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Digitalisierungsstrategie
Städtische Kultur im Netz
Die Ausstellungen und Angebote der Frankfurter Museen sollen künftig für alle Menschen online zugänglich sein. Das Kulturdezernat hat dafür ein Strategiepapier entworfen, mit dem hinter den analogen Museen ein neues, digitales Museum entstehen soll.
Frankfurts Museen sollen digitaler werden. Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) hat deshalb am Donnerstag gemeinsam mit den Direktor:innen vierer Museen eine Digitalisierungsstrategie für den städtischen Kulturbereich vorgestellt. Fünf Millionen Euro und zwanzig neue Stellen fordert sie von der Stadt, um das Ziel der „Kultur für alle – im digitalen Zeitalter“ zu erreichen. „Die Digitalisierung der städtischen Kulturbetriebe ist eine Aufgabe von gesamtstädtischem Interesse“, so Hartwig. Das klassische Verständnis von Museen als analoge Erfahrungsräume sei überholt. Durch die Corona-Pandemie habe die Digitalisierung einen Schub bekommen, die städtischen Museen hätten aber schon vorher einige digitale Angebote entwickelt und hätten damit eine Vorreiterrolle in Frankfurt eingenommen.
Mit dem im Jahr 2020 erstmals verausgabten, fortlaufenden Digitalbudget von 300 000 Euro seien die Museen vor allem bei der Digitalisierung der hauseigenen Sammlung schon vorangekommen. Die Digitalisierungsstrategie sieht zusätzlich neue digitale Vermittlungsangebote und Ausstellungsformate vor, um möglichst vielen Menschen Zugang zu den Museen zu gewähren. So könne hinter dem analogen Museum ein neues, digitales Museum entstehen.
Digitalisierung als Öffnungsstrategie
Die Vernetzung und ein digitaler Diskurs zwischen den Museen, ihren Besucher:innen und Forscher:innen anderer kultureller Einrichtungen weltweit sollen durch die Digitalisierungsmaßnahmen ausgebaut werden. Bereits in der Vergangenheit habe sich gezeigt, wie viele Menschen über digitale Angebote erreicht werden konnten. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums, erinnerte hierbei an ihre Veranstaltung „Denken ohne Geländer“ mit Igor Levit und Michel Friedman, die Anfang Dezember als Livestream stattfand und mittlerweile von mehr als 3800 Menschen angeschaut worden sei. „Hätte die Veranstaltung nur vor Ort stattgefunden, hätten wir das nie in dieser Menge gehabt“, sagte Wenzel. Aktuell führe man wöchentlich zwei bis drei Online-Veranstaltungen durch und kommuniziere so mit etwa 30 000 Menschen jede Woche. „Das ist etwa das Zehnfache der Besucherzahlen, mit denen wir im Physischen rechnen“, so Wenzel.
Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums, die Digitalisierung der Frankfurter Museen als „Öffnungsstrategie“. Online-Veranstaltungen und -Führungen sind dabei nur ein Aspekt. Wie Kulturdezernentin Ina Hartwig sehen auch die Museumdirektor:innen die Notwendigkeit, ihre Ausstellungen digital zugänglich zu machen. Mit dem „Stadtlabor Digital“ des Historischen Museums, in dem Nutzer:innen sich selbst einbringen können, wolle man zu einem „nahbaren, kommunikativen und offenen Museum“ werden, so Gerchow. Für die Zukunft seien auch vor Ort digitale Zusatzangebote wie Medienstationen oder Fotoboxen geplant.
Zugriff auf Erfahrungen in aller Welt
Für Eva Raabe, Direktorin des Weltkulturen Museums, und Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums, ist vor allem der Austausch mit Kolleg:innen und Interessierten in aller Welt ein wesentlicher Faktor der Digitalisierung. So wolle man im Weltkulturen Museum auf lange Sicht eine Online-Datenbank entwickeln, die für alle zugänglich sein soll. Im Archäologischen Museum steht ebenfalls die digitale Erschließung von Objekten, Ausgrabungen oder Plänen an, die beispielsweise in der Frankfurter Datenbank METAhub zugänglich sein sollen. Mit dem bereits angeschafften 3D-Laserscanner, könne man zudem auf Erfahrungen und Wissen aus aller Welt zurückgreifen und somit auch selbst mehr über Objekte erfahren, über die man bisher nur wenig oder gar nichts wisse, so David.
Nachholbedarf sehen die Museumsdirektor:innen und die Kulturdezernentin beim Thema W-Lan. Noch immer sind nicht alle Museen in Frankfurt mit freiem W-Lan ausgestattet. Für einen Ausbau der digitalen Angebote sei dies aber unerlässlich, war sich das Podium einig. Sorge, dass die zunehmende Digitalisierung sich negativ auf die Besucherzahlen vor Ort auswirken könnte, machen sich die Museumsdirektor:innen nicht. Studien und Erfahrungen hätten gezeigt, dass die digitalen Angebote die analogen Ausstellungen eher befördern würden, so Mirjam Wenzel. Jan Gerchow könne sich dennoch vorstellen, beispielsweise Online-Führungen im Historischen Museum kostenpflichtig anzubieten. „Die ‚open culture‘ hat aber natürlich das Ziel, den größten Teil der Angebote kostenfrei zur Verfügung zu stellen“, so Gerchow.
Mit dem im Jahr 2020 erstmals verausgabten, fortlaufenden Digitalbudget von 300 000 Euro seien die Museen vor allem bei der Digitalisierung der hauseigenen Sammlung schon vorangekommen. Die Digitalisierungsstrategie sieht zusätzlich neue digitale Vermittlungsangebote und Ausstellungsformate vor, um möglichst vielen Menschen Zugang zu den Museen zu gewähren. So könne hinter dem analogen Museum ein neues, digitales Museum entstehen.
Digitalisierung als Öffnungsstrategie
Die Vernetzung und ein digitaler Diskurs zwischen den Museen, ihren Besucher:innen und Forscher:innen anderer kultureller Einrichtungen weltweit sollen durch die Digitalisierungsmaßnahmen ausgebaut werden. Bereits in der Vergangenheit habe sich gezeigt, wie viele Menschen über digitale Angebote erreicht werden konnten. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums, erinnerte hierbei an ihre Veranstaltung „Denken ohne Geländer“ mit Igor Levit und Michel Friedman, die Anfang Dezember als Livestream stattfand und mittlerweile von mehr als 3800 Menschen angeschaut worden sei. „Hätte die Veranstaltung nur vor Ort stattgefunden, hätten wir das nie in dieser Menge gehabt“, sagte Wenzel. Aktuell führe man wöchentlich zwei bis drei Online-Veranstaltungen durch und kommuniziere so mit etwa 30 000 Menschen jede Woche. „Das ist etwa das Zehnfache der Besucherzahlen, mit denen wir im Physischen rechnen“, so Wenzel.
Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums, die Digitalisierung der Frankfurter Museen als „Öffnungsstrategie“. Online-Veranstaltungen und -Führungen sind dabei nur ein Aspekt. Wie Kulturdezernentin Ina Hartwig sehen auch die Museumdirektor:innen die Notwendigkeit, ihre Ausstellungen digital zugänglich zu machen. Mit dem „Stadtlabor Digital“ des Historischen Museums, in dem Nutzer:innen sich selbst einbringen können, wolle man zu einem „nahbaren, kommunikativen und offenen Museum“ werden, so Gerchow. Für die Zukunft seien auch vor Ort digitale Zusatzangebote wie Medienstationen oder Fotoboxen geplant.
Zugriff auf Erfahrungen in aller Welt
Für Eva Raabe, Direktorin des Weltkulturen Museums, und Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums, ist vor allem der Austausch mit Kolleg:innen und Interessierten in aller Welt ein wesentlicher Faktor der Digitalisierung. So wolle man im Weltkulturen Museum auf lange Sicht eine Online-Datenbank entwickeln, die für alle zugänglich sein soll. Im Archäologischen Museum steht ebenfalls die digitale Erschließung von Objekten, Ausgrabungen oder Plänen an, die beispielsweise in der Frankfurter Datenbank METAhub zugänglich sein sollen. Mit dem bereits angeschafften 3D-Laserscanner, könne man zudem auf Erfahrungen und Wissen aus aller Welt zurückgreifen und somit auch selbst mehr über Objekte erfahren, über die man bisher nur wenig oder gar nichts wisse, so David.
Nachholbedarf sehen die Museumsdirektor:innen und die Kulturdezernentin beim Thema W-Lan. Noch immer sind nicht alle Museen in Frankfurt mit freiem W-Lan ausgestattet. Für einen Ausbau der digitalen Angebote sei dies aber unerlässlich, war sich das Podium einig. Sorge, dass die zunehmende Digitalisierung sich negativ auf die Besucherzahlen vor Ort auswirken könnte, machen sich die Museumsdirektor:innen nicht. Studien und Erfahrungen hätten gezeigt, dass die digitalen Angebote die analogen Ausstellungen eher befördern würden, so Mirjam Wenzel. Jan Gerchow könne sich dennoch vorstellen, beispielsweise Online-Führungen im Historischen Museum kostenpflichtig anzubieten. „Die ‚open culture‘ hat aber natürlich das Ziel, den größten Teil der Angebote kostenfrei zur Verfügung zu stellen“, so Gerchow.
12. Februar 2021, 12.05 Uhr
Laura Oehl
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