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Die Woche (XIII)
Primetime beim Fernsehen des Hessischen Rundfunks, das heißt: heute Abend Musikantendampfer, morgen Abend Kein schöner Land, übermorgen Abend Schlösser in Nordhessen, gefolgt von Schlösser und Burgen im Odenwald. So sieht es aus, das freche, frische Fernsehen vom Sender an der Bertramswiese. Und das geht nun schon seit Wochen, seit Monaten so. Nun hatte der HR in der vergangenen Woche mit der Meldung überrascht, weiter sparen zu müssen. Und so soll unter anderem das Radio-Kinderprogramm Domino wegfallen. Und beim Fernsehen? Die Eigenproduktionsquote von derzeit 20 Prozent soll weiter gesenkt werden, wie der epd schreibt. Also: mehr Volksmusik aus der Konserve und zeitlos schöne Hessenansichten. Der Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir hat dazu in dieser Woche einen netten Brief an HR-Intendant Reitze geschickt (hier als PDF zu besichtigen). Das eigentliche Problem des Briefes, nämlich zu nett zu sein, wurde aber von Tageszeitungen wie der FAZ wohl übersehen und so verdichtete sich das Schreiben in der Berichterstattung zu einer Anklage ("verheerend", "HR schadet sich selbst" etc.). Immerhin: der Intendant versprach noch einmal nachzudenken.
Nicht wirklich nachgedacht hat hingegen mal wieder unser Wirtschaftsminister Guttenberg. Aber gut, so sind manch Politiker nun mal, wenn sich ihnen Kamera und Mikrofon entgegenstrecken. Mittlerweile haben sich weit über 50.000 Menschen als, um in Guttenbergs Worten zu bleiben, Kinderpornographie-Befürworter geoutet, eine Tatsache übrigens, die in den hiesigen Blogs mehr Resonanz gefunden hat, als jede Straßendemonstration mit doppelt sovielen Teilnehmern. Es geht ja auch ums Netz und gegen Zensur, da darf man dann auch ruhig mal politisch werden. Oder satirisch.
Der Flughafenausbau interessiert dagegen traurigerweise so gut wie niemanden. Keine Atempause, Geschichte wird gemacht. Lediglich der Schädel einer längst verstorbenen Dame leistet beharrlich Widerstand. Und mit dieser beruhigenden Aussicht erklären wir die Protest-Woche für aufgelöst.
10. Mai 2009, 14.22 Uhr
Nils Bremer
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