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Die Rodgau Monotones im Buch
Offen, willig, zugewandt ...
Anfang März feierten die Rodgau Monotones 40. Geburtstag. Jetzt widmet Oliver Zils der Band sein Buch „Wollt ihr Musik, oder was?”. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit dem Autor, wie es zu dem Projekt kam und welche Botschaft er damit verbindet.
JOURNAL FRANKFURT: Was trieb Sie an, ein Buch über die Rodgau Monotones zu schreiben?
OLIVER ZILS (Foto links): Zunächst einmal der Societäts-Verlag. Denn der hat mich nach meinem Erstling „Alex Schur. 24“ (über den Fußball-Profi, Anm. d. Red.) gefragt, ob ich mir vorstellen könne, ein Buch über die Monotones zu machen. Ich hatte sofort Lust, zumal es sich bei ihnen wie beim Eintracht-Spieler um hessische Ikonen handelt. Die Band ist mir als Hesse natürlich vertraut, ich hatte aber die Ahnung, dass ich auch viel Unbekanntes entdecken würde. Und so war es dann auch.
Sie haben einen journalistischen Background, aber war der Fan in Ihnen eher der Motor sich dem Projekt zu widmen?
Nein, der Fan war es nicht. Es war der Geschichten-Fan, der neugierig war, wie sich allgemeine oder eigene Klischees von der Innenansicht der Band unterscheiden und wie die Musiker selbst diese Achterbahnfahrt über vier Jahrzehnte wahrgenommen haben.
40 Jahre Rodgau Monotones galt es jüngst in der ausverkauften Stadthalle Offenbach zu feiern ... Hatten Sie Material in all den Jahre gesammelt oder haben Sie mit Ihrer Recherche bei Null angefangen?
Die Recherche begann, als ich den Auftrag bekam. Mein „Dossier“ bestand bis April 2017 aus zwei LPs und guten Erinnerungen an Konzertbesuche in der Jugend. Die Materialsammlung ist erst bei der gezielten Auseinandersetzung mit der Band entstanden.
Oft bleiben Künstler, über die geschrieben werden soll, eher reserviert. Wie haben die Monotones reagiert, als Sie sie mit der Idee konfrontiert haben?
Offen, willig, zugewandt, differenziert. Sogar Dankbarkeit war zu spüren, darüber, dass sich jemand gründlich mit ihrer ganzen Geschichte auseinandersetzen wollte. Ich habe mich über Monate in unterschiedlichen Konstellationen mit ihnen getroffen, mal im Einzelgespräch, mal in Gruppensituationen. Jeder hat auf seine Art geantwortet und mitgewirkt.
@ Societäts-Verlag
Mit welchen Geschichten aus der Vergangenheit konnten die Jungs Sie sogar noch überraschen und worum genau ging es Ihnen – vor allem auch das Unverhoffte, weniger Bekannte über die Monotones herauszufinden und zu publizieren?
Zu 1. Richtig überraschend im Sinne von „Wow, das hätte ich nie gedacht“ war da wenig. Ich kannte halt viele Details nicht. Die Geschichte mit dem Major-Label-Deal bei WEA und die Zusammenarbeit mit einem vermeintlich großen Produzenten, die zum Fiasko wurde und die zumindest geschäftlich einen Abstieg dargestellt hat, war ein solches, sehr interessantes. Ins Auge fiel, wie unterschiedlich die Erinnerung der Bandmitglieder im Hinblick auf manche Begebenheiten ausfiel wie in Bezug auf die Vorfälle beim Festival „Rock gegen Rechts“. Zum zweiten Teil der Frage: Ja, ganz genau darum ging es: Aus dem Beziehungsgefüge der Band zu berichten, Details zu finden, nachzuzeichnen, wie Kritik-, Streit- und Versöhnungskultur aussahen, aber auch Witziges zu Tage zu fördern.
Klar sind die Rodgaus ein überwiegend regionales Phänomen und trotzdem – sie auf Lokalmatadoren zu reduzieren ist so unfair und falsch, wie immer wieder nur das Festzelt mit ihnen zu assoziieren. Ging es Ihnen auch darum, die Jungs (plus dem Mädel) richtig zu positionieren und wo sehen Sie persönlich sie im Kanon der deutschsprachigen Bands?
Da haben Sie Recht. Ich wollte tatsächlich möglichst viele Facetten zusammentragen und klarmachen, dass das Bild nicht so eindeutig ist. Mit der von außen vorgenommenen Positionierung als hessische Folklore-Klamauk-Band haben sich die Monotones ja zurecht schwergetan. Wo ich sie sehe? Was Sound und Live-Performance angeht, als eine der besten deutschen Rockbands: einfallsreich, unverwechselbar, homogen, bisweilen virtuos. Sie sind oft ein wenig unterschätzt worden, auch weil sie ohne Attitüde unterwegs waren. Das war fürs Geschäftliche nicht immer gut, für den Spaß und ihre Langlebigkeit war es Voraussetzung.
>> Oliver Zils: Wollt ihr Musik, oder was?, Societäts-Verlag, 208 Seiten, 25 Euro
>> Ein Abend mit den Rodgau Monotones, Lesung mit Musik, Frankfurt, Brotfabrik, 4.12., 20 Uhr, Eintritt: 12 Euro
OLIVER ZILS (Foto links): Zunächst einmal der Societäts-Verlag. Denn der hat mich nach meinem Erstling „Alex Schur. 24“ (über den Fußball-Profi, Anm. d. Red.) gefragt, ob ich mir vorstellen könne, ein Buch über die Monotones zu machen. Ich hatte sofort Lust, zumal es sich bei ihnen wie beim Eintracht-Spieler um hessische Ikonen handelt. Die Band ist mir als Hesse natürlich vertraut, ich hatte aber die Ahnung, dass ich auch viel Unbekanntes entdecken würde. Und so war es dann auch.
Sie haben einen journalistischen Background, aber war der Fan in Ihnen eher der Motor sich dem Projekt zu widmen?
Nein, der Fan war es nicht. Es war der Geschichten-Fan, der neugierig war, wie sich allgemeine oder eigene Klischees von der Innenansicht der Band unterscheiden und wie die Musiker selbst diese Achterbahnfahrt über vier Jahrzehnte wahrgenommen haben.
40 Jahre Rodgau Monotones galt es jüngst in der ausverkauften Stadthalle Offenbach zu feiern ... Hatten Sie Material in all den Jahre gesammelt oder haben Sie mit Ihrer Recherche bei Null angefangen?
Die Recherche begann, als ich den Auftrag bekam. Mein „Dossier“ bestand bis April 2017 aus zwei LPs und guten Erinnerungen an Konzertbesuche in der Jugend. Die Materialsammlung ist erst bei der gezielten Auseinandersetzung mit der Band entstanden.
Oft bleiben Künstler, über die geschrieben werden soll, eher reserviert. Wie haben die Monotones reagiert, als Sie sie mit der Idee konfrontiert haben?
Offen, willig, zugewandt, differenziert. Sogar Dankbarkeit war zu spüren, darüber, dass sich jemand gründlich mit ihrer ganzen Geschichte auseinandersetzen wollte. Ich habe mich über Monate in unterschiedlichen Konstellationen mit ihnen getroffen, mal im Einzelgespräch, mal in Gruppensituationen. Jeder hat auf seine Art geantwortet und mitgewirkt.
@ Societäts-Verlag
Mit welchen Geschichten aus der Vergangenheit konnten die Jungs Sie sogar noch überraschen und worum genau ging es Ihnen – vor allem auch das Unverhoffte, weniger Bekannte über die Monotones herauszufinden und zu publizieren?
Zu 1. Richtig überraschend im Sinne von „Wow, das hätte ich nie gedacht“ war da wenig. Ich kannte halt viele Details nicht. Die Geschichte mit dem Major-Label-Deal bei WEA und die Zusammenarbeit mit einem vermeintlich großen Produzenten, die zum Fiasko wurde und die zumindest geschäftlich einen Abstieg dargestellt hat, war ein solches, sehr interessantes. Ins Auge fiel, wie unterschiedlich die Erinnerung der Bandmitglieder im Hinblick auf manche Begebenheiten ausfiel wie in Bezug auf die Vorfälle beim Festival „Rock gegen Rechts“. Zum zweiten Teil der Frage: Ja, ganz genau darum ging es: Aus dem Beziehungsgefüge der Band zu berichten, Details zu finden, nachzuzeichnen, wie Kritik-, Streit- und Versöhnungskultur aussahen, aber auch Witziges zu Tage zu fördern.
Klar sind die Rodgaus ein überwiegend regionales Phänomen und trotzdem – sie auf Lokalmatadoren zu reduzieren ist so unfair und falsch, wie immer wieder nur das Festzelt mit ihnen zu assoziieren. Ging es Ihnen auch darum, die Jungs (plus dem Mädel) richtig zu positionieren und wo sehen Sie persönlich sie im Kanon der deutschsprachigen Bands?
Da haben Sie Recht. Ich wollte tatsächlich möglichst viele Facetten zusammentragen und klarmachen, dass das Bild nicht so eindeutig ist. Mit der von außen vorgenommenen Positionierung als hessische Folklore-Klamauk-Band haben sich die Monotones ja zurecht schwergetan. Wo ich sie sehe? Was Sound und Live-Performance angeht, als eine der besten deutschen Rockbands: einfallsreich, unverwechselbar, homogen, bisweilen virtuos. Sie sind oft ein wenig unterschätzt worden, auch weil sie ohne Attitüde unterwegs waren. Das war fürs Geschäftliche nicht immer gut, für den Spaß und ihre Langlebigkeit war es Voraussetzung.
>> Oliver Zils: Wollt ihr Musik, oder was?, Societäts-Verlag, 208 Seiten, 25 Euro
>> Ein Abend mit den Rodgau Monotones, Lesung mit Musik, Frankfurt, Brotfabrik, 4.12., 20 Uhr, Eintritt: 12 Euro
6. November 2018, 09.25 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
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