstag
Heinz Schenk: ein Frankfurter Original
Der Hessische Rundfunk und SWR widmen Heinz Schenk zum 100. Geburtstag eine Dokumentation mit persönlichen Einblicken und privaten Aufnahmen aus seinem Nachlass.
Showmaster, Schauspieler, Sänger: Heinz Schenk konnte mit seiner spontanen Art ein Millionenpublikum unterhalten. Unter der Leitung von Henriette von Hellborn und Sven Waskönig zeigt der Dokumentarfilm „Der 20 Millionen Mann“ eine neue Sicht auf den Entertainer. Nie um einen Spruch verlegen, machte ihn seine Sendung „Zum Blauen Bock“ als abendliche Unterhaltung bundesweit berühmt. Mit hessischem Dialekt und seiner typischen Schlagfertigkeit war er ganz bestimmt ein guter Botschafter für unser Frankfurt. Er wurde jedoch auch abfällig als TV-Michel, Spruchbeutel oder Spießbürger bezeichnet. Schenk polarisierte und war den Menschen sicherlich nicht egal.
„Der obercoolste war er nicht“, heißt es zu Beginn der Dokumentation über Heinz Schenk. Dieses Image geht zurück auf seine eher konservative Art und seiner traditionsbewussten Fernsehshow mit dem für die 70er und 80er Jahre beliebten Schlager. Diese Volkstümlichkeit brachte ihm jedoch eine besondere Nähe zum bundesdeutschen Publikum, die einen Nerv traf. So wirkt der „Blaue Bock“ aus heutiger Sicht zugleich „zeitlos“ und „aus der Zeit gefallen“, wie Regisseur Sven Waskönig anmerkt. Heinz Schenk verstand es, Menschen in seinen Bann zu ziehen: durch Humor und der eher provinziellen Äppelwoi-Romantik seiner Sendung.
David Gern: „Heinz Schenk ist so wie die Deutschen sind“
„Er ist so wie die Deutschen sind“, beschreibt hr-Redakteur David Gern den Entertainer. Provinziell, nicht weltmännisch, dafür aufrecht und zuverlässig. Heinz Schenk war eine Identifikationsfigur und stand im Gegensatz zu den glamourösen Showmastern Hans-Joachim Kulenkampff oder Peter Alexander. Nach dem Zweiten Weltkrieg füllte Schenk mit positiv konnotierten Traditionen wie der geselligen Apfelweinkultur oder der Fastnacht eine Lücke in der Zeit nach dem Nationalsozialismus. Die kriegsmüde Bevölkerung wollte unterhalten werden und hatte einen Drang nach Freude und Spaß in schwierigen Zeiten. Es war die Nostalgie und die Illusion eines geregelten Lebens, das für Heinz Schenk stand. Dazu verband der gebürtige Mainzer gerne Elemente der Fastnacht mit Charme und Humor in sein Programm, schon als Kind war die Zeit der Narren wichtiger Teil seines Lebens.
Hinter Schenks Humor stand eine große existentielle Traurigkeit
Die Dokumentation wirft ein neues Licht auf den privaten Heinz Schenk. Er war ein einsames Kind und eher als Klassenclown und „Spruchbeutel“ bekannt. Hinter seinem Humor nach außen stand eine große existentielle Traurigkeit. Zeit seines Lebens hatte er keinen großen Freundeskreis und schirmte sich und seine geliebte Frau Gerti von der Öffentlichkeit ab. Als sie nach mehr als 60 Ehejahren starb, kehrte die Einsamkeit zurück. Nach dem Ende seiner Show waren die einstigen Gäste nicht mehr in seinem Leben präsent.
In persönlichen Aufnahmen sind ein Heinz Schenk zu sehen, der das Reisen liebte und nur ungern im Eigenheim fotografiert werden wollte. Schenk, der in Wiesbaden-Naurod lebte, liebte das Skatspielen, das Gärtnern und die Fotografie. Und er war - in seinem Alter eher ungewöhnlich - ein Computerfreak. Er hatte sogar wider Erwarten David Lynch Filme in seiner Sammlung. Prominente wie der Mainzer Kabarettist Tobias Mann, Popkultur-Autor Jonas Engelmann, die Journalistin Sabine Bode und Schenks Ziehtochter Margit Sponheimer würdigen den Entertainer aus heutiger Sicht.
Film „Kein Pardon“ als persönliche Persiflage
Mit heutigen Promis wie Hape Kerkeling, hatte Schenk 1993 den Film „Kein Pardon“ gedreht. Er spielte mit dem Charakter „Heinz Wäscher“ einen abgehalfterten Showmaster mit Rhythmusproblemen. Mit dieser Rolle bewies er sein besonderes Verständnis für Ironie, denn es ist eine wunderbare Persiflage auf sich selbst. Er bleibt als „Frankfurter Original“ in Erinnerung, selbst wenn er in Mainz geboren wurde.
Info
Link zur Dokumentation in der ARD-Mediathek hier.
„Der obercoolste war er nicht“, heißt es zu Beginn der Dokumentation über Heinz Schenk. Dieses Image geht zurück auf seine eher konservative Art und seiner traditionsbewussten Fernsehshow mit dem für die 70er und 80er Jahre beliebten Schlager. Diese Volkstümlichkeit brachte ihm jedoch eine besondere Nähe zum bundesdeutschen Publikum, die einen Nerv traf. So wirkt der „Blaue Bock“ aus heutiger Sicht zugleich „zeitlos“ und „aus der Zeit gefallen“, wie Regisseur Sven Waskönig anmerkt. Heinz Schenk verstand es, Menschen in seinen Bann zu ziehen: durch Humor und der eher provinziellen Äppelwoi-Romantik seiner Sendung.
„Er ist so wie die Deutschen sind“, beschreibt hr-Redakteur David Gern den Entertainer. Provinziell, nicht weltmännisch, dafür aufrecht und zuverlässig. Heinz Schenk war eine Identifikationsfigur und stand im Gegensatz zu den glamourösen Showmastern Hans-Joachim Kulenkampff oder Peter Alexander. Nach dem Zweiten Weltkrieg füllte Schenk mit positiv konnotierten Traditionen wie der geselligen Apfelweinkultur oder der Fastnacht eine Lücke in der Zeit nach dem Nationalsozialismus. Die kriegsmüde Bevölkerung wollte unterhalten werden und hatte einen Drang nach Freude und Spaß in schwierigen Zeiten. Es war die Nostalgie und die Illusion eines geregelten Lebens, das für Heinz Schenk stand. Dazu verband der gebürtige Mainzer gerne Elemente der Fastnacht mit Charme und Humor in sein Programm, schon als Kind war die Zeit der Narren wichtiger Teil seines Lebens.
Die Dokumentation wirft ein neues Licht auf den privaten Heinz Schenk. Er war ein einsames Kind und eher als Klassenclown und „Spruchbeutel“ bekannt. Hinter seinem Humor nach außen stand eine große existentielle Traurigkeit. Zeit seines Lebens hatte er keinen großen Freundeskreis und schirmte sich und seine geliebte Frau Gerti von der Öffentlichkeit ab. Als sie nach mehr als 60 Ehejahren starb, kehrte die Einsamkeit zurück. Nach dem Ende seiner Show waren die einstigen Gäste nicht mehr in seinem Leben präsent.
In persönlichen Aufnahmen sind ein Heinz Schenk zu sehen, der das Reisen liebte und nur ungern im Eigenheim fotografiert werden wollte. Schenk, der in Wiesbaden-Naurod lebte, liebte das Skatspielen, das Gärtnern und die Fotografie. Und er war - in seinem Alter eher ungewöhnlich - ein Computerfreak. Er hatte sogar wider Erwarten David Lynch Filme in seiner Sammlung. Prominente wie der Mainzer Kabarettist Tobias Mann, Popkultur-Autor Jonas Engelmann, die Journalistin Sabine Bode und Schenks Ziehtochter Margit Sponheimer würdigen den Entertainer aus heutiger Sicht.
Mit heutigen Promis wie Hape Kerkeling, hatte Schenk 1993 den Film „Kein Pardon“ gedreht. Er spielte mit dem Charakter „Heinz Wäscher“ einen abgehalfterten Showmaster mit Rhythmusproblemen. Mit dieser Rolle bewies er sein besonderes Verständnis für Ironie, denn es ist eine wunderbare Persiflage auf sich selbst. Er bleibt als „Frankfurter Original“ in Erinnerung, selbst wenn er in Mainz geboren wurde.
Link zur Dokumentation in der ARD-Mediathek hier.
4. Dezember 2024, 11.55 Uhr
Lukas Mezler
Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Lukas
Mezler >>
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