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"Die Vielen" präsentieren Frankfurter Erklärung
Kulturpolitisches Zeichen: "Wir sind viele - jede*r einzelne von uns"
Über 50 Frankfurter Kulturinstitutionen haben sich jetzt zusammengetan, um sich unter dem Label "Die Vielen" gegen die Kräfte zu stellen, die eine plurale Gesellschaft bedrohen. Die Aktion findet bundesweit in 18 weiteren Städten statt.
Es ist unübersichtlich am Freitagmorgen im Historischen Museum: Lauter bekannte Gesichter aus der Kulturszene füllen den Saal. "Die Vielen" sind viele - das sieht man sofort. Vertreter vieler unterschiedlicher Frankfurter Kultur-Institutionen reihen sich im Saal hinter der Rednerin auf. Sophie Osburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main, trägt die "Frankfurter Erklärung" vor und erklärt, was es mit diesem Zusammenschluss auf sich hat.
Es handelt sich dabei um eine bundesweite Aktion. Zeitgleich fänden in 14 weiteren Städten ähnliche Erklärungen statt, so Osburg. Bei der Kampagne schließen sich Institutionen der Kunst, Kultur, Wissenschaft und freie Kulturschaffende zusammen, um für eine pluralistische Gesellschaft und gegen rechtskonservative Kräfte einzustehen. "Die Entwicklungen in Frankfurt, Deutschland und Europa beobachten wir mir Besorgnis", sagt Osburg. Man werde keine Verschiebung nach rechts oder generell hin zu menschenverachtenden Perspektiven dulden, so die Wissenschaftlerin. "Frankfurt ist eine diverse, vielfältige Stadt." In Berlin, Hamburg, Dresden und NRW hat es bereits im November letzten Jahres solche Erklärungen gegeben.
"Frankfurt ist für uns die Stadt demokratischer Tradition und Toleranz, der künstlerischen Avantgarde und kritischen Theorie, des Buch- und Verlagswesens und einer diversen Stadtgesellschaft, die unser aller Zuhause ist", verliest Osburg. Zu dieser Geschichte gehöre aber auch die Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten bis hin zu den Verbrechen des Nationalsozialismus. Diese seien nicht zuletzt an jenen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern verübt worden, welchen die Stadt viele ihrer Institutionen in Kultur und Bildung maßgeblich verdanke, heißt es weiter in der Erklärung.
Die 55 erstunterzeichneten Institutionen setzen mit diesem Schulterschluss ein Zeichen. Was daraus folgen kann, ist noch im Entstehen. Man versuche sich ein Mal im Monat zu treffen, um kulturelle Strategien auszuarbeiten gegen die populistischen Kräfte. Alexander Leiffheidt, Dramaturg am Schauspiel Frankfurt, erklärt, wie die AfD im Frankfurter Stadtparlament versuche, die Daseinsberechtigung kultureller Institutionen infrage zu stellen. Diese Anträge, die die rechtspopulistische Partei an den Magistrat stelle, seien Anträge, die genau so auch in anderen Städten eingereicht werden würden.
"Das ist ein Copy-Paste-Prinzip. Und auch wenn diese Anträge abgelehnt werden, so verursachen sie eine Menge Arbeit und kosten viel Zeit", so der Dramaturg. Dies sei für den Bürger meist gar nicht sichtbar. Da gibt es Anträge, die die Finanzierung von kleinen Bühnen infrage stellen, vom CSD oder vom Hessischen Rundfunk - nur um einige Beispiele zu nennen.
"Kunst ist frei von Wertungskriterien", so Christina Lutz, Referentin der Künstlerischen Betriebsdirektion am Schauspiel Frankfurt. Die AfD versuche eben solche Kriterien für eine Förderung festzulegen. Das verschiebe nicht nur den Diskurs, sondern schüre auch Ressentiments und ebne den Weg für Akteure, die zu mehr bereit seien. Es werden die Brandanschläge der jüngsten Zeit auf links-alternative Institutionen in Frankfurt angesprochen. Die Institutionen wollen sich aber auch kritisch selbst befragen und erörtern, ob programmatisch oder strukturell diskriminiert oder ausgeschlossen wird.
Die Initiative für die Kampagne ergriff Matthias Pees, Intendant des Mousonturms. Die Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) unterstützt die Kampagne "von Herzen" und ermutigt die Akteure dranzubleiben. "Wir müssen die Vielfalt und die Freiheit von Kunst und Kultur gegen die Einnahme von Identitären verteidigen", sagt die Dezernentin.
>> Mehr Informationen und die Liste der erstunterzeichneten Institutionen unter www.dievielen.de.
Es handelt sich dabei um eine bundesweite Aktion. Zeitgleich fänden in 14 weiteren Städten ähnliche Erklärungen statt, so Osburg. Bei der Kampagne schließen sich Institutionen der Kunst, Kultur, Wissenschaft und freie Kulturschaffende zusammen, um für eine pluralistische Gesellschaft und gegen rechtskonservative Kräfte einzustehen. "Die Entwicklungen in Frankfurt, Deutschland und Europa beobachten wir mir Besorgnis", sagt Osburg. Man werde keine Verschiebung nach rechts oder generell hin zu menschenverachtenden Perspektiven dulden, so die Wissenschaftlerin. "Frankfurt ist eine diverse, vielfältige Stadt." In Berlin, Hamburg, Dresden und NRW hat es bereits im November letzten Jahres solche Erklärungen gegeben.
"Frankfurt ist für uns die Stadt demokratischer Tradition und Toleranz, der künstlerischen Avantgarde und kritischen Theorie, des Buch- und Verlagswesens und einer diversen Stadtgesellschaft, die unser aller Zuhause ist", verliest Osburg. Zu dieser Geschichte gehöre aber auch die Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten bis hin zu den Verbrechen des Nationalsozialismus. Diese seien nicht zuletzt an jenen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern verübt worden, welchen die Stadt viele ihrer Institutionen in Kultur und Bildung maßgeblich verdanke, heißt es weiter in der Erklärung.
Die 55 erstunterzeichneten Institutionen setzen mit diesem Schulterschluss ein Zeichen. Was daraus folgen kann, ist noch im Entstehen. Man versuche sich ein Mal im Monat zu treffen, um kulturelle Strategien auszuarbeiten gegen die populistischen Kräfte. Alexander Leiffheidt, Dramaturg am Schauspiel Frankfurt, erklärt, wie die AfD im Frankfurter Stadtparlament versuche, die Daseinsberechtigung kultureller Institutionen infrage zu stellen. Diese Anträge, die die rechtspopulistische Partei an den Magistrat stelle, seien Anträge, die genau so auch in anderen Städten eingereicht werden würden.
"Das ist ein Copy-Paste-Prinzip. Und auch wenn diese Anträge abgelehnt werden, so verursachen sie eine Menge Arbeit und kosten viel Zeit", so der Dramaturg. Dies sei für den Bürger meist gar nicht sichtbar. Da gibt es Anträge, die die Finanzierung von kleinen Bühnen infrage stellen, vom CSD oder vom Hessischen Rundfunk - nur um einige Beispiele zu nennen.
"Kunst ist frei von Wertungskriterien", so Christina Lutz, Referentin der Künstlerischen Betriebsdirektion am Schauspiel Frankfurt. Die AfD versuche eben solche Kriterien für eine Förderung festzulegen. Das verschiebe nicht nur den Diskurs, sondern schüre auch Ressentiments und ebne den Weg für Akteure, die zu mehr bereit seien. Es werden die Brandanschläge der jüngsten Zeit auf links-alternative Institutionen in Frankfurt angesprochen. Die Institutionen wollen sich aber auch kritisch selbst befragen und erörtern, ob programmatisch oder strukturell diskriminiert oder ausgeschlossen wird.
Die Initiative für die Kampagne ergriff Matthias Pees, Intendant des Mousonturms. Die Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) unterstützt die Kampagne "von Herzen" und ermutigt die Akteure dranzubleiben. "Wir müssen die Vielfalt und die Freiheit von Kunst und Kultur gegen die Einnahme von Identitären verteidigen", sagt die Dezernentin.
>> Mehr Informationen und die Liste der erstunterzeichneten Institutionen unter www.dievielen.de.
1. Februar 2019, 12.46 Uhr
Tamara Marszalkowski
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