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Die-Wette-Autorin Anne Carina Hashagen im Gespräch
"Ein leichter Eskapismus war mir immer schon zu eigen"
Hauptberuflich arbeitet Anne Carina Hashagen in einer Bank – doch nun ist sie wieder einmal unter die Buchautoren gegangen. "Die Wette" führt in eine mystische Kleinstadt des 19. Jahrhunderts.
Journal Frankfurt: Ihr Buch entführt uns in eine Zeit, die sehr fern erscheint. Die kleine Stadt Kirchbrück erscheint erst wie eine Idylle, dann wird es rasch düster. Gab es ein reales Vorbild für die Geschichte?
Anna Carina Hashagen: Die Geschichte spielt Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, eine Zeit, in der auch die Schauerromane von E.T.A Hoffmann oder Edgar Allan Poe angesiedelt sind. Eine dörflich geprägte deutsche Kleinstadt, in der noch der Pfarrer die Volksschule leitet, und der Beginn der Industrialisierung erst vage zu spüren ist. Die Idee, dass ein geheimnisvoller Jahrmarkt das Böse in ein verschlafenes Städtchen bringt, fand ich immer schon faszinierend. Ursprünglich wollte ich die Geschichte in Frankfurt spielen lassen (so wie bei meinem Buch „Anton Pfeiffer & der Hexensabbat“), und zwar in der historischen Altstadt mit seinen vielen kleinen Handwerksbetrieben. Ich habe mich dann jedoch für das fiktionale Kirchbrück entschieden.
Wie finden Sie überhaupt die Inspiration für solche Geschichten? In einer Bibliothek, wie der Einstieg in das Buch vermuten lässt?
Tatsächlich kam die Idee bei einem Besuch in der Frankfurter Stadtbibliothek. Ich hatte dort eine alte Verfilmung von Theodor Storms „Pole Poppenspäler“ in der Hand. Der auf dem DVD-Cover abgebildete, diabolisch grinsende Kasperl lieferte quasi den Ausgangspunkt für meine Geschichte. Der metafiktionale Einstieg – ein Schriftsteller, der beim Betrachten einer historischen Fotografie die teuflische Inspiration zu der Geschichte hat – ist also in gewisser Weise autobiografisch.
Wie funktioniert die Recherche für so ein Werk – wo erschließen Sie jene Quellen, die den kleinen Ort und seine Charaktere als realistisch erscheinen lassen?
Es gibt gute Sachbücher, die Leben und Alltag in der Zeit des neunzehnten Jahrhunderts darstellen. Wenn man einen historischen Roman schreiben will, kommt man um Recherche nicht herum. Gleichzeitig finde ich solche Recherche sehr vergnüglich und mit das Schönste am Schreiben.
Hilmar Hoffmann vergleicht das Werk mit E.T.A. Hoffmann – ein Vorbild für Sie als Autorin?
Ich mag die schaurigen Geschichten von E.T.A Hoffmann, auch wenn sie sich heute eher altmodisch lesen. Eine direkte Hommage an E.T.A Hoffmann ist „Das öde Haus“ aus seiner gleichnamigen Novelle, das auch bei mir vorkommt. In den schaurigen Szenen sind noch diverse andere Klassiker versteckt, z.B. Kafkas Türhüter oder auch „Die schwarze Spinne“, ein echter Horror-Klassiker von Jeremias Gotthelf. Ich mag postmoderne Romane, den meisten Lesern fallen diese Anspielungen allerdings gar nicht auf.
Das Buch hat seine dunklen wie mystischen Momente. Was fasziniert Sie daran?
Ich bin ein Fan von Terry Gilliam und liebe Filme, bei denen sich die Realität mit Skurrilem und Fantastischem vermischt. Ein geheimnisvolles Puppenspiel und auch die Kulisse des neunzehnten Jahrhunderts bieten viel Potenzial für Dunkles und Mystisches.
Wie einfach ist es, sich in solche Welten zu versetzen, wenn man tagsüber in einer Frankfurter Bank arbeitet und Kleinstädte aus dem 19. Jahrhundert unendlich fern erscheinen mögen?
Ein leichter Eskapismus war mir immer schon zu eigen. Als Kind habe ich stundenlang Bilder mit Szenen aus meinen Lieblingsbüchern gezeichnet oder mir Lieblingsfilme, z.B. „Momo“, dreimal nacheinander im Kino angeschaut. Der verträumte Wesenszug hat sich wohl bis heute gehalten.
Es ist von einem Drehbuch die Rede – wird „Die Wette“ tatsächlich verfilmt?
Ich habe eine amerikanische Agentin, die sich „Die Wette“ gut als Film vorstellen kann, daher schreibe ich aktuell die englische Drehbuch-Version. Drehbücher sind viel kürzer und visueller als Romane, ein wirklich spannendes Projekt. In Hollywood ist Märchenhaftes gerade angesagt (z.B. „Shape of Water“), ebenso die Mischung aus Horror und Coming of Age, wie z.B. die Neuverfilmung von „Es“ von Stephen King letztes Jahr. Der Weg vom Drehbuch zur tatsächlichen Verfilmung ist natürlich ein weiter, und es gehört am Ende viel Glück dazu.
Anne Carina Hashagen: Die Wette, erschienen 2018; das Buch kann bei Amazon.de für 8,99 Euro als Taschenbuch oder für 0,99 Euro als eBook erworben werden. Sämtliche Bücher der Autorin sind hier zu finden.
Anna Carina Hashagen: Die Geschichte spielt Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, eine Zeit, in der auch die Schauerromane von E.T.A Hoffmann oder Edgar Allan Poe angesiedelt sind. Eine dörflich geprägte deutsche Kleinstadt, in der noch der Pfarrer die Volksschule leitet, und der Beginn der Industrialisierung erst vage zu spüren ist. Die Idee, dass ein geheimnisvoller Jahrmarkt das Böse in ein verschlafenes Städtchen bringt, fand ich immer schon faszinierend. Ursprünglich wollte ich die Geschichte in Frankfurt spielen lassen (so wie bei meinem Buch „Anton Pfeiffer & der Hexensabbat“), und zwar in der historischen Altstadt mit seinen vielen kleinen Handwerksbetrieben. Ich habe mich dann jedoch für das fiktionale Kirchbrück entschieden.
Wie finden Sie überhaupt die Inspiration für solche Geschichten? In einer Bibliothek, wie der Einstieg in das Buch vermuten lässt?
Tatsächlich kam die Idee bei einem Besuch in der Frankfurter Stadtbibliothek. Ich hatte dort eine alte Verfilmung von Theodor Storms „Pole Poppenspäler“ in der Hand. Der auf dem DVD-Cover abgebildete, diabolisch grinsende Kasperl lieferte quasi den Ausgangspunkt für meine Geschichte. Der metafiktionale Einstieg – ein Schriftsteller, der beim Betrachten einer historischen Fotografie die teuflische Inspiration zu der Geschichte hat – ist also in gewisser Weise autobiografisch.
Wie funktioniert die Recherche für so ein Werk – wo erschließen Sie jene Quellen, die den kleinen Ort und seine Charaktere als realistisch erscheinen lassen?
Es gibt gute Sachbücher, die Leben und Alltag in der Zeit des neunzehnten Jahrhunderts darstellen. Wenn man einen historischen Roman schreiben will, kommt man um Recherche nicht herum. Gleichzeitig finde ich solche Recherche sehr vergnüglich und mit das Schönste am Schreiben.
Hilmar Hoffmann vergleicht das Werk mit E.T.A. Hoffmann – ein Vorbild für Sie als Autorin?
Ich mag die schaurigen Geschichten von E.T.A Hoffmann, auch wenn sie sich heute eher altmodisch lesen. Eine direkte Hommage an E.T.A Hoffmann ist „Das öde Haus“ aus seiner gleichnamigen Novelle, das auch bei mir vorkommt. In den schaurigen Szenen sind noch diverse andere Klassiker versteckt, z.B. Kafkas Türhüter oder auch „Die schwarze Spinne“, ein echter Horror-Klassiker von Jeremias Gotthelf. Ich mag postmoderne Romane, den meisten Lesern fallen diese Anspielungen allerdings gar nicht auf.
Das Buch hat seine dunklen wie mystischen Momente. Was fasziniert Sie daran?
Ich bin ein Fan von Terry Gilliam und liebe Filme, bei denen sich die Realität mit Skurrilem und Fantastischem vermischt. Ein geheimnisvolles Puppenspiel und auch die Kulisse des neunzehnten Jahrhunderts bieten viel Potenzial für Dunkles und Mystisches.
Wie einfach ist es, sich in solche Welten zu versetzen, wenn man tagsüber in einer Frankfurter Bank arbeitet und Kleinstädte aus dem 19. Jahrhundert unendlich fern erscheinen mögen?
Ein leichter Eskapismus war mir immer schon zu eigen. Als Kind habe ich stundenlang Bilder mit Szenen aus meinen Lieblingsbüchern gezeichnet oder mir Lieblingsfilme, z.B. „Momo“, dreimal nacheinander im Kino angeschaut. Der verträumte Wesenszug hat sich wohl bis heute gehalten.
Es ist von einem Drehbuch die Rede – wird „Die Wette“ tatsächlich verfilmt?
Ich habe eine amerikanische Agentin, die sich „Die Wette“ gut als Film vorstellen kann, daher schreibe ich aktuell die englische Drehbuch-Version. Drehbücher sind viel kürzer und visueller als Romane, ein wirklich spannendes Projekt. In Hollywood ist Märchenhaftes gerade angesagt (z.B. „Shape of Water“), ebenso die Mischung aus Horror und Coming of Age, wie z.B. die Neuverfilmung von „Es“ von Stephen King letztes Jahr. Der Weg vom Drehbuch zur tatsächlichen Verfilmung ist natürlich ein weiter, und es gehört am Ende viel Glück dazu.
Anne Carina Hashagen: Die Wette, erschienen 2018; das Buch kann bei Amazon.de für 8,99 Euro als Taschenbuch oder für 0,99 Euro als eBook erworben werden. Sämtliche Bücher der Autorin sind hier zu finden.
22. Mai 2018, 15.40 Uhr
nil
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